Originaltitel: Yuke yuke nidome no shojo (1969), von Koji Wakamatsu

Ein verstörender Blick in die Abgründe der menschlichen Seele: Sexualität, Begierde, Hass, Gewalt, Freundschaft, Tod bilden einen Mahlstrom, dem man sich nicht entziehen kann, wozu die großartige Schwarzweiss-Fotografie ihren Teil beiträgt.

Handlung

Das Flachdach eines Hochhauses ist das Setting dieses Films, ein Junge (Michio Akiyama) und ein Mädchen (Mimi Kozakura) sind die Akteure. Eine ganz normale Großstadt-Teeniegeschichte könnte man meinen, doch normal ist an diesem Film nichts. Das Mädchen Popo wird zu Beginn von einer Gang Rowdys vergewaltigt, es ist bereits das zweite Mal, dass ihr gewaltsam Sex aufgezwungen wird. Der Junge Tsukio, der selbst ein gestörtes Verhältnis zu seiner Sexualität hat, wird Zeuge des Verbrechens. Er spricht Popo an, sie bittet ihn, ihrem Leben ein Ende zu bereiten. Er verspricht ihr, sie zu töten, wenn sie ihm einen Grund dafür nennen kann.

Für kurze Momente finden die beiden so etwas wie eine unschuldige Freundschaft, doch jeder Ansatz einer Normalisierung der Situation wird sofort brutal zerstört: Tsukio offenbart Popo (und dem schockierten Zuschauer), dass er unmittelbar vorher selbst Opfer sexueller Nötigung wurde, und alle Beteiligten in einem Blutbad ermordet hat. Als die Rowdys wieder auftauchen, ereilt sie nach und nach dasselbe Schicksal. Am Ende springen Tsukio und Popo gemeinsam, und lassen all ihre Leiden endgültig hinter sich.

Kritik

„Yuke yuke“ ist fast durchgängig in schwarzweiß gedreht. Lediglich die erinnerte erste Vergewaltigung Popos an einem Strand, eine Szenerie die der berühmten Strandkussszene von Burt Lancaster und Deborah Kerr nachempfunden ist, und das von Tsukio an seinen Peinigern angerichtete Massaker werden in Farbe gezeigt. Die Schwarzweißbilder bestechen dabei durch eine außergewöhnliche, schlichte Schönheit.
Immer wieder arbeitet Wakamatsu Symbole der Reinheit oder Reinigung in den Film ein, so etwa weiße, zum Trocknen aufgehängte Laken oder die sich im Regen waschende Popo. Beim Sehen des Films beschleicht den Zuschauer schnell das Gefühl, dass hier alles Symbol ist: Die Dialoge nehmen nie die Form echter Gespräche an, vielmehr sind sie Verlautbarungen, Akklamationen gepeinigter Seelen. Die häufigen Sexszenen sind bar jeder Erotik, sie sind reine Verkörperungen eines gestörten Verhältnisses von Sexualität und Gewalt, von Ausbeutung des Schwachen durch den Starken.

So wird „Yuke yuke“, Ende der 60er Jahre entstanden, zu einer bedrückenden Anklage der Illusion von freier Sexualität. Wakamatsu schuf einen Film, der seine Aktualität nicht verloren hat und der trotz der low-budget-Produktion, trotz der kurzen Laufzeit von 68 Minuten als gleichermaßen schön und doch erschreckend im Gedächtnis bleibt.