Original: Tekkonkinkreet (2006) von Michael Arias

Leider habe ich zu dieser visuellen Achterbahnfahrt keine Screenshots anzubieten, aber auf der offiziellen Website zum Film gibt es ein paar Bilder und natürlich einen Trailer zu bestaunen. Der hebt aber stark auf die Actionelemente ab und lässt die psychologischen Hintergründe und die damit verbundenen psychedelischen Bilderwelten außen vor. Könnte ja potenzielle Kinogänger verstören. Immerhin habe ich noch einen japanischen Originaltrailer bei Youtube aufgestöbert:

[flash]http://youtube.com/watch?v=IWOCf1wNlk0[/flash]

Tekkonkinkreet spielt in Treasure Town, Teil einer größeren, aus einer Vielzahl asiatischer und globaler kultureller Kontexte zusammengesetzen Metropole. Moscheen und buddhistische Tempel finden sich ebenso wie westliche Ikonographien von Hammer und Sichel bis zu 007-Plakaten. In dieser Stadt kämpfen die elternlosen Brüder Shiro und Kuro (japanisch für weiss und schwarz) um das tägliche Überleben und haben sich dabei zwischen Yakuza und Polizei einen gewissen Status und Machtbereich erkämpft.

Diese stabilen Verhältnisse kommen durch die Ankunft eines neuen, von außerirdischen Kämpfern begleiteten Gangsters ins Rutschen. Er spielt die Banden gegeneinander aus, macht Jagd auf Kuro und Shiro und will die Stadt von Grund auf verändern. In ihrem immer verzweifelteren Kampf werden die Brüder schließlich getrennt, woraufhin Kuros dunkle, blutrünstige Seite immer mehr außer Kontrolle gerät.

Die Gegensätzlichkeit von Schwarz und Weiss, die aber zugleich auch aufeinander angewiesen sind, ist ein konstantes Motiv in Tekkonkinkreet. Tag und Nacht, weisse Tauben und Krähen, eine Großaufnahme der Mondsichel mit der im Dunkeln liegenden Seite, ständig werden wir an die unauflösliche Verbindung von schwarz und weiss erinnert. Die Bedeutung des Motivs wird zum Ende des Films erkennbar, wenn klar wird, dass nicht nur Shiro auf den starken Arm seines älteren Bruders Kuro angewiesen ist, sondern dass gerade auch der Ältere die Zuneigung, Freundschaft und Liebe braucht, um sein seelisches Gleichgewicht zu halten und nicht in einem Strudel aus Zerstörung und Selbstvernichtung unterzugehen.

In dieser Phase reisst uns der Film mittels eines Stroms atemberaubender Bilder hinein in Kuros Seele, die gegen überhandnehmende Wut, Hass und Verzweiflung ankämpft. In diesem Kontext erfüllt sich dann auch die eingangs gemachte Aussage, man müsse sich manchmal die Finger verbrennen, um das rätselhafte Innere von etwas zu erkennen.

Eine spannende Geschichte, in der in einer Nebenhandlung um das Verhältnis eines alternden Yakuza zu seinem Protege Loyalität und Freundschaft unter anderen Gesichtspunkten beleuchtet werden, mitreißend und visuell großartig in Szene gesetzt, mit reichlich psychologischer Würze. Mit seinem Regiedebüt ist dem in Japan lebenden Amerikaner Michael Arias ein sehr interessanter, unbedingt zu empfehlender Film gelungen!