Wegen der Arbeit an meinem Kurosawa-Buch herrscht seit einigen Wochen Funkstille hier auf Japankino, aber es gibt ja noch andere Blogger-Kollegen, die eifrig Artikel raushauen und die ich mir natürlich bei aller Geschäftigkeit nicht entgehen lasse 🙂
- So hat Micha vom Schneeland gleich von zwei großen Filmfestivals berichtet, der Berlinale und dem Hongkong International Film Festival. Auf der Berlinale hat er unter anderem einen der weniger bekannten Filme Keisuke Kinoshitas gesehen, und war von Shito no densetsu sehr angetan: „ein schockierender, faszinierender, und zugleich wunderschöner Film, der so manchen Grenze überschreitet und sich ganz schön viel traut.“ Aus Hongkong hat Micha uns zwei aktuelle Filme ans Herz gelegt, einmal Takeshi Kitanos fortgesetzte Abrechnung mit dem Yakuza-Genre Outrage Beyond sowie A Story of Yonosuke von Shuichi Okita, den er als besten Film des Festivals lobt. Da heißt es Augen offen halten, vielleicht bekommen wir die ja bei einem der hiesigen, demnächst anstehenden Festivals auch zu sehen.
- Auf Wildgrounds hat der andere Michael unterdessen ein spannendes Interview mit dem Journalisten Stephane du Mesnildot über das Werk und die Entwicklung des nicht mehr ganz jungen Enfant terribles Shion Sono geführt. Auch dessen neuester Film Himizu und dessen Bedeutung im Werk des Regisseurs werden besprochen. Und dann gibt er noch eine kleine Sneak Preview zu Evangelion 3.33, der dieses Jahr den Weg zu uns finden soll.
- Damit kommen wir zum Thema Anime, und zwar zur Abwechslung mal Serien! Der Bateszi Anime Blog stellte nämlich ausführlich die mehr als 20 Jahre alte, auf einem Manga aus den 70ern basierende Serie Oniisama E vor, von der ich noch nie gehört habe, die aber nach einem echten Klassiker klingt – oder zumindest dem Potenzial dazu. Außerdem wird die aktuelle Serie Flowers of Evil gelobt, was zu einer veritablen Meta-Diskussion über die (negative? enttäuschende?) Entwicklung vieler Anime-Reihen der letzten Jahre in den Kommentaren führte. Auch deren Lektüre ist empfehlenswert!
- Jonathan Clements griff das Thema kürzlich ebenfalls auf, aus Anlass einer Buchvorstellung. Und zwar geht es um Ian Condrys The Soul of Anime, dem Clements stellenweise zwar eine gewisse Naivität unterstellt, das er aber nachdrücklich empfiehlt. Im Rahmen der Auseinandersetzung mit dem Buch verweist er außerdem auf eine Forumsdiskussion von AniPages, in der sich Peter Chung zu Wort meldete und ausführlich seinen Standpunkt zu kulturellen Unterschieden zwischen Anime aus Japan und Animationsfilmen aus Hollywood darlegt. Absolute Pflichtlektüre für jeden, der sich intensiver mit Anime beschäftigt!
Das waren die Lesetipps für heute, und bald dann hoffentlich wieder regelmäßiger auch hier was zu Lesen 🙂
Etwas ruhig war es in meinen Lieblingsblogs in den letzten Wochen, kein Wunder bei all den Feiertagen! Aber das heißt nicht, dass es nicht spannende Beiträge zu lesen gegeben hätte. Ganz im Gegenteil, siehe:
- Helen McCarthy nahm das 50jährige Jubiläum der TV-Erstausstrahlung von Tetsuwan Atom a.k.a. Astroboy am 1. Januar zum Anlass, dessen Bedeutung für die Entwicklung der modernen Anime-Industrie und überhaupt von Anime wie wir sie heute kennen herauszustreichen. Sie weist in ihrem Beitrag besonders darauf hin, dass das ganze Jahr 1963 von einer Reihe bahnbrechender Animeserien gekennzeichnet war, von denen viele Grundprinzipien bis heute noch wirkungsmächtig sind.
- Einer der weniger bekannten Filme von Kaneto Shindo, dem im letzten Mai verstorbenen großen Regisseur und Drehbuchautor, wird auf Wildgrounds vorgestellt: Human. Die Geschichte von vier in einem Boot vom Sturm aufs Meer hinausgetriebenen Menschen erinnert mich etwas an sein Vorjahreswerk Die nackte Insel und klingt nach einem absolut empfehlenswerten Film.
- Gleiches gilt für Koreyoshi Kuraharas klassischen „juvenile delinquent“-Film The warped ones, den sich Micha zur Brust genommen hat.
- Zwei neue Geständnisse sind auf Criterion Confessions hinzugekommen: Der erfreuliche Release der Criterion-Bluray gab Anlass zu einer ausführlichen Besprechung von Godzilla, dem grandiosen Urahnen aller Monsterfilme einerseits, der Tod Nagisa Oshimas war der betrübliche Anlass für die Vorstellung von Empire of Passion.
Viel Spaß beim Lesen!
Ein Kurosawa-Buch? Nein, mein Kurosawa-Buch, ein Buch geschrieben von mir! Ein Buch, basierend auf den Filmbesprechungen, die ich hier im Japankino-Blog im Verlauf der letzten gut sechs Jahre veröffentlicht habe und meinem alten Kurosawa-Essay. Das ist das Projekt, das ich gerade mit einem jungen, aufstrebenden Sachbuchverlag plane, auf das ich mich sehr freue, und zu dem ich gerne deine Hilfe hätte!
Wie kannst du mir helfen? Ganz einfach, nimm dir 3 Minuten Zeit und fülle diesen Online-Fragebogen aus. 🙂
Damit hilfst du mir sehr bei der Planung und Vorbereitung der Inhalte, beim Setzen inhaltlicher Schwerpunkte und dabei, ein erstes Gefühl für die Nachfrage nach dem Buch zu bekommen.
Vielen Dank!
PS: Den oben erwähnten Kurosawa-Essay kannst du hier als PDF herunterladen.
Das Jahr neigt sich dem Ende zu, damit beginnt für die Macher beim JFFH so langsam die heiße Phase. Und das spürt man derzeit auch auf der Facebook-Fanpage des Festivals. In schöner Regelmäßigkeit werden dort derzeit tolle Bilder rund ums Festival und die gezeigten Filme in die Fotogalerie gepostet.
Zu meinen Favoriten gehört einmal dieses knallige Poster für das JFFH2007, das kurzfristig eingestampft werden musste, weil der motivgebende Film wegen ungeklärter Musikrechte abgesagt wurde. Und der folgende fantastische Still mit dem ur-coolen Susumu Terajima aus Brother, einem Klassiker von Takeshi Kitano.
Aber nicht nur solche nostalgisch angehauchten Fotos sind zu sehen, es gibt immer wieder auch Einblicke hinter die Kulissen des Filmfests und – da wird es dann richtig spannend! – Poster von den fürs nächste Jahr geplanten Filmen! Sneakpeek sag ich nur! Also Fan werden und die große Portion Vorfreude auf den nächsten Mai mitnehmen 🙂
Viel spannendes und lesenswertes tauchte in den letzten Wochen und Monaten in meinem RSS-Reader auf und ein paar Highlights möchte ich heute hervorheben und zur Lektüre weiterempfehlen:
- Ein interessanter Vergleich von Takeshi Kitanos Zatoichi mit der ursprünglichen Serie bringt Wildgrounds zu dem Urteil, Kitano habe den „Anti“-Zatoichi gedreht. Spannende These, da lässt sich gut diskutieren!
- Ebenfalls auf Wildgrounds findet sich ein Verriss von Shion Sonos neuestem Werk Himizu, das gerade auch in Großbritannien auf DVD erschienen ist und auf meiner Einkaufsliste steht. Werde mir dann hoffentlich auch bald ein Bild machen können.
- Ad Blankestijn hat sich in einem ausführlichen Porträt dem Schauspieler Yuzo Kayama gewidmet, mir und vielen anderen wahrscheinlich vor allem als junger Arzt in Kurosawas Rotbart bekannt. Dabei scheint Kayama eine ziemlich schillernde Figur gewesen zu sein, er war auch als Sänger sehr erfolgreich und spielte die Hauptrolle in einer der erfolgreichsten Filmreihen der 60er Jahre.
- Das Bateszi Anime Blog wirft einen Blick auf einen Evangelion-Vorgänger aus dem Hause Gainax: Gunbuster. Anlass ist, dass die Filmversion vor kurzem in den USA auf Bluray erschien. Das einzige Manko dieser Ausgabe scheint zu sein, dass es sich um den Film handelt und nicht um die komplette Serie. Ansonsten scheinbar ein echter Klassiker.
- Gleich eine ganze Reihe von frühen Filmen des umstrittenen Regisseurs Koji Wakamatsu hat Micha auf Schneeland gesichtet. Besonders spannend fand ich dabei The Embryo hunts in secret, seinen ersten Film nach dem Abschied von Nikkatsu, sowie Season of Terror. Beide scheinen sich am Rande des Pink Films zu bewegen, aber mit reichlich gesellschaftskritischen und politischen Subtexten zu jonglieren. Weitere Rezensionen zu Filmen Wakamatsus sollen noch folgen, also schaut auf Michas Blog vorbei und bleibt am Ball!
Viel Spaß beim Lesen!
Normalerweise hat man als Mitteleuropäer zwei Möglichkeiten, aktuelle japanische Filme zu sehen: Die NipponConnection und das JFFH. Es gibt noch ein paar andere Filmfestivals, die gerne mal japanische Filme zeigen, aber das sind dann meist Retrospektiven und somit nicht aktuell. Und die drei oder vier Filme pro Jahr, die den Weg auf DVDs finden, sind dann meistens auch genau die, die wir schon auf den Festivals zu sehen bekommen haben (Harakiri, Guilty of Romance, etc). Das Leben als Fan japanischer Filme ist halt kein Zuckerschlecken.
Umso überraschter war ich, als ich auf dem Flug in den Urlaub entdeckt habe, dass Emirates in seinem Inflight-Entertainment Programm eine fantastische Auswahl an aktuellen japanischen Filmen anbietet! Je nach Flug variiert das Programm offensichtlich, denn von Hamburg nach Dubai hatte ich mindestens ein Dutzend Filme zur Auswahl, nach dem Umsteigen in Dubai aber nur noch drei. Die Filme waren durchweg nicht älter als ein Jahr, natürlich von den großen Studios und „familienkompatibel“, also überwiegend Melodramen und Komödien (darunter beispielsweise Mitsuko Delivers, Sukiyaki, Ghost of a Chance, Always – Sunset on Third Street 3 oder Admiral Yamamoto).
Wer also Spaß an japanischen Filmen hat und seinen nächsten Urlaub plant, dem kann ich empfehlen, mal einen Blick auf die Flüge von Emirates zu werfen, die mich auch betreffs Komfort und Service an Bord rundum überzeugt haben! Auf der Emirates Webseite kann man übrigens einfach mit der Flugnummer nachschlagen, welche Filme man voraussichtlich zu sehen bekommt.
Disclaimer: Ich habe keinen Auftrag für diesen Beitrag bekommen und werde dafür nicht bezahlt. Ich war einfach nur ziemlich begeistert von den Flügen mit Emirates 🙂
Fürs kommende Wochenende ist schlechtes Wetter in Hamburg angesagt, da hab ich mir fest vorgenommen, endlich wieder eine Filmrezension abzuliefern – so langsam krieg ich schon fast Entzugserscheinungen! Bis dahin aber erstmal eine kleine Auswahl meiner Favoriten der letzten Wochen aus anderen Blogs:
- Chris vom J-Film Pow-Wow stellt „Hokaibo“ vor, eine ziemlich skurril klingende filmische Umsetzung eines Kabuki-Stücks. Der Rezension zufolge scheint es sich bei dem Film aus dem Jahr 2008 um ein wirklich einzigartiges Experiment zu handeln, das klassische Kabuki-Elemente mit Stand-up Comedy verbindet. Hoffe, dass der Film über Festivals vielleicht auch mal den Weg nach Deutschland findet.
- Micha hat sich Shohei Imamuras Klassiker „Intentions of Murder“ angesehen, was wohl nicht gerade das reine Vergnügen war, siehe folgendes Zitat aus seiner Rezension: „Es ist die beinah 2,5 Stunden andauernde, gewaltsame Unterdrückung der Frau, die in diesem Film so gnadenlos zusetzt. Daraus resultiert ein Gefühl der umfassenden Hoffnungslosigkeit, im Ambiente und den Settings eine trübe Atmosphäre der tristen Vergeblichkeit.“
- Ad Blankestijn führt in seinem Japan Navigator Blog (dessen Schwerpunkt auf Kultur, Geschichte und Reisezielen in Japan liegt) seit Kurzem eine Artikelserie „Japanese Masters“. Darin stellt er unter anderem den Regisseur Yuzo Kawashima, den Komponisten Fumio Hayasaka (berühmt geworden unter anderem mit der Musik für Die Sieben Samurai und Rashomon), die Autorin Fumiko Hayashi (mehrere ihrer Bücher wurden von Mikio Naruse verfilmt) oder Regisseur Hideo Gosha vor.
Viel Spaß beim Lesen!
Da ich nach wie vor stressbedingt selbst nichts auf die Reihe bringe hier im Blog, schicke ich mal wieder die anderen vor:
- Micha ist von A certain Killer sehr angetan: Plot, Bilder, Darsteller, Gesellschaftskritik, alles scheint hier zu passen, wozu wahrscheinlich auch das Drehbuch von Yasuzo Masumura beigetragen haben dürfte. Ich bin auf jeden Fall neugierig geworden und werde mich mal nach einer DVD umschauen.
- David Bordwell ist ja bereits hinlänglich als großer Verehrer von Yasujiro Ozu bekannt, man denke nur an sein – leider vergriffenes – Standardwerk „Ozu and the Poetics of Cinema“. Jetzt hat er einen ursprünglich 2003 im Rahmen des Hong Kong International Film Festival erschienenen Essay in seinem Blog veröffentlicht: A modest extravagance – 4 looks at Ozu
- Jamie schreibt bei Criterion Confessions über eine Bluray, die auch ohne seine begeisternde Kritik ganz weit oben auf meinem Einkaufszettel steht: Branded to kill.
- Und zu guter letzt noch ein „Neuling“, denn Ad Blankestijns Japan Navigator-Blog war mir bisher vor allem für seine detailliert, liebevoll und kenntnisreich geschriebenen Reiseberichte und -tipps bekannt. Seit kurzem schreibt er offenbar auch über Filme und da fiel mir besonders sein Beitrag über Teinosuke Kinugasas A Page of Madness auf – denn der Film selbst scheint Ad gar nicht mal so sehr zu überzeugen, trotzdem hat er einiges an wissenswerten Hintergrundinfos dazu zusammengetragen.
So, und nächstes Jahr komme ich dann hoffentlich auch mal wieder selbst zum Schreiben!