Archive for November, 2006

Japanische Filme könnten dieses Jahr in ihrem Heimatmarkt die Importe aus Hollywood schlagen: In den ersten zehn Monaten erzielten inländische Produktionen einen Marktanteil von über 47 Prozent und stellten fünf der zehn erfolgreichsten Filme. Da für das Weihnachtsgeschäft noch Yoji Yamadas erwarteter Hit „Bushi no ichibun“ ansteht, dürfte Hollywood das Nachsehen haben dieses Jahr.

Zwar ist auch in Japan ein solches Abschneiden heimischer Filme eher ungewöhnlich, spricht aber eindeutig für die boomende japanische Filmszene, die seit Jahren auf hohem Niveau sowohl kommerzielle als auch anspruchsvolle Filme hervorbringt.

Zum Vergleich: 2004 war für deutsche Filme ein sehr gutes Jahr mit einem Marktanteil von 23 Prozent auf dem Heimatmarkt, letztes Jahr lag er bei 17 Prozent und schwankte auch in den früheren Jahren um diesen Wert. Im Gegensatz zu Japan herrscht hierzulande also Hollywood, und zwar uneingeschränkt.

Via twitch

… zumindest wenn es nach dem japanischen Filmmagazin CUT geht. Das hat in seiner neuesten Ausgabe eine Hitliste der 30 besten Animefilme aller Zeiten zusammengestellt.

Habe keine Ahnung, welche Kriterien zugrunde liegen, kenne auch viel zu viele der Filme in der Liste nicht, um das Ranking beurteilen zu können. Aber ein guter Ansatzpunkt, um Lücken zu füllen (und eine neue Anime-Kategorie aus der Taufe zu heben), ist es allemal…

1. Nausicaa
2. Gundam Trilogy
3. End of Evangelion
4. Ghost in the Shell
5. Laputa
6. AKIRA
7. Lupin III: Castle of Cagliostro
8. Space Cruiser Yamato 1
9. Princess Mononoke
10. My Neighbor Totoro
11. Spirited Away
12. Grave of the Fireflies
13. Howl€™s Moving Castle
14. Urusei Yatsura 2: Beautiful Dreamer
15. Galaxy Express 999
16. Porco Rosso
17. Kiki€™s Delivery Service
18. Patlabor 1
19. Crayon Shin-chan (the „Natsukashi“ one)
20. Girl who Leaped Through Time
21. Jin-roh
22. Wings of Honeamise
23. Perfect Blue
24. Mindgame
25. Night on the Galactic Railroad
26. Macross: Do You Remember Love?
27. Ashita no Joe 2
28. Memories
29. Full Metal Alchemist
30. Tekkon Kinkreet (Black and White)

Via Patrick Macias

Akira Kurosawa drehte in über 50 Jahren Filme zu unterschiedlichsten Themen, unter verschiedensten technischen, politischen und persönlichen Umständen. Es gab jedoch eine sich schon früh andeutende Konstante: Er arbeitete immer wieder mit einer handvoll Künstler zusammen, denen er rundum vertraute, der sogenannten Kurosawa-gumi.

Zu den engsten Mitstreitern hinter der Kamera gehörten von Beginn an Asakazu Nakai, der zum ersten Mal 1946 für Kein Bedauern für meine Jugend für Kurosawa hinter der Kamera stand und bis zu seinem Tod nach den Dreharbeiten zu Ran an zwölf Filmen mitwirkte, ab Kagemusha zusammen mit Takao Saito. 1948 war Fumio Hayasaka zum ersten Mal für die Filmmusik verantwortlich und steuerte in der Folge achtmal grandiose Scores unter anderem zu Rashomon, Ikiru und Die Sieben Samurai bei. Nach seinem Tod übernahm 1955 Masaru Sato den Stab und schrieb die Musik zu den nächsten neun Filmen.

Ein ständiger Begleiter und Ratgeber für Kurosawa war auch der Drehbuchautor Hideo Oguni, mit dem er sich erstmals 1952 für Ikiru in einen Ryokan zum Schreiben zurückzog. Dieses Ritual sollte bis Ran fester Bestandteil der Entstehung aller Kurosawa-Filme sein, bis auf Yojimbo, „Dersu Uzala“ und Kagemusha.

Weniger prominent aber nichtsdestotrotz wichtig und von langer Dauer war das Mitwirken von Teruyo Nogami, die bei Rashomon als Script-Girl begann und fortan den Meister unter anderem beim Schnitt unterstützte. Weitere langjährige Mitarbeiter waren Fumio Yanoguchi (Sound editing) und Yoshiro Muraki (Set Design).

Vor der Kamera waren es vor allem Minoru Chiaki, Takashi Shimura und Toshiro Mifune, die in den verschiedensten Rollen Kurosawas Filme prägten. Weniger prominente aber ebenfalls regelmäßige Auftritte hatten Kamatari Fujiwara, Susumu Fujita, Noriko Sengoku und Kyoko Kagawa; letztere spielte noch in Kurosawas letztem Film, Madadayo. Wichtige Rollen in den späteren Filmen hatte vor allem Tatsuya Nakadai, aber auch Akira Terao.

Aufgrund der Vielseitigkeit der Rollen und der sie ausfüllenden Schauspieler ergibt sich für den Kurosawa-Fan dadurch die merkwürdige Situation, immer wieder auf bekannte Gesichter zu stoßen, die aber trotz der Bekanntheit seltsam anders sind und immer wieder mit Neuem überraschen. Für mich einer der Bausteine für die anhaltende Faszination, welche die Filme Kurosawas auf mich ausüben.

Zu diesem Fazit gelangt Robert Castle in seinem Artikel über die Zatoichi-Filmserie der 1960er und 1970er Jahre, der gerade in der neuesten Ausgabe vom Bright Lights Film Journal erschienen ist.

Er berichtet von Castles Überraschung, als er durch Takeshi Kitanos „Zatoichi“ von den 25 Vorgängerfilmen um den blinden Schwertkämpfer Ichi erfuhr und wie er die Serie lieben lernte. Ich habe einige mir wichtig erscheinende Aussagen des (englischen) Artikels zusammengefasst, eine sehr gute Übersicht über den Inhalt der ganzen Ausgabe hat Thomas zusammengestellt. Und bei twitchfilm gibt’s übrigens eine Review zu den auf DVD erscheinenden TV-Folgen von Zatoichi.

Was zeichnet also Ichi, den Held von 25 Filmen, aus?

  • Seine menschlichen Schwächen: Abgesehen von seiner Blindheit ist Ichi ein passionierter Glücksspieler und gehörte früher zur Yakuza.
  • Seine Bescheidenheit: Durch die Blindheit weiss er um seine Schwächen und Grenzen, er akzeptiert diese und maskiert damit zugleich seine Unbezwingbarkeit im Schwertkampf.
  • Sein Wille, sich durch nichts ablenken zu lassen: Neben der übermenschlichen Schräfung seiner anderen Sinne gehört dazu auch sein überwiegendes Desinteresse an Frauen.
  • Seine Hilfsbereitschaft und Gutmütigkeit: Er kann keine Bitte ablehnen und hilft jederzeit den Schwächeren und Bedrängten.

Als das Paradoxon der Serie bezeichnet Robert Castle, dass Ichi trotz all dieser positiven, friedfertigen Eigenschaften immer wieder mit absolut mörderischer Gewalt konfrontiert wird. Die Urheber dieser Gewalt müssen jedoch immer mit dem Leben bezahlen. Damit werde Ichi zum idealen Helden der kleinen Leute, so Castle.

Das überraschendste an der Serie scheint zu sein, dass trotz der 25 Teile anscheinend kein Verfall, keine schematischen Wiederholungen auftreten, dass es den Produtzenten im Gegenteil immer wieder gelang, durch kleine Kniffe die Serie zu beleben.

Daher das Fazit: Zatoichi forever!