Archive for April, 2008

Geschafft!

Nach diversen Nachtschichten habe ich gerade eben die neue Website des Japanischen Filmfestes Hamburg gelauncht! Vieles ist noch provisorisch, der endgültige Spielplan steht noch nicht fest – ebenso wie die Dauerkartenpreise, die mir dieses Jahr aber egal sein können ;-). Die Filmliste ist aber komplett und hält einige Hochkaräter bereit, besonders für Freunde des gepflegten Blutbads…

In den nächsten Tagen müssen dann noch einige Details nachgetragen und gepflegt werden, und dann habe ich hoffentlich endlich auch wieder Zeit, um hier zu bloggen. Fehlt mir richtig, besonders von meinen „alten Schinken“ hab ich schon Entzugserscheinungen!

Anlässlich meines Hinweises auf die Ausstrahlung von Mein Nachbar Totoro auf SuperRTL habe ich angemerkt, mir wäre es lieber, der Film liefe auf arte. Was mir dann von Charon den berechtigten Hinweis einbrachte, es sei doch egal, auf welchem Sender der Film liefe, solange er überhaupt gezeigt wird. Außerdem sei es doch zu begrüßen, wenn Kindern dieser wunderbare Film gezeigt werde und nicht nur Bildungsbürgern.

Charon, da bin ich ganz bei dir! Nach Möglichkeit sollte jedes Kind diesen Film gesehen haben, deshalb habe ich mich natürlich auch über diese Ausstrahlung gefreut. Aber dass der Film auf dem ausgemachten Kinder-Sender SuperRTL läuft, und eben nicht auf arte, beweist jedoch mal wieder, dass Anime von den meisten Leuten und vor allem von Programmverantwortlichen als Kinderfilme wahrgenommen werden – siehe auch die Ausstrahlung von „Das wandelnde Schloss“ auf der ARD am Ostersonntag morgens um 8 im Kinderprogramm. Die alternative Einstellung besteht in der Regel dann daraus, Anime für durchgeknallte, semi-perverse Unterhaltung für Freaks zu halten.

Einige Filmliebhaber beginnen jedoch so langsam, das Genre ernst zu nehmen und es gab auch tatsächlich 2005 einen Themenabend Anime auf arte. Aber auch arte ist ja nur ein kleiner Spartensender, genau wie SuperRTL. Somit ist dieser Themenabend letztlich ein weiterer Beweis dafür, wie weit Anime vom Massenmarkt und der damit verbundenen Relevanz und Aufmerksamkeit entfernt sind. Aber vielleicht ändert sich das ja eines Tages, wenn die ganzen Kinder, die auf SuperRTL wunderschöne Klassiker von Miyazaki gesehen und liebgewonnen haben, dann erwachsen sind. Bis Anime zur besten Sendezeit auf ARD oder Prosieben kommen, müssen wir uns eben noch etwas gedulden…

Bin heute für den Rest des Abends (mal wieder) mit der Vorbereitung des JFFH beschäftigt, aber diesen Hinweis muss ich einfach schnell loswerden: Am Samstag (19. April) läuft Mein Nachbar Totoro auf SuperRTL. OK, nicht gerade das Gelbe vom Ei, mir wäre Arte natürlich auch lieber, aber besser als nichts. Die weiteren Details zum Sendetermin.

Und jetzt wieder in die Hände gespuckt und zurück an die Arbeit!

Freitag Abend war mal wieder Meeting in großer Runde mit dem Nihon Media Team, die Orga des Japanischen Filmfestes hier in Hamburg nimmt langsam richtig Fahrt auf. Es ging vor allem darum, die Filme (die inzwischen weitgehend feststehen), zwecks Texterstellung fürs Programmheft unter den Helfern zu verteilen und natürlich wurden auch viele andere organisatorische Dinge angesprochen, vom neuen Logo über Sponsoren bis hin zur Festivalparty.

Die Filmliste fällt etwas kürzer aus als im letzten Jahr, bietet aber wieder einige Schmankerl auf die ich mich persönlich zum Teil sehr freue, sowie ein paar richtig heiße Eisen, die allerdings weniger mein Fall sind. Paradebeispiel für letztere Kategorie ist Machine Girl – der Film ging schon so die Blogs rauf und runter, dass ich dazu wohl nichts mehr zu sagen brauche – der fest eingeplant ist, bei dem endgültige Zusage allerdings noch aussteht. Es könnte also noch was dazwischen kommen, aber unser Cheforganisator Olli ist wild entschlossen, das zu verhindern (O-Ton: „Nur über meine Leiche!“).

Ich hab übrigens Faces of a fig tree und Dainipponjin abbekommen (Kommentar: „Nette Arthaus-Filme, genau das richtige für dich“ 🙂 ) und bin schon sehr gespannt, nicht zuletzt darauf, wie es sich anfühlt, mal nicht für den eigenen Blog sondern für ein Festivalprogramm zu schreiben. Ausführliche Rezensionen kommen aber erst nach dem Filmfest, mangels Zeit. Denn ich arbeite ja auch noch an der neuen Festival-Webseite, die gut vorankommt, was aber eben zeitintensiv ist. Daher war auch in der letzten Zeit meine Posting-Frequenz etwas niedriger als gewöhnlich, das wird leider auch noch eine Weile so bleiben. Sorry, Filmfest geht jetzt vor!

In den letzten Wochen hat Daniel MacInnes weder Kosten noch Mühen noch Risiken gescheut, eine ganze Reihe Mangas aus der Feder des großen Hayao Miyazaki in sein Blog zu posten und zum Teil mit kurzen Kommentaren zu versehen. Eine wunderbare Gelegenheit, einen kleinen Blick in die Entstehungsgeschichte einiger seiner großen Filme zu werfen!

Sehr interessant ist besonders die Kurzgeschichte Mononoke hime aus dem Jahr 1980, in der nicht nur die Grundlage für den späteren Erfolgsfilm Prinzessin Mononoke gelegt wurde, sondern der offensichtlich auch für Mein Nachbar Totoro einige Inspiration lieferte. Hikoutai judai (1990) dagegen war eindeutig der Ausgangspunkt für den kurze Zeit später entstandenen Porco Rosso. Außerdem finden sich Air Meal, eine Kurzgeschichte von 1994, sowie For my Sister von 1983, deren Stil mich stark an die ersten Skizzen von Gake no ue no ponyo erinnert.

Aber nicht nur Mangas hat Daniel ausgegraben, er muss sich auch ganze Nächte auf YouTube um die Ohren geschlagen haben, um Ghibli Kurzfilme ausfindig zu machen und dann ebenfalls zu posten. Alle Miyazaki-Bewunderer unbedingt auf sein Blog raufschauen! Und möge er weiter von Anwälten verschont bleiben!

Original: Yōki na gyangu ga chikyū o mawasu (2006), von Tetsu Maeda

Als sie zufällig bei einem amateurhaft durchgeführten Banküberfall anwesend sind, lernen sich Kyono, Naruse, Kuon und Yukiko kennen und merken, dass sie es selbst viel besser machen könnten. Denn ihre besonderen Fähigkeiten ergänzen sich perfekt: Naruse (Takao Osawa) ist der Planer und Organisator und hat außerdem ein untrügliches Gespür für Lügen. Kuon (Shota Matsuda) ist ein exzellenter Taschendieb, Yukiko (Kyoka Suzuki) eine Fahrlehrerin mit dem Talent zur Stuntfrau und Kyono (Koichi Sato) ein Charmeur und Schwätzer vor dem Herrn.

Zunächst läuft für die so entstandene Gang alles wie am Schnürchen, doch dann tauchen Erpresser auf, die Yukikos Sohn kidnappen und den Erfolg der Gang ausnutzen wollen. So muss Naruse einen Plan aushecken, um eine weitere Bank zu überfallen und dabei gleichzeitig die Erpresser schachmatt zu setzen. Nebenbei entwickelt sich auch noch eine Romanze zwischen ihm und Yukiko. Beim Showdown geht es dann endgültig drunter und drüber, als auch noch ein rachsüchtiger Kollege Naruses mit einer Bombe auftaucht und ein vertrottelter Polizist ins Geschehen eingreift.

Screenshot A Cheerful Gang turns the earth 1

Die Charaktere dieser abgedrehten Gangsterkomödie sind leider ziemlich dünn, nur Yukiko und ansatzweise Naruse werden etwas ausführlicher beleuchtet und dem Zuschauer nahegebracht. Auch die Gags sind manchmal etwas sehr albern. Das ist schade, aber bei einem Film, der auf Action, Spaß und eine rasante Handlung setzt nicht weiter verwunderlich.

Viel problematischer sind die Widersprüche des Plots und die vielen durcheinander geworfenen Handlungsfäden, die es dem Zuschauer am Ende doch ziemlich schwer machen, zu verstehen, was nun eigentlich wirklich passiert. Dieser Effekt wird noch verstärkt durch die Erzählstruktur, die nicht kontinuierlich chronologisch verläuft sondern Flashbacks und im Fall der Planung des Überfalls auch Vorgriffe auf die Zukunft verwendet. Zudem durchbrechen eine Reihe von CGI-Effekten, die zwar lustige Ideen umsetzen und schön anzusehen sind, die Struktur und erschweren so die Konzentration auf das Wesentliche noch zusätzlich.

Screenshot A Cheerful Gang turns the earth 2

Zugleich sind es aber genau diese skurrilen Ideen, die entscheidend dazu beitragen, dass A Cheerful Gang turns the Earth einfach richtig Spaß macht und gute Unterhaltung für die ganze Familie bietet (trotz einiger in slow motion abgefeuerter Revolverkugeln ist der Film nämlich weitgehend gewaltfrei). Daher sehe ich dann auch darüber hinweg, dass bei aller Ähnlichkeit zu offensichtlichen Vorbildern wie Butch Cassidy and the Sundance Kid oder Ocean’s Eleven deren Klasse in weiter Ferne bleibt.

Nachdem kürzlich bereits das Shinjuku Wald9 seine geplante Aufführung des Dokumentarfilms Yasukuni wegen Drohungen aus der nationalistischen Ecke abgesagt hat, haben nun vier weitere Kinos (drei in Tokyo, eines in Osaka) den Schwanz eingezogen. Als Grund wurden wie schon zuvor mögliche „Unannehmlichkeiten“ für benachbarte Geschäfte genannt. Derzeit planen noch Kinos in Nagoya, Sapporo, Hiroshima und Fukuoka, den Film zum Start am 12. April in ihr Programm aufzunehmen.

Man mag sich ja wundern, warum die Kinos angesichts des kontroversen Themas des Films ihn überhaupt ins Programm nehmen wollten. Ich könnte mir vorstellen, dass die Betreiber hofften, dadurch neue Besuchergruppen zu erschließen und Leute aus dem eher intellektuellen Spektrum anzuziehen. Jetzt, wo die Sache langsam heiß wird und das familienfreundliche Image in Gefahr gerät, macht man dann schnell einen Rückzieher. Es wird nun spannend zu sehen, wie erfolgreich Yasukuni in den Kinos sein wird, die sich trauen ihn zu zeigen. Wenn er gut abschneidet, was angesichts des Rummels gar nicht so unwahrscheinlich ist, könnte das vielleicht für die Zukunft den Betreibern etwas das Rückgrat stützen.

Inzwischen nimmt die Affäre auch eine zunehmend politische Färbung an. Der Verband der japanischen Regisseure zeigte sich der Japan Times zufolge über die Vorgänge besorgt und sieht die freie Meinungsäußerung in Japan in Gefahr. Zudem gibt es erste Stimmen von Politikern der Regierungspartei LDP, die darüber nachdenken, die Gelder, mit denen die Produktion des Films von einem Förderprogramm unterstützt wurde, zurückzufordern. Grund: Politisch nicht neutral und „Anti-Japanisch“.

Update: Inzwischen hat Nobutaka Machimura, Chefkabinettssekretär der japanischen Regierung, in einer Pressekonferenz Vorwürfe zurückgewiesen, dass die Äußerungen von Mitgliedern seiner Partei zu den Absagen geführt haben könnten: „“I don’t think their actions caused the cancellations.“ Er sieht aber dennoch in der Affäre eine Gefahr für die Meinungsfreiheit: „It’s extremely unfortunate that bullying and pressure can affect freedom of expression.“