Archive for the ‘Listen’ Category

Die Frage, ob Ponyo nun in die deutschen Kinos kommt oder nicht ist immer noch offen, aber in den Kommentaren dazu hat sich eine kleine Diskussion zwischen stecornized und ponyo entwickelt, in der es um die Lieblingsfilme aus dem Hause Ghibli geht.

Da ich mir bei dieser Frage auch immer sehr schwer tue, hab ich mir gedacht, dass sich daraus doch wunderbar eine kleine Umfrage machen lässt. Weil es doch eine ganze Menge Filme aus dem Hause Ghibli gibt, hab ich die Umfrage erstmal auf die Frage beschränkt, welcher Miyazaki der beste ist.

+++ Update 21.03.2010+++

Seit dem Provider-Umzug hab ich die Umfrage irgendwie nicht mehr zum Laufen gebracht. 🙁

Aber irgendwann muss ja sowieso mal Schluss sein. Daher hier das amtliche Endergebnis, bei dem  ich auch Maralds Stimme für Kiki noch hinzugezählt habe. Damit gingen insgesamt 133 Stimmen in das Endergebnis ein. And the winner is…

  1. Prinzessin Mononoke (50 Stimmen, 37 Prozent)
  2. Chihiros Reise ins Zauberland (24 Stimmen, 18 Prozent)
  3. Mein Nachbar Totoro (17 Stimmen, 13 Prozent)
  4. Nausicaa aus dem Tal der Winde & Das wandelnde Schloss (jeweils 11 Stimmen und 8 Prozent)
  5. Das Schloss im Himmel (6 Stimmen, 5 Prozent)
  6. Porco Rosso & Kikis kleiner Lieferservice (jeweils 5 Stimmen und 4 Prozent)
  7. Das Schloss des Cagliostro (4 Stimmen, 3 Prozent)

Dass es so deutlich werden würde, hatte ich nicht erwartet. Wo ich mir doch selbst immer so schwer tue, einen Lieblings-Miyazaki zu nennen…

Aus aktuellem Anlass (eine Nachfrage per Mail) stelle ich heute mal einen (sehr) knappen Überblick über wichtige Filmfeste – mit Schwerpunkt auf Deutschland – zusammen, wie üblich natürlich vorzugsweise solche, die sich stark mit japanischen Filmen befassen.

  • Rotterdam: Das IFFR ging gerade am Sonntag zu Ende, findet normalerweise Ende Januar/Anfang Februar statt und hat traditionell einen ausgeprägten Japan-Schwerpunkt. 2010 waren (wenn ich mich nicht verzählt habe) 52 Filme aus Nippon im Programm, darunter aktuelle ebenso wie Klassiker.
  • Berlin: Die Berlinale startet übermorgen, bis Ende der 70er fand sie noch im Sommer statt, seitdem im Februar. Dieses Jahr sind etwa 20 japanische Filme im Programm, darunter einige besonders spannende Klassiker wie etwa mehrere Filme von Yasujiro Shimazu aus den 30er Jahren,  Filme von Nagisa Oshima sowie Kurosawas Ikiru. Außerdem sind Koji Wakamatsu und Yoji Yamada mit ihren neuen Filmen vertreten (letzterer wird auch für sein Lebenswerk geehrt).
  • Frankfurt: Zur NipponConnection, die immer Mitte April mehr als 100 japanische Filme und Kurzfilme zeigt, muss ich ja wohl kaum große Worte machen.
  • Barcelona: Das Barcelona Asian Filmfest läuft Ende April/Anfang Mai und weist einen starken japanischen Schwerpunkt auf (2009 waren es an die 40 Filme, das Programm für dieses Jahr ist noch nicht bekannt).
  • Udine: Fast zeitgleich mit dem BAFF findet in Udine das Far East Festival statt. Für dieses Jahr sind noch keine Details aus dem Programm bekannt, nur dass 15 noch nie außerhalb Japans gezeigte Filme des 1961 bankrott gegangenen Studios Shintoho geplant sind. Wer Udine nicht kennt: Das ist eine kleine Stadt im Nordosten Italiens, nicht weit von der österreichischen Grenze.
  • Hamburg: Unser kleines aber feines JFFH steht Ende Mai an und bringt so ca. 30-40 Filme aus Japan auf die Leinwand. Dabei legen wir einen ausgeprägten Schwerpunkt auf Nachwuchsfilmemacher und speziell die Region Osaka, die seit Jahren als Zentrum des Independent Film in Japan gilt.
  • München: Zum Jahresende im Oktober/November zeigt das Asia Filmfest eine beachtenswerte Auswahl japanischer Filme.

Weltweit gibt es natürlich noch eine ganze Reihe weiterer spannender Festivals, die ich irgendwann hoffentlich auch mal selbst besuchen kann, z.B. das Japanese Film Festival in Australien, das ähnlich wie das Fantasy Filmfest durch mehrere Städte tourt, das Asian Filmfest in Vancouver, das New York Asian Film Festival, das Los Angeles Asian Pacific Film Festival und natürlich die Filmfeste in Japan selbst, wie PIA und Tokyo FilmEX.

Vielleicht sieht man sich mal im Kino 🙂

Das Jahr 2009 neigt sich dem Ende zu, es ist Hochsaison für Rückblicke, Fazits und Resummes. Mit meinem Jahresrückblick warte ich noch bis die endgültigen BoxOffice-Daten vorliegen. Statt dessen presche ich schonmal vor mit meiner Liste der besten Filme dieses morgen ebenfalls zu Ende gehenden Jahrzehnts. Auch wenn der Schwerpunkt meines Interesses eher auf den Klassikern liegt und ich viele gute und besonders sehenswerte Filme der letzten 10 Jahre wahrscheinlich noch gar nicht kenne (daher bitte ich um Nachsicht, wenn ein Meisterwerk in der Liste fehlt). Aber die Gelegenheit für so ein Ranking kann ich mir einfach nicht entgehen lassen, Best-of-Listen bringen einfach so viel Traffic machen nunmal so viel Spaß 😉

Also ab gehts, hier sind sie, die meiner Meinung nach 10 besten Filme des ersten Jahrzehnts im dritten Jahrtausend:

  • Chihiros Reise ins Zauberland – Einfach bezaubernd!
    (2003, Hayao Miyazaki)
  • Mind Game – Innovativ, intelligent, inspirierend.
    (2004, Masaaki Yuasa)
  • Twilight Samurai – Humanistischer Neustart für das Samurai-Genre.
    (2002, Yoji Yamada)
  • Tony Takitani: Film gewordene Einsamkeit.
    (2004, Jun Ichikawa)
  • Tokyo Godfathers – Die Weihnachtsgeschichte mal ganz anders.
    (2003, Satoshi Kon)
  • Nobody Knows – Kinder sind die besseren Eltern!
    (2004, Hirokazu Kore-eda):
  • Love Exposure – Eine Liebe, die jeden Rahmen sprengt.
    (2009, Sion Sono)
  • The Rebirth – : Minimalistische Verarbeitung von Trauer.
    (2007, Masahiro Kobayashi)
  • Survive Style 5 – Farbenfroh. Surreal. Genial!
    (2004, Gen Sekiguchi)
  • Linda Linda Linda – Freundschaft und Punk-Rock in 335 Cuts.
    (2005, Nobuhiro Yamashita)

Die Reihenfolge soll übrigens keine Rangfolge darstellen. Außerdem fällt mir auf, dass ich tatsächlich vier drei dieser großartigen Filme hier noch gar vorgestellt habe! Noch ein Vorsatz fürs neue Jahr 😉

Oder kommen sie gerade wieder? Manchmal gibt es Jahre, in denen eine ganze Latte herausragender Filme entsteht, und dann wieder Dürreperioden. Wenn ich an die Filme aus Japan denke, die in den letzten Monaten auf diversen Festivals für Furore gesorgt haben, dann dürfte 2008 so ein fettes Jahr für japanische Filmemacher gewesen sein: Der Oscar-Gewinner Departures, Love Exposure, Still Walking, Ponyo, Achilles and the Tortoise, All around usTokyo Sonata, Sky Crawlers

Das kann sich wirklich sehen lassen, aber in den richtig fetten Jahren der japanischen Filmgeschichte kam dann doch noch einiges mehr rum. Wenn ich nur an die Highlights der fünf – meiner bescheidenen Meinung nach – „besten“ Jahre denke:

1936:

  • Osaka Elegie (Kenji Mizoguchi)
  • Mr Thank You (Hiroshi Shimizu)
  • The Only Son (Yasujiro Ozu)
  • Die Schwestern von Gion (Kenji Mizoguchi)
  • Kochiyama soshun (Sadao Yamanaka)
  • Woman in the Mist (Heinosuke Gosho)

1953:

  • Tokyo Story (Yasujiro Ozu)
  • Ugetsu Monogatari (Kenji Mizoguchi)
  • Tragedy of Japan (Keisuke Kinoshita)
  • An Inlet of muddy Water (Tadashi Imai)
  • Gate of Hell (Teinosuke Kinugasa)
  • Gion Festival Music (Kenji Mizoguchi)
  • Where Chimneys are seen (Heinosuke Gosho)
  • Husband and Wife (Mikio Naruse)

1954:

  • Die Sieben Samurai (Akira Kurosawa)
  • Godzilla (Ishiro Honda)
  • Sound of the Mountain (Mikio Naruse)
  • 24 Augen (Keisuke Kinoshita)
  • Sansho the Bailiff (Kenji Mizoguchi)
  • Miyamoto Musashi (Hiroshi Inagaki)
  • Late Chrysanthemums (Mikio Naruse)
  • An Inn at Osaka (Heinosuke Gosho)

1960:

  • The Bad sleep well (Akira Kurosawa)
  • When a Woman ascends the stairs (Mikio Naruse)
  • Late Autumn (Yasujiro Ozu)
  • Die nackte Insel (Kaneto Shindo)
  • Jigoku (Nobuo Nakagawa)
  • Night and Fog in Japan (Nagisa Oshima)
  • Daughters, Wives and a Mother (Mikio Naruse)
  • Naked Youth (Nagisa Oshima)

1964:

  • Gate of Flesh (Seijun Suzuki)
  • Die Frau in den Dünen (Hiroshi Teshigahara)
  • Onibaba (Kaneto Shindo)
  • Yearning (Mikio Naruse)
  • Manji (Yasuzo Masumura)
  • Pale Flower (Masahiro Shinoda)
  • Kwaidan (Masaki Kobayashi
  • Assassination (Masahiro Shinoda)
  • Intentions of Murder (Shohei Imamura)

Tja, und nach 1964 tut sich dann ziemlich schnell ein großes Loch auf zwischen der Goldenen Nachkriegszeit und heute. Aber wie ich neulich schon schrieb, sind wir eigentlich schon wieder mitten in einem neuen Goldenen Zeitalter des japanischen Films. Den Auftakt dazu machte wohl das Jahr 1997 mit Filmen wir Der Aal, Hana-bi, Cure, Prinzessin Mononoke, Rainy Dog oder Tokyo Lullaby. Hoffen wir, dass noch viele weitere fette Jahre vor uns liegen!

Vor ziemlich genau zwei Jahren habe ich in der Original-Version dieses Postings alle mir bekannten Filme von Akira Kurosawa mit Sternen bewertet. Die Anregung dazu kam von einem Diskussionsthread im Rolling-Stone-Forum, in dem – wenig überraschend – Sterne für Filme Akira Kurosawas vergeben werden und an dem ich mich damals auch beteiligt hatte. Zufällig stieß ich heute auf meine damaligen Bewertungen, und mir fiel auf, dass einige Filme fehlen, die ich inzwischen gesehen habe, und dass sich zum Teil auch meine Wahrnehmung der Filme etwas verschoben hat.

Beispielsweise hatte ich Zwischen Himmel und Hölle damals „nur“ 4 und einen halben Stern gegeben, heute sehe ich ihn als eines der ganz großen Werke Kurosawas mit glatt 5 Sternen. Dann habe ich noch Skandal mit 3 Sternen nachgetragen (den hatte ich damals vergessen, siehe Kommentare) und Nachtasyl, Dodesukaden und Dersu Uzala hinzugefügt. Damit fehlen mir jetzt noch genau drei Filme aus Kurosawas Werk: Sanshiro Sugata II, The Most Beautiful (beide entstanden in der Schlussphase des Zweiten Weltkriegs und sollen ziemlich propaganda-getränkt sein) und Those who make tomorrow, der einzige Kurosawa-Film, von dem meines Wissens nur ein Negativ existiert.

Außerdem hab ich grade bemerkt, dass ich dieses Jahr noch keine einzige Rezension eines Kurosawa-Films geschrieben habe! Das muss sich bald mal ändern!

Hier nun die aktualisierte Sterne-Liste:

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Zu den erstaunlichen Errungenschaften der japanischen Filmindustrie gehört die Fähigkeit, einmal etablierte erfolgreiche Marken mit immer neuen Kniffen und Fortsetzungen finanziell auszuschlachten. Die einzige mir bekannte Filmserie aus dem Westen, der Vergleichbares über lange Jahre hinweg gelang, ist die James Bond-Reihe.

Als James Bond 1962 das erste Mal Jagd auf größenwahnsinnige Verbrecher machte, hatte Godzilla bereits dreimal Tokyo in Schutt und Asche gelegt und damit den Studios gezeigt, dass Erfolg reproduzierbar sein kann. Und wenn Japaner eines können, dann erfolgreiche Dinge adaptieren und noch bis in kleinste Detail perfektionieren. Also ging Godzilla in Serie und nach ihm noch viele andere Monster, Helden und Antihelden. Ein paar der schillerndsten Beispiele haben den Weg auch in dieses Blogpost gefunden. Vorhang auf für:

Doraemon

Erster offizieller „Anime Botschafter“ Japans, basierend auf einer in den späten 60ern erschienenen Manga-Serie, aus der dann zuerst eine TV-Serie und ab 1981 auch eine Filmserie wurde. Es geht um die Roboterkatze Doraemon, die aus dem 22. Jahrhundert von ihrem Besitzer zurückgeschickt wurde, um dessen Ahnen (und damit letztlich auch ihm selbst) zu einem besseren Leben zu verhelfen. Die letzten 5 Folgen der Reihe aus den Jahren 2008, 2007, 2006, 2004 und 2003 erzielten alle um die 25 Mio. US-$ an den japanischen Kinokassen und gehörten zu den Top-20 Filmen der jeweiligen Jahre. Da lässt der nächste natürlich nicht lange auf sich warten:

[flash]http://www.youtube.com/watch?v=CkDiSQO8apw[/flash]

Tora san

Die bis vor kurzem längste Filmserie der Welt, mit nicht weniger als 48 Teilen. Das Original „Otoko wa tsurai yo“ (in etwa „Ein Mann hats schwer“) von 1969 basierte auf einer kurzen TV-Serie. Die Filme liefen immer nach demselben Muster, demzufolge der sympathische Loser Torajiro sich hoffnungslos verliebt, dann aber dummerweise seine Angebetete mit einem anderen verkuppelt. Die Reihe lief bis 1995 und wird aktuell von Shochiku zum 40. Geburtstag nächstes Jahr groß promotet, speziell auch um das neue Online Filmarchiv des Studios zu pushen. Da die Marke nach wie vor sehr bekannt und geschätzt ist und andere Franchises wie Batman, Bond und demnächst Star Trek es derzeit vormachen, wie man eine etablierte Serie neu startet und re-interpretiert, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass es nicht bei 48 Tora-san Filmen bleibt.

[flash]http://www.youtube.com/watch?v=lgBJyu5Ng9Y[/flash]

One Piece

Eine weitere Anime-Adaption einer sehr erfolgreichen Manga- und Animeserie, in der ein Junge der König der Piraten werden möchte und dazu den Schatz One Piece sucht. Die seit 2000 neunmal aufgelegte Filmreihe ist, was ihre Einspielergebnisse angeht, etwas auf dem absteigenden Ast (von 13-14 Mio auf nur noch 6-7 Mio).

Lone Wolf and Cub

Ein Klassiker (im Original „Kozure Okami“), dessen 6 Hauptteile in sehr kurzer Zeit zwischen 1972 und 1974 gedreht wurden und der ebenfalls auf einem Manga basiert. Der Hauptcharakter ist ein in Ungnade gefallener Henker (naja, die japanische Ausgabe davon mit einem Schwert), der sich daraufhin als Auftragskiller durchschlägt und dabei seinen dreijährigen Sohn in einem Kinderwagen vor sich herschiebt. Die Filme wurden bekannt für stilisierte, blutige Kampfszenen, in denen der Henker im Alleingang scharenweise Gegner niedermetzelt. 1980 kam dann noch ein siebter Teil hinzu.

[flash]http://www.youtube.com/watch?v=GGwvHt979jI[/flash]

Zatoichi

Wo wir schonmal bei Gemetzel sind, kommen wir doch zu einem Paradebeispiel dafür, wie es gelingen kann, eine Filmreihe am Leben zu erhalten und auch wiederzubeleben: Die Zatoichi-Reihe, deren Hauptfilme zwischen 1962 und 1973 gedreht wurden (25 Filme in 11 Jahren!), bevor es 1989 ein erstes „Remake“ unter der Regie des Zatoichi-Darstellers Shintaro Katsu und 2003 dann den berühmten Kitano-Zatoichi gab. Die Besonderheiten der ursprünglichen Filme habe ich früher schon zusammengefasst. Mit welcher Radikalität Kitano in seiner Neu-Interpretation dann neue Ideen in den Jidaigeki-Klassiker um den blinden Schwertkämpfer pumpte, zeigt exemplarisch die Schlussszene des Films:

[flash]http://www.youtube.com/watch?v=U2rkn30Atic[/flash]

Pokemon

Das finanziell erfolgreichste japanische Film-Franchise überhaupt, dessen inzwischen 11 Anime seit dem Start 1999 allein an den japanischen Kinokassen fast eine halbe Milliarde (!!) Dollar eingespielt haben. Der erste Film war zudem mit 85 Mio US-$ Einspielergebnis der erfolgreichste japanische Film aller Zeiten in den USA. Zur Abwechslung entstand die Filmreihe mal nicht auf Basis eines Manga, sondern aus einem Videospiel von Nintendo heraus. Es geht um irgendwelche komischen Mini-Monster, die aberwitzige Abenteuer bestehen müssen. Fragt mich nicht… Neben den ursprünglichen Videospielen und den Filmen gibt es TV-Serien, Manga-Serien, CDs, Büchern, Sammelkrams usw., kurz: Pokemon ist das wohl perfekte Beispiel für die crossmediale Erweiterung und Vermarktung einer Unterhaltungsmarke, und wurde regelrecht zu einem kulturellen Phänomen.

Ausblick

Zwei weitere Manga, die in den letzten Jahren zu Realfilmen verarbeitet wurden, haben großes Potenzial für langfristig erfolgreiche Serien: Always – Sunset on Third Street spielte 2005 noch etwa 25 Mio US-$ ein, die Fortsetzung letztes Jahr bereits über 40 Mio. Und dieses Jahr startete die erste Verfilmung von 20th Century Boys, die, wie viele Mangaverfilmungen, ausgesprochenes Serien-Potenzial in sich birgt.

PS:
Wer noch mehr über Godzilla lesen möchte, kann den Wikipedia-Artikel als Einstieg nehmen. Es gab besonders in den 70ern noch eine Vielzahl von Kleinserien, oft aus dem Exploitation oder Pinku-eiga Genre, in dem ich aber nicht so firm bin. Vielleicht schreibe ich dazu später mal noch mehr.

Wie führt man jemanden an japanische Filme heran? Diese Frage stellt sich mir gerade, weil sich in meinem Japanisch-Intensivkurs eine Gruppe von 5-6 Teilnehmern herausgebildet hat, die regelmäßig gemeinsam japanische Filme schauen. Neulich wurde ich dann gefragt, welche Filme ich denn als absolutes „Must“ empfehlen könnte. Natürlich hatte ich da sofort ein paar Titel auf den Lippen, aber als ich etwas länger drüber nachdachte, fiel mir auf, dass es ganz schön schwer ist, eine Liste mit den wichtigsten und Filmen für den interessierten Einsteiger zusammenzustellen.

Nach langem Hin- und her und vielen schmerzlichen Entscheidungen habe ich schließlich folgende 12 Filme ausgewählt (die Links führen direkt zu Amazon):

  1. A Story of floating weeds (Yasujiro Ozu, 1934)
  2. Rashomon (Akira Kurosawa, 1950)
  3. Ugetsu monogatari (Kenji Mizoguchi, 1953)
  4. 24 Augen (Keisuke Kinoshita, 1954)
  5. When a woman ascends the stairs (Mikio Naruse, 1960)
  6. Samurai Rebellion (Masaki Kobayashi, 1967)
  7. Female prisoner 701: Scorpion (Shunya Ito, 1972)
  8. Die letzten Glühwürmchen (Isao Takahata, 1988)
  9. Sonatine (Takeshi Kitano, 1993)
  10. Ghost in the Shell (Mamoru Oshii, 1995)
  11. Prinzessin Mononoke (Hayao Miyazaki, 1997)
  12. Memories of Matsuko (Tetsuya Nakashima, 2006)

Die Auswahl fiel mir so schwer, weil ich nicht einfach meine Lieblingsfilme empfehlen mochte oder die Filme die ich für die besten halte. Es geht mit dieser Liste vielmehr darum, Einsteiger an die Hand zu nehmen und einen ersten, möglichst umfassenden Eindruck von der japanischen Filmlandschaft zu geben. Die ausgewählten Filme sollen also einen Überblick über verschiedene Genres, Epochen, wichtige Filmschaffende und natürlich die Entwicklung des japanischen Films geben. Und nebenbei auch noch möglichst faszinierend sein und die Lust auf mehr wecken. Das alles will unter einen Hut gebracht werden.

Wie kam die Liste also zustande?

  • Der Umfang der Liste: Es sollten genug Filme drin sein, um den oben beschriebenen guten Überblick zu ermöglichen, andererseits soll es ja eine Liste für Einsteiger sein, sie darf also nicht so lang werden, dass sie überfordert oder abschreckt. Das runde Dutzend dürfte da ganz gut passen.
  • Vertretene Genres: Anime müssen natürlich dabei sein, ebenso wie Jidaigeki, Melodramen und Shomingeki, Yakuza, aber auch was aus der Exploitation-Ecke. Ich hätte auch gerne noch einen Monsterfilm untergebracht, wollte dann aber keinen von den 12 dafür opfern.
  • Verfügbarkeit: Die Filme sollen nicht nur bei irgendwelchen obskuren Online-Shops aus Hongkong erhältlich sein sondern direkt bei Amazon (DE oder UK), damit sie problemlos geordert werden können.
  • Historische Bandbreite abdecken: Ein Vorkriegsfilm/Stummfilm musste auf jeden Fall dabei sein. Aber welcher? Gerade die Verfügbarkeit ist in diesem Bereich ein großes Problem.
  • Die wichtigsten und einflussreichsten Regisseure sollten vertreten sein: Klassiker wie Kurosawa, Ozu, Mizoguchi, Naruse, Kinoshita, der moderne Klassiker Kitano und natürlich Miyazaki für die Anime. Für viele große Namen wie Imamura, Shindo, Yamada, Teshigahara, Oshima, Masumura, Ichikawa oder Miike war leider kein Platz mehr.

Jetzt könnte ich natürlich lange jede einzelne Entscheidung für die Liste oder gegen mögliche Kandidaten begründen, aber das spare ich mir dann für die Kommentare 😉

Wie würde deine Liste aussehen?

Wer schon mal einen Film von Hayao Miyazaki gesehen hat, wird sie nie vergessen: Die mal majestätische, mal zu Tränen rührende, aber immer mitreißende Musik von Joe Hisaishi, der seit Nausicaä eng mit dem Anime-Meister zusammenarbeitet und zu allen seinen Filmen den Score komponierte.

1950 als Mamoru Fujisawa in Nagano geboren, entdeckte er bereits früh die Liebe zur Musik, ging auf die Kunitachi Musikschule in Tokyo und begann in den 1970ern erste Arbeiten als Komponist, unter anderem für einige Anime-Serien. Er war in dieser frühen Phase seiner Karriere sehr von New Age beeinflusst und orientierte sich an einer minimalistischen Philosophie, wandte sich im Lauf seiner Karriere aber immer mehr orchestraler Musik zu. Sein erstes Album erschien 1981, und ungefähr zu dieser Zeit legte er sich auch seinen Künstlernamen Hisaishi Joe zu, den er aus der japanischen Aussprache von Quincy Jones ableitete (eine alternative Lesart von „Hisaishi“ ist „Kuishi“).

Durch eine Empfehlung wurde 1983 Hayao Miyazaki auf ihn aufmerksam und war von seinen Ideen für den Film so begeistert, dass er den ursprünglichen Plan, einen bekannten Komponisten zu engagieren, aufgab und Hisaishi den Soundtrack zu Nausicaä aus dem Tal der Winde und in der Folge für alle weiteren Filme Miyazakis komponierte:

[flash]http://youtube.com/watch?v=IT6rD-4TrEY[/flash]

Prinzessin Mononoke:

[flash]http://youtube.com/watch?v=IRpFXTvMQw8[/flash]

Chihiros Reise ins Zauberland:

[flash]http://youtube.com/watch?v=d1ni1sVCgEk[/flash]

Mein Nachbar Totoro:

[flash]http://youtube.com/watch?v=z1EP9NuyHqY[/flash]

Das Schloss im Himmel:

[flash]http://youtube.com/watch?v=clJEd1VWNOQ[/flash]

Porco Rosso:

[flash]http://youtube.com/watch?v=-QAGPUDV-0c[/flash]

Das wandelnde Schloss:

[flash]http://youtube.com/watch?v=D5tTiYT1cgU[/flash]

Und natürlich steuert Hisaishi auch bei Miyazakis neuestem Werk Ponyo on a cliff by the sea, das diesen Sommer in die japanischen Kinos kommt, wieder seine fantastische Musik bei. Die gibts übrigens schon zu kaufen.

Aber Hisaishi verband nicht nur eine lange und regelmäßige Zusammenarbeit mit Miyazaki, er komponierte auch noch für einen weiteren großen japanischen Regisseur: Takeshi Kitano. Eines seiner schönsten und bezauberndsten Werke überhaupt ist zweifellos der Soundtrack für Kikujiros Sommer, für den er nach 1992, 1993, 1994 und 1999 im Jahr 2000 den Japan Academy Award zum fünften Mal erhielt:

[flash]http://youtube.com/watch?v=qEb4TG10jW8[/flash]

Kids Return:

[flash]http://youtube.com/watch?v=cqs-ZFhoQh0[/flash]

Hana Bi:

[flash]http://youtube.com/watch?v=QH02so_qlwI[/flash]

Charakteristisch für die Zusammenarbeit mit Kitano (die übrigens vor einigen Jahren endete, angeblich weil Hisaishis Gehaltsvorstellungen den Budgets der Filme nicht mehr entsprachen) ist ein absolut unverwechselbares Zusammenspiel aus Piano und Synthesizer-Musik, die in den Konzert-Mitschnitten leider nicht rüberkommt. Daher zur Veranschaulichung hier noch Original-Soundtracks, etwa von Sonatine aus dem Jahr 1993:

[flash]http://youtube.com/watch?v=iowg3O4uAGQ[/flash]

Oder Dolls:

[flash]http://youtube.com/watch?v=IFAcvyUMT8E[/flash]

Nun ist die Qualität dieser Youtube-Videos natürlich nicht so dolle. Wem gefallen hat, was er hier eben gehört hat, findet eine reichhaltige Auswahl an CDs bei Amazon, sowohl Original-Soundtracks als auch Compilations und natürlich viele der klassischen Werke, die Hisaishi über die Jahre „einfach so“ komponierte.

Hisaishi ist zweifellos einer der herausragendsten Filmkomponisten unserer Zeit, und so ganz langsam scheint sich das auch bei uns herumzusprechen, davon zeugen zum einen die vielen CDs die es bei Amazon gibt, aber auch, dass seine Titel in letzter Zeit immer wieder etwa bei Klassikradio gespielt werden. Zudem ist er inzwischen auch für ausländische Produktionen tätig gewesen, etwa für den koreanischen Streifen Welcome to Dongmakgol oder The Sun also rises aus China. Nur nach Hollywood scheint sich sein Ruf noch nicht herumgesprochen zu haben…