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Wer es noch nicht mitbekommen hat: Das JFFH startet in 3 Tagen! Wenn du also noch nicht weißt, welche Filme du dir ansehen sollst dann hab ich jetzt ein paar Tipps, auf der Festival-Webseite gibt es das Programm als Download und der Kartenvorverkauf läuft seit Donnerstag!

Interessant finde ich, wie präsent der Tsunami und die Fukushima-Katastrophe nach drei Jahren immer noch im Festivalprogramm sind. Ich habe bestimmt vier oder fünf Filme gezählt, die mehr oder weniger direkt die Ereignisse aus dem März 2011 aufgreifen. Die größte Katastrophe in der Nachkriegsgeschichte Japans ist also offenbar noch lange nicht vom kulturellen Bewusstsein verarbeitet. Erfreut und zugleich erstaunt war ich über die Anime im Programm, beide sind zwar absolut sehenswert, liefen aber bereits regulär im Kino oder sind als DVD & Bluray erhältlich. Dennoch ist das natürlich eine tolle Chance, sie nochmal auf der großen Leinwand sehen zu können. Sehr gefreut hab ich mich auch, dass mit Ken and Mary mal wieder eine waschechte Komödie als Eröffnungsfilm ausgewählt wurde. Der gehört natürlich auch zu meinen must-see Empfehlungen!

Must see:

Want to see:

Also mal wieder jede Menge vielversprechende Filme! Und ich werde dieses Jahr zum ersten Mal seit 2006 nicht dabei sein können, schnief 🙁

Der ganz große Trend bei der Finanzierung von Geschäftsideen, Produkten und gemeinnützigen Projekten ist derzeit das sogenannte Crowdfunding über Internet-Plattformen. Die Idee dabei ist, dass sich Firmen statt ein oder zwei großen Geldgebern ganz viele kleine Investoren ins Boot holen. Was das mit japanischen Filmen zu tun hat?

Zum einen wird Crowdfunding inzwischen auch bei der Finanzierung von Filmen eingesetzt, allein beim amerikanischen Marktführer Kickstarter gibt es aktuell mehr als 800 Projekte rund um Filme und Videos, die nach Geldgebern suchen. Zum anderen will auch das NipponConnection Filmfestival sich auf diesem Wege neue Finanzierungsmöglichkeiten erschließen und hat ein Projekt eingerichtet, mit dem insgesamt 15.000 Euro eingesammelt werden sollen. Bisher gibt es 12 Unterstützer, die insgesamt 1.040 Euro zugesagt haben, es sind aber auch noch 5 Wochen Zeit.

Wenn du also mindestens 5 Euro übrig hast, kannst du jetzt Investor der NipponConnection werden – und bekommst als Gegenleistung Postkarten, Poster, T-Shirts, Eintrittskarten für Filme oder Kulturveranstaltungen und für 500 Euro gibt es den VIP-Festivalpass. Klingt für mich nach einem guten Return on Investment 😉

Die NipponConnection findet dieses Jahr erstmals nicht an der Frankfurter Uni statt, sondern weicht auf andere Locations wie den Mousonturm und die Naxoshalle aus. Und sie findet rund zwei Monate später statt, im Juni statt im April. Diese Neuerungen organisatorischer Natur ändern aber nichts daran, dass die NC das absolute Mekka für Liebhaber des japanischen Films ist – inzwischen weltweit.

Unbeeindruckt von Terminverschiebung und neuen Locations haben die Macher ein beeindruckendes Programm (pdf Download) zusammengestellt. Leider bin ich dieses Jahr nicht mit dabei, aber wenn ich dort wäre, würde ich mir diese 10 Filme auf keinen Fall entgehen lassen:

  • Outrage Beyond: Die (unerwartete) Fortsetzung zu Takeshi Kitanos unterkühlter Abrechnung mit und zugleich Neubelebung des Yakuza-Genres.
  • For Love’s sake: Zu Takashi Miike muss ich wohl nicht mehr viel sagen, hier mixt er mal wieder einen abenteuerlichen Genre-Cocktail, dieses Mal aus Musical, Highschool-Komödie und Gangsterfilm.
  • A Story of Yonosuke: Regisseur Shuichi Okita kann man mit Mitte 30 grade noch so zu den Nachwuchstalenten zählen, er wurde letztes Jahr erstmals einem größeren Publikum bekannt mit der Komödie The Woodsman and the Rain. Auch hier handelt es sich wieder um eine Komödie.
  • The Land of Hope: Nach Himizu widmet sich Shion Sono nochmal des Umgangs mit der Katastrophe von Fukushima, dieses Mal anhand eines fiktiven Szenarios, oder sollte ich besser sagen, Gedankenexperiments?
  • I’m Flash: Toshiyaki Toyoda ist inzwischen ebenfalls einer der großen Namen und seit seinem Debut 1998 mit Pornostar für unkonventionelles, stylisches Independent Kino bekannt. Hier verbindet er einen klassischen Thriller mit Fragen nach der eigenen Existenz.
  • The Drudgery Train: Es gibt wohl keinen zweiten der es so wie Nobuhiro Yamashita versteht, sich augenzwinkernd und verständnisvoll gesellschaftlicher Außenseiter und Loser anzunehmen. Spätestens seit Linda Linda Linda ist er auch einem größeren internationalen Publikum bekannt.
  • Isn’t anyone alive: Der neueste Film von Sogo Ishii, dem die diesjährige NipponRetro gewidmet ist. Hier bringt er ein Theaterstück auf die Leinwand, in dem sich eine Gruppe Studenten angesichts des bevorstehenden Weltuntergangs mit der Banalität ihrer eigenen Existenz konfrontiert sehen.
  • Wolf Children: Mamoru Hosoda hat in den letzten Jahren mit Das Mädchen das durch die Zeit sprang und Summer Wars einen kometenhaften Aufstieg genommen und ist zu einem der erfolgreichsten und bekanntesten Anime-Regisseure geworden. Für Wolf Children gründete er sein eigenes Produktionsstudio und landete letztes Jahr damit direkt in den Top5 der erfolgreichsten japanischen Filme.
  • Bad Film: Nochmal Shion Sono, aber ganz anders, denn das Material für dieses Werk entstand bereits 1995 auf Hi8-Video. Das Projekt konnte er damals aber nicht zu Ende bringen und schnitt daraus jetzt diese halbdokumentarische, nicht-lineare und offenbar nur bedingt logische Momentaufnahme vom Ende eines Jahrhunderts.
  • Thermae Romae: Die Erfolgskomödie des letzten Jahres mit Hiroshi Abe, die auf einer denkbar beknackten Idee basiert, aber vielleicht gerade deshalb so gut ankam.

Das sind schon ne ganze Menge an must-see-Filmen, aber wer noch etwas – oder besser, reichlich – Zeit hat sollte sich unbedingt auch noch Kiyoshi Kurosawas Penance ansehen. Diese exzellent besetzte (Yu Aoi! Sakura Ando! Eiko Koike! Kyoko Koizumi!), sechsstündige (!!!) Miniserie dreht sich um den Mord an einer Grundschülerin und die Rachegelüste ihrer Mutter – wer sich jetzt ein wenig an Confessions erinnert fühlt, liegt goldrichtig, denn beide Filme basieren auf Romanen derselben Autorin.

Egal, ob ihr euch diese oder andere Filme anschaut, viel Spaß allen Besuchern der NipponConnection! 🙂

Im letzten Jahr hab ich mich ja ziemlich ausgelassen über den einen oder anderen, mir nicht genehmen Trend beim Japanischen Filmfest Hamburg: Technische Probleme, sogar eine ausgefallene Vorstellung, wenig spannendes Rahmenprogramm und andere Dinge waren mir etwas auf den Senkel gegangen. Dieses Jahr gab es überhaupt keinen Grund, sich über etwas derartiges zu beschweren! Bei den Filmen lief alles glatt, sie wurden durchweg in sehr guter Qualität gezeigt, Pannen gab es keine, alles lief wie geschmiert. Dazu kamen wieder eine Vielzahl Gäste, darunter auch die Kengekikai Kampfkunst-Truppe, die extra aus Kyoto eingeflogen war und rund um das Festival und den Japantag in Hamburg Shows und Workshops anbot. Wer also nicht nur Filme sehen sondern auch darüber hinaus was erleben wollte, dem bot sich reichlich Gelegenheit.

Lustigerweise passt so gar nicht zu diesem eigentlich sehr gelungenen Eindruck, dass wohl in der Organisation einiges drunter und drüber ging. Ich bin zwar nicht mehr im Team selbst aktiv, habe aber noch einen guten Draht zu einigen Team-Mitgliedern und bekomme so einiges mit. So hatte das Team sowohl mit dem Wegbrechen einiger erfahrener Helfer als auch von Fördermitteln der Stadt zu kämpfen. Das äußerte sich dann unter anderem darin, dass das Programmheft erst am Tag vor der Eröffnung verfügbar war, dass kaum Plakate gedruckt werden konnten und dass natürlich die verbliebenen Helfer noch mehr Stress hatten. Dass trotzdem das Filmfest weitgehend glatt lief, ist vor diesem Hintergrund eine noch größere Leistung!

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Kurze Durchsage: Wenn du aus dem Raum Hamburg bist und schon immer mal hinter die Kulissen eines Filmfests schauen wolltest, melde dich direkt bei mir oder in den Kommentaren! Ich stelle sehr gerne den Kontakt her.
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So, kommen wir damit zu den Filmen, denn um die geht es ja letztlich bei der ganzen Chose. Die Filme haben mir in diesem Jahr wirklich einige Sorgenfalten auf die Stirn getrieben. Einen echten „wow!“-Film gab es schon letztes Jahr nicht, und von den Filmen die ich gesehen habe verdienten nur zwei oder drei das Prädikat „gut“ (die werde ich noch gebührend vorstellen, eine Bestenliste macht da aber keinen Sinn). Der Rest war mehr oder weniger belangloses Mittelmaß und einer so richtig schlecht. OK, ich habe Himizu verpasst und Kuro, der wohl eines der Highlights sein sollte, musste leider kurzfristig noch aus dem Programm genommen werden. Trotzdem muss ich leider konstatieren, dass ich zum ersten Mal in 7 Jahren enttäuscht bin.

Die Enttäuschung wird nicht gerade kleiner wenn ich auf das Programm der NipponConnection schiele, die in zwei Wochen startet und eine ganze Latte von Hochkarätern zu bieten hat, die ich alle verpassen werde weil ich dieses Jahr leider nicht nach Frankfurt fahre. Mein Bauchgefühl vom letzten Jahr, dass sich das JFFH beim Versuch, zahlenmäßig mit der NipponConnection und ihren weit über 100 Filmen mitzuhalten, überhebt und Quantität mehr und mehr die Qualität verdrängt, hat sich leider verstärkt. Und das ist kein gutes Gefühl, denn ich hänge nach wie vor sehr am JFFH, habe tolle Erinnerungen sowohl an grandiose filmische Momente als auch an den ganzen Spaß im Team. Enttäuscht nach Hause zu gehen nach einem Festivaltag tut mir weh und ich hoffe und drücke die Daumen, dass es im nächsten Jahr wieder richtig geniale Filme gibt!

Seit ein paar Tagen ist das komplette Programm des Japanischen Filmfests Hamburg auf der Webseite nachzulesen, gerade rechtzeitig um noch vor dem Filmfest ein bisschen Stimmung zu machen und die Werbetrommel zu rühren 🙂

Ich habe noch nicht alle Filme angesehen – sind ja auch wieder verdammt viele, um die achtzig – aber ein paar hab ich mir schon rausgeguckt. Zu den Highlights dürfte wohl der Eröffnungsfilm, der bildgewaltige und effektgeladene historische Actionfilm The Floating Castle gehören, oder Helpless and Reckless, eine düster-mitreißende Inzestgeschichte.

Spannend klingen auch Ushijima the loanshark oder Ringing in their ears, sowie My Departure, der neue Film von Tetsu Maeda, der im letzten Jahr mit Sukiyaki einen der Knallerfilme zum Festival beigesteuert hatte. Dieses Mal scheint  er sich eher im Bereich Familiendrama zu bewegen, mal sehen, wie er sich da zurecht findet. Eher witzig klingt dafür Nana and Kaoru, ebenso wie einer der wenigen Anime den wir auf dem JFFH zu sehen bekommen werden, Memories of Family. Und dann ist da natürlich noch Himizu, Sion Sonos vor dem Hintergrund der Tsunami-Katastrophe spielendes Coming-of-Age Drama, das ich mir auf keinen Fall entgehen lassen werde!

Gut, dass das Kurosawa-Buch so gut wie fertig ist, da kann das Filmfest kommen 🙂

Das Programm der Berlinale wird zwar erst am Montag offiziell bekannt gegeben. Aber wie allgemein bekannt geht die Sonne in Japan etwas früher auf. Wahrscheinlich deshalb ist dem Blog zu Yoji Yamadas neuem Film Tokyo kazoku bereits jetzt zu entnehmen, dass das Werk seine internationale Premiere in Berlin im Rahmen der Sektion „Berlinale Special“ haben wird. Aber nicht nur das. Denn nicht nur Yamada-sans neuer Film – dessen internationaler Titel Tokyo Family lautet – kommt nach Berlin, sondern auch gleich noch sein großes Vorbild: Yasujiro Ozus vor 60 Jahren entstandenen Meisterwerk Tokyo Story, und zwar in einer digital restaurierten Fassung!

Ein guter Grund, mit besonderer Neugier auf die Bekanntgabe des Spielplans am Montag hinzufiebern! Das findet auch der Direktor der Berlinale, Dieter Kosslick, der sich im Tokyo Family-Blog sehr erfreut über den Besuch aus Japan zeigte:

Die „Familie“ Tokyo inspirierende Arbeit, die eine Hommage an „Tokyo Story“, jeder war mit der Auswahl der Mitglieder Arbeit beeindruckt. Berlin Film Festival hat ein warmes Gefühl und seine sehr große Regisseur Yamada, denke ich sind sehr erfreut, in der Lage sein, die Arbeit von Yamada erneut gesiebt überwachen.

Leider ist mein Japanisch nicht so gut wie das von Herrn Kosslick, daher musste ich zu Google Translate greifen 😉

Zwar liegt das Japanische Filmfest schon fast 2 Monate zurück, aber ich hab mir über das diesjährige Festival einige Gedanken gemacht und die möchte ich als guter Blogger natürlich auch in die Welt hinausposaunen! Wozu macht man sich sonst denn auch Gedanken?! 😉

Für mich war dieses JFFH das erste seit 5 Jahren, bei dem ich wirklich nur Zuschauer war. Natürlich gab es viele Wiedersehen mit Team-Mitgliedern und die alten Zeiten wurden ausgiebig beschnackt. Trotzdem hat es sich ganz anders angefühlt als in den Jahren zuvor, auch im Vergleich zu 2011, als ich mich zwar schon aus dem Team verabschiedet, aber dann während des Festivals immer wieder mitgeholfen und angepackt hatte. Die Distanz war dieses Jahr deutlich größer, bedingt auch durch die schnellen personellen Wechsel im Team der Ehrenamtlichen. Vielleicht ist diese gewachsene Distanz auch ein Stück weit dafür verantwortlich, dass ich das JFFH dieses Jahr kritischer sehe. Aber nicht ewig rumlabern und um den heißen Brei reden, Butter bei die Fische!

Gleich vorneweg: Was in meinen Augen dieses Jahr überhaupt nicht funktionierte war das Rahmenprogramm. Ich war zweimal im Projektor, beim ersten Mal war überhaupt niemand da, beim zweiten Anlauf dann wenigstens ein paar Team-Mitglieder. Vielleicht lag es am Konkurrenzprogramm (parallel liefen Champions League und European Song Contest), ich weiß es nicht. Zudem fand ich es sehr unglücklich, dass das Filmfrühstück nicht mehr im 3001 Kino sondern am einige hundert Meter entfernten Projektor stattfand. Für das Team mag das klare Vorteile haben (die Küchenausstattung im Projektor ist einfach viel besser und man muss sich nicht mit den Kinobetreibern arrangieren), aber aus meiner Sicht des Zuschauers ist das ein klarer Nachteil. Aber das sind eher Randnotizen, nun kommen wir zum Eingemachten 😉

Denn zum ersten Mal habe ich wirklich große technische Probleme miterlebt. Ich denke, dass ich seit 2006 rund 100 Filmvorführungen beim JFFH als Zuschauer besucht oder als Vertreter des Teams begleitet habe. Dabei kam es noch nie vor, dass eine Vorstellung wegen technischer Probleme ausfallen musste. Und jetzt erwischte es ausgerechnet eines der absoluten Highlights des Festivals, die gut besuchte Freitagabend-Vorführung von Shion Sonos Guilty of Romance. Ein Desaster für einen Festivalveranstalter! Wobei das JFFH hier keine oder nur eine geringe Schuld trifft, denn wie sich später herausstellte war das Filmmaterial absolut in Ordnung und es schien sich um einen Bedienungsfehler der Filmvorführerin im Metropolis gehandelt zu haben. Dieser Fehler war aber kein Einzelfall, auch weitere prestigeträchtige Filme wie Miikes Harakiri und Shinkais Children who chase lost voices from deep below, die beide als Bluray vorlagen, wurden in sehr schlechter Bildqualität vorgeführt, die bestenfalls auf DVD-Niveau war. Inwieweit diese das Filmerlebnis arg schmälernden Probleme durch das Festivalteam hätten vermieden werden können, etwa durch eine intensivere Vorab-Prüfung des Materials oder Briefing der Kinobetreiber, ist Spekulation. Aber bei einem bin ich mir sicher: In früheren Jahren hätte es für solche Highlights mehr als eine Vorstellung gegeben und damit die Chance, den Fehler auszubügeln und den Fans im zweiten Durchgang die Filme in all ihrer Pracht zu zeigen.

Damit sind wir direkt bei einem weiteren Punkt, den ich zunehmend kritisch sehe: Die Anzahl der gezeigten Filme ist in den letzten beiden Jahren dramatisch gestiegen. Das bedeutet, dass zum einen im Programm kein Platz für mehrfache Vorführungen mehr ist und die Zuschauer bei Terminkonflikten keine Ausweichmöglichkeit mehr haben – was tendenziell auf Kosten kleiner, wenig bekannter Filme gehen dürfte. Zum anderen sind dadurch die Filmvorführungen auch sehr gedrängt. Noch letztes Jahr gab es pro Tag und Kino maximal 5 Vorführungen, so dass immer genug Zeit blieb um zwischendurch mal was essen zu gehen oder von einem Kino ins andere zu fahren. Das war dieses Jahr kaum mehr möglich, am Samstag fanden im Metropolis sechs Vorstellungen statt, am Sonntag im 3001 ebenfalls sechs und im Metropolis sogar sieben! Für den „normalen“ Zuschauer, der sich sowieso nur einen oder zwei Filme anguckt ist das natürlich kein Problem, aber wer sich als Fan möglichst wenig entgehen lassen möchte, kann diese Marathon-Tage kaum noch richtig genießen. Ich habe dann auch am Sonntag die Spätvorstellung von Hideo Nakatas Incite Mill ausfallen lassen, weil ich nach fast 10 Stunden im Kino einfach fertig war.

Womit wir nach dem ganzen Gemotze langsam mal zu den Filmen kommen. Einen absolut alles überragenden, einzigartigen Film gab es dieses Jahr nicht, aber das muss ja auch nicht immer sein. Wegen des dichtgedrängten Programms konnte ich dieses Jahr leider nur wenige Nachwuchsfilme und überhaupt keine Kurzfilme sehen, dennoch dominieren kleine Indie-Perlen in meiner Hitliste:

1. Sukiyaki
2. About the Pink Sky
3. Shing Shing Shing
4. Children who chase lost voices from deep below

Ziemlich enttäuscht war ich dagegen von den größeren Produktionen und allen voran vom Eröffnungsfilm Black Dawn. Wie ich aus dem Filmteam gehört habe, gab es intern wohl ziemlich heftige Diskussionen darüber, welcher Film am Premierenabend gezeigt werden sollte, und Black Dawn scheint wohl eine Art fauler Kompromiss gewesen zu sein. Eine große filmische Enttäuschung war für mich auch Takashi Miikes Remake des fast 60 Jahre alten Meisterwerks Harakiri. Aber dazu komme ich ein andermal, sonst nimmt das hier heute gar kein Ende mehr!

Auch wenn ich mich oben ziemlich ausgelassen habe, alles in allem hat mir das Filmfest natürlich wieder Spaß gemacht, ich habe tolle Filme gesehen und mich sehr gut unterhalten. Aber irgendwie gab es immer wieder diese kleinen, unschönen Makel, die einem magischen Ereignis im Weg standen. Aber im nächsten Jahr wird das bestimmt wieder besser! 🙂

Morgen beginnt in Frankfurt die NipponConnection, die ich dieses Jahr leider verpassen werde… schnief! Dafür tröste ich mich heute, indem ich ausführlich das Programm des JFFH durchforste, das seit heute (oder gestern Abend?!? hab ich nicht ganz mitbekommen) auf der Festival-Webseite live ist. Dieses Stöbern in den Filmen dauert dabei von Jahr zu Jahr länger, weil das Festivalteam unaufhaltsam dem Größenwahn verfällt und immer mehr und mehr Filme ins Programm aufnimmt, in diesem Jahr die unerhörte Zahl von 80 (!!) Filmen – wenn ich mich nicht verzählt habe.

Nicht fehlen dürfen in diesem Jahr natürlich die Fukushima-bezogenen Filme, wie etwa der Eröffnungsfilm Black Dawn, in dem es um einen atomaren Terroranschlag geht, die Doku Radioactivists über die Anti-Atomkraft Bewegung in Japan oder das Drama A gentle Rain falls for Fukushima. Natürlich gibt es auch wieder jede Menge Nachwuchsfilmemacher zu entdecken, die große Gesamtzahl Filme kommt maßgeblich durch sie zustande. Ziemlich enttäuschend finde ich, dass es nur einen Anime zu sehen gibt, aber die waren ja schon immer schwer zu bekommen.

Da ich dieses Jahr nicht mit so furchtbar viel Zeit gesegnet bin, habe ich meinen persönlichen Filmfahrplan für das JFFH in „must see“ und „want to see“ unterteilt. In die Kategorie „must see“ fallen natürlich die Filme von Shion Sono, Takashi Miike,  Makoto Shinkai und Katsuhito Ishii. Unter „want to see“ finden sich dann einige weniger bekannte Werke, auf die ich aber sehr gespannt bin. Natürlich ist die Liste work in progress, bis zum Festivalbeginn in gut 3 Wochen kann sich da noch einiges ändern.

Must see:

Want to see: