28 Feb
Es gibt tatsächlich noch Doktoranden, die ihre Doktorarbeit selbst schreiben und dafür sogar empirische Forschung betreiben! Ein solches leuchtendes Beispiel ist Frank Schneider, Psychologe und Doktorand an der Uni Koblenz-Landau, der in seiner Dissertation der Frage nachgeht, nach welchen Kriterien Zuschauer Filme bewerten. Um das herauszufinden hat er eine Umfrage konzipiert und ins Netz gestellt. Mitmachen, kann ich da nur sagen!
Die Umfrage dauert etwa 20-30 Minuten und enthält abwechselnd Blöcke, die danach fragen was an Filmen gefällt, und Blöcke mit Wissensfragen rund um Filme, Filmtheorien, Techniken und Filmgeschichte. Dabei kann man sogar als ausgemachter Filmfan noch was lernen! Und wer für den zweiten Teil der Umfrage seine E-Mail hinterlegt, nimmt auch noch an der Verlosung von Amazon-Gutscheinen teil. Ich sags nochmal: Oben auf den Link klicken und mitmachen!
Nachtrag: Die Umfrage ist inzwischen beendet, ich habe daher den Link entfernt. Frank Schneider bedankt sich bei den 20 Japankino-Lesern, die an der Umfrage teilgenommen haben.
5 Kommentare for "Studie: Was gefällt uns an Filmen?"
Nun ja, was sich heute so alles Doktorarbeit nennt. Man stellt einen Umfragebogen in Netz, lässt x Leute was ausfüllen, aktiviert das Statistik-Graphik-Programm, garniert ein paar Bemerkungen dazu und fertig ist die Laube. Schon hat die Welt wieder einen „Droktor“ den sie nicht braucht.
Interessante Studie! Ging eigentlich schnell rum, obwohl sie viele Fragen hatte. Bin gespannt, ob auch die Ergebnisse dann irgendwo zu lesen sind.
@icke: Steht übrigens nirgends, dass das die einzige Studie von Herrn Schneider ist. Im Titel der Studie steht z.B. auch Teil 1 und auf der Startseite steht, dass es einen zweiten Teil gibt. Woher hast du denn die Infos, dass das so laufen soll?
@ Catherine: Ich hoffe auch, dass die Teilnehmer in irgendeiner Art und Weise über die Ergebnisse der Befragung informiert werden. Geht aber maximal bei denjenigen, die auch den zweiten Test machen und ihre Mail angegeben haben 🙂
@ icke: Wieso so destruktiv? Musstest du dieser Tage wegen einer erlogenen Doktorarbeit zurücktreten oder was?
Hi
Destruktiv? Da verstünde ich was anderes drunter…
Seit geraumer Zeit findet man in unzähligen Foren, Blogs etc. solche Umfragen. „für meine Abschlußarbeit“ heisst es dann meist. Man erkennt sehr schnell die mit Automatik-Tools erstellten Seiten, die mit ebenso automatsichen Tools ausgewertet werden. Als eine wissenschaftlich Arbeit kann man das nicht mehr bezeichnen und auch in Fachkreisen sieht man dass immer mehr skeptisch, weil a) nur wenig Eigenleistung dahinter steht und b) es Null Kontrolle gibt, wie ernsthaft die Bögen ausgefüllt wurden. Ergo das Ergebnis/die Leistung ist zum großen Teil von Fremden erbracht und unzuverlässig.
Die gradezu inflationäre Weise, wie (Doktor)-Arbeiten auf diese Art erstellt werden finde ich nur noch erschreckend. Das jemand so richtig eigene Gedanken ausformuliert und daraus etwas ableitet (so wie du z.B. hier auf deiner Website, auch wenn es keinen akademischen Anspruch verfolgt 😉 ist ja fast schon zur Ausnahme geworden.
Liebe Nutzer von Japankino.de!
Herr Wiesmüller hat mich auf sein Blog-Posting zu meiner Studie aufmerksam gemacht und auf die Diskussion, die dazu in den Kommentaren entstanden ist.
Ich möchte gerne zu ein paar Punkten, die hier angesprochen werden, Stellung nehmen:
1) Ergebnisse:
Sobald es Ergebnisse gibt, werde ich an die Personen, die ihre E-Mail-Adresse angegeben haben, eine Rundmail mit einem Link zu den Ergebnissen schicken. Das haben sich bereits viele Teilnehmer im Kommentarfeld meiner Studie gewünscht.
2) Doktorarbeit:
Ich beschäftige mich seit drei Jahren mit der Frage, anhand welcher Kriterien Zuschauer Filme bewerten. Dies ist bereits die vierte empirische Untersuchung dazu (andere haben z.B. in Form von Experimenten im Labor stattgefunden). Neben der Dissertationsschrift ist geplant, Teile daraus in einschlägigen medienpsychologischen und kommunikationswissenschaftlichen Fachzeitschriften zu veröffentlichen. Die Qualität meiner Studien und meiner ausformulierten Gedanken zu beurteilen (und ob das zu wenig „Eigenleistung“ sei), möchte ich gerne den Gutachtern und der scientific community überlassen. Wer den Fragebogen bis zum Ende ausgefüllt hat, wird gemerkt haben, dass viele, tlw. knifflige Fragen drinstecken. Ein großer Teil davon basiert auf standardisierten Fragen, die in der (medien-)psychologischen Forschung häufig eingesetzt werden und wissenschaftlichen Standards entsprechen.
3) Online-Befragungen:
Es ist sicherlich richtig, dass u.a. aufgrund der geringen Kosten, der Automatisierbarkeit und der hohen Reichweite, Online-Befragungen boomen. Viele fragwürdige Studien sind auch darunter und häufig kann man sie auf den ersten Blick nicht von seriösen unterscheiden. Dass die wissenschaftliche Online-Forschung inzwischen fest im sozialwissenschaftlichen Methodenkanon verankert ist, davon zeugen diverse Fachzeitschriften (z.B. das International Journal of Internet Science oder die jährlichen General Online Research-Tagungen). Ãœbrigens, eine Kontrolle darüber, wie ernsthaft Fragen beantwortet werden, gibt es auch bei schriftlichen und mündlichen Befragungen nicht, wohl aber Indikatoren, ob die Antworten (absichtlich) verfälscht wurden – und diese Indikatoren kann man auch bei Online-Befragungen heranziehen. Diverse Studien zeigen außerdem, dass es durch die Anonymität im Internet eher positive Effekte gibt (Teilnehmer verfälschen weniger als bei schriftlichen Befragungen oder Telefoninterviews).
4) Automatisierbarkeit von Datenauswertungen:
Dass Datenauswertung eine aufwändige Angelegenheit ist, zu der es große Expertise braucht, mag dem Laien evtl. nicht ganz klar sein. Neben der deskriptiven Statistik (Auszählen von Häufigkeiten, Mittelwerte bilden, Anteile berechnen) gibt es inferenzstatistische Verfahren (für eine Ãœbersicht siehe bspw. http://www.statsoft.com/textbook), die nicht ohne theoretischen Annahmen und Ãœberlegungen des Forscher – und schon gar nicht automatisch – sinnvoll angewendet werden können. Freilich sind viele statistischen Verfahren erst aufgrund von steigender Computerleistung möglich geworden (Bootstrapping, Neuronale Netzwerke etc.), dennoch ist eine Datenauswertung und -interpretation aufwändig und kein Selbstläufer.
5) Ob die Welt Doktoren braucht, kann man schwer beantworten. Schließlich kann man „die Welt“ nicht direkt befragen 😉 Sollte die Aussage aber darauf abgezielt haben, was denn der wissenschaftliche oder gesellschaftliche Nutzen einer Arbeit sei, die sich mit Filmbewertungskriterien beschäftigt, so kann ich Folgendes kurz dazu sagen: Der wissenschaftliche Nutzen liegt im Beitrag zur Grundlagenforschung zu Rezeptions- und Wirkungsprozessen von Filmen. Der praktische Nutzen bei solchen Arbeiten ist nicht immer offensichtlich. Ich kann mir gut vorstellen, dass es u.a. Anwendungsfelder in der Medienpädagogik (vgl. Vision Kino) und in der Filmproduktion gibt.
Mit den besten Grüßen
Frank Schneider
http://www.uni-koblenz-landau.de/landau/fb8/ikms/ikm
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