Seit wenigen Tagen ist „Zwischen Samurai und Helden des Alltags: Leben und Werk des japanischen Regisseurs Akira Kurosawa“ als Ebook erhältlich! Das Werk hat – je nach Format – etwa 200-250 Seiten, eine ausführliche Leseprobe gibt es auf der Seite des Verlags, wo ihr es dann auch gleich im PDF oder epub-Format kaufen könnt. Aus dem Klappentext:
€žDie Filmkunst ist etwas Fabelhaftes, aber ihr Wesen zu verstehen ist sehr, sehr schwierig€œ, sagte Kurosawa 1990 anlässlich der Oscar-Verleihung für sein Lebenswerk. 30 fundierte Essays beschäftigen sich ausführlich mit Kurosawas Filmen: von den Anfängen bis hin zu Meisterstücken wie Die Sieben Samurai, Rashomon oder Ran. Hier erfährt der Leser, wie Kurosawa seine Filme schuf, die (Schwertkampf-)Filmwelt revolutionierte und warum die Wurzeln des Italo-Western bis nach Japan zurückreichen.
Für alle Filmfans, die das Werk von Akira Kurosawa (wieder-)entdecken wollen.
Das Ebook kostet 9,99 Euro (die Print-Version ist in Vorbereitung und wird 19,99 kosten) und ist in zahlreichen Shops in den gängigen Formaten verfügbar:
Schaut euch die Leseprobe an und wenn euch gefällt, was ihr seht, dann greift zu! Und wenn ihr das gute Stück gekauft und gelesen habt, würde ich mich ganz besonders freuen, eure Meinung dazu zu erfahren! Gerne hier als Kommentar oder per Email.
23 Jul
Original: Shojotachi no rashinban (2011) von Shunichi Nagasaki
Vier Schülerinnen einer Theater-AG rasseln mit der leitenden Lehrerin aneinander und entschließen sich, aus der AG auszutreten und ihr eigenes Ding zu machen. Unter dem Namen „Girls‘ Compass“ studieren sie ungewöhnliche Stoffe ein, proben auf der Strasse und auf öffentlichen Plätzen. So und versammeln sie schnell eine wachsende Schar an Fans um sich, und werden obendrein auch noch enge Freunde.
Doch der Erfolg wird überschattet von üblen Beleidigungen und persönlichen Angriffen auf der Webseite der Gruppe gegen eines der Mädchen. Obendrein gibt es Streit zwischen zwei anderen über das Drehbuch für ein Stück, das die Truppe bei einem wichtigen Kulturwettbewerb aufführen will.
So wie oben beschrieben hat die Story super funktioniert, und mit den durchweg sehr guten darstellerischen Leistungen der Nachwuchs-Stars Riko Narumi, Shiori Kutsuna, Ayaka Morita und Mayuu Kusakari zusammen wäre das eine runde Sache geworden mit allen Optionen für ein Happy-End oder auch einen tragischen Ausgang. Allerdings haben die Macher um die Story der Theater-Gruppe herum noch eine Rahmenhandlung gesponnen, die sich mit dem Tod einer der vier beschäftigt.
Girls‘ Compass beginnt deshalb mit der Anreise einer Schauspielerin zu Dreharbeiten an einem Independent Film, der in einem abgelegenen, zerfallenen Hotel spielt. Wir wissen nicht, wer die Schauspielerin ist, aber schnell wird klar, dass sie etwas mit „Girls‘ Compass“ zu tun hatte und dass es um die Theatergruppe ein dunkles Geheimnis gibt. In immer länger werdenden Rückblenden wird nun die eingangs beschriebene Story erzählt, bis sich am Ende herausstellt, dass der Schauspielerin der Mord an einem der „Girls‘ Compass“-Mitglieder vorgeworfen wird – und dass die Zeit für Rache gekommen ist.
Vielleicht wollten die Macher nicht einfach einen weiteren Film über kreative Schülerinnen machen, die sich zusammenraufen und ihre Band oder was auch sonst immer gegen alle Umstände durchziehen. Fair enough, das ist ein hehres Ziel. Leider passen die beiden zeitlich versetzten Handlungsstränge aber nicht wirklich zusammen, worunter besonders die Atmosphäre leidet. Die ist in jedem der beiden Stränge für sich genommen absolut stimmig, nur zusammen will das ganze einfach nicht richtig zünden.
Dennoch ist Girls‘ Compass ein guter und interessanter Film, aus meiner Sicht war er noch einer der besten beim JFFH2013. Die Charaktere sind gut ausgelotet mit spannenden, glaubhaften Konflikten und Problemen und die Theaterstory bietet einige ungewöhnliche Ideen. Hätten die Macher ein bisschen mehr Mut zur Schere gehabt und dem Film entweder ein anderes Ende verpasst oder gleich zwei eigenständige Filme daraus gemacht, hätte das ein echtes Highlight werden können. Auf die vier jungen Schauspielerinnen werde ich aber zukünftig auf jeden Fall ein Auge haben, könnte mir denken, dass wir von denen noch einiges hören und sehen werden.
Jetzt sind es wirklich nur noch wenige Tage bis mein Buch über Leben und Werk Akira Kurosawas in den Handel kommt – hach ist das aufregend! 😉
Und so wird es aussehen:
Wie man dem Cover entnehmen kann, hat sich der Titel letztlich doch in eine ganz andere Richtung entwickelt als von euch vorgeschlagen, was ein Stück weit auch damit zu tun hat wie Bücher heute verkauft werden: In großen Online-Shops bei denen es nicht zuletzt auf Auffindbarkeit in der Suche und einen sehr sprechenden, selbsterklärenden Titel ankommt. Ich finde ihn aber gut gelungen, besonders dass er die thematische Bandbreite in Kurosawas Werk aufgreift.
Aber nicht nur der Titel ist inzwischen festgelegt, auch der Preis! „Zwischen Samurai und Helden des Alltags“ wird sowohl als Ebook als auch in einer im on-demand Verfahren gedruckten Version verfügbar sein. Das Ebook wird 9,99 Euro kosten, die Holz-basierte Sammleredition wird für 19,99 Euro zu haben sein 😀
Weitere Infos folgen!
10 Jul
Original: Yamikin Ushijima-kun (2012) von Masatoshi Yamaguchi
Der titelgebende Kredithai Ushijima (Takuyaki Yamada) bestimmt das Schicksal aller Charaktere in diesem Film. Da wäre zuerst Jun (Kento Hayashi), der erfolgreich Parties organisiert und davon träumt, Großevents und Konzerte zu veranstalten und bei den Reichen und Schönen ein- und aus zu gehen. Doch zuerst braucht er Geld, um eine große Location für den endgültigen Durchbruch anzumieten. Doch Jun ist clever und tüftelt einen Plan aus, um Ushijima in den Knast zu bringen und das geliehene Geld nicht zurück zahlen zu müssen. Aber ist er wirklich clever genug um es mit Ushijima aufzunehmen?
Der Gegenpol zu Jun ist die Schülerin Mirai (Yuko Oshima), die selbst keine Ambitionen auf ein glamouröses Leben hat, deren Mutter allerdings bei Ushijima verschuldet ist. So gerät auch sie unter Druck, schnell Kohle beizuschaffen und erfährt dabei, wie „einfach“ und schnell ein junges hübsches Mädchen Geld verdienen kann.
Wie so viele andere Filme dieser Tage basiert auch Ushijima the Loan Shark auf einer TV-Serie, die wiederum auf einem Manga basiert. Und – ohne die Serie gesehen oder den Manga gelesen zu haben – behaupte ich jetzt einfach mal, dass man dem Film seine Herkunft ansieht: Leider setzt der nämlich immer mal wieder auf plakative Effekte, völlig unrealistische Plot-Entwicklungen und Actionelemente, welche überhaupt nicht zu der fast an eine Dokumentation erinnernden kapitalismuskritischen Story und Charakterkonstellation passen. Mehr Emanzipation von der Vorlage hätte hier meiner Meinung nach aus einem guten Filmen einen verdammt guten machen können.
Denn Ushijima the Loan Shark ist einer der seltenen Filme, der schonungslos unseren ganz auf Konsum gegründeten Lebensstil, unser Streben nach dem schnellen, leicht verdienten Geld, unsere Geltungssucht und das Anhimmeln von Promis – die es scheinbar geschafft haben – thematisiert und bitterböse kritisiert. Es dürfe wohl kaum jemanden geben, der sich beim Anschauen dieses Films nicht an der einen oder anderen Stelle ertappt und angesprochen fühlt. Und Regisseur Yamaguchi, der zuvor auch die Fernsehserie produziert hatte, ist alles andere als zimperlich: Besonders angetan hat es mir die Eröffnungssequenz, in der Ushijima eine Party sprengt. C-Promis, Neureiche und Aufschneider aller Art vergnügen sich und machen so gut es geht auf dicke Hose, und dann kommt der Kredithai und fordert seine Millionen zurück – mit seinen krassen Methoden (ich sage nur: Stromkabel und Nase) lässt Ushijima der ganzen Sippe richtig schön die Luft raus.
Der zweite Handlungsstrang um Mirai, die gegen die Versuchung des Geldes ankämpft und von allen Seiten bedrängt, angefleht und sogar von ihrer eigenen Mutter regelrecht wie Vieh taxiert wird, geht fast noch mehr ans Eingemachte. Hier liefert Yuko Oshima, die zu den Mitgliedern der Pop-Gruppe AKB48 gehört, in der Rolle der Mirai eine sehenswerte Leistung ab, für die sie auch schon ausgezeichnet wurde.
Alles in allem ein sehenswerter Film mit sehr ernster und aktueller Thematik, bei dem ich mir gewünscht hätte, dass die eine oder andere Nebenhandlung samt Charakteren (was sollte dieser blonde Killer im Pelzmantel?!?) gestrichen worden wäre, um ihn dichter und stimmiger zu machen. Dennoch einer der besten Beiträge auf dem JFFH2013.
Es ist mal wieder soweit, die Japan Foundation schickt die Retrospektive eines großen Regisseurs auf die Reise durch die deutschen Kinosäle – oder zumindest eine Handvoll Kinosäle. Dieses Mal ist es Seijun Suzuki, das Enfant terrible, der Experimentator, der durchgeknallte Einzelgänger mit der großen Lust am Unkonventionellen. Seit Januar waren stolze 15 Filme seines Werkes bereits im JKI in Köln zu sehen, in Nürnberg lief die Retrospektive im Filmhaus und nun kommen sie auch ins Metropolis nach Hamburg! Yiehhaaaa! 🙂
Bisher sind lediglich die Juli-Termine bekannt, aber es sollen auch im August noch weitere Filme gezeigt werden*
Klar, dass ich mir davon möglichst keinen entgehen lassen will, schließlich sind auch einige Filme dabei, die sonst wohl auf Jahrzehnte hinaus nicht wieder zu sehen sein werden, schon gar nicht auf der großen Leinwand!
* Diese Retro ist übrigens wieder ein herausragendes Beispiel für die katastrophale Kommunikationspolitik rund um die Retrospektiven der Japan Foundation. Eine simple Google-Suche bringt so gut wie gar keine hilfreiche Informationen zutage, der Link zum JKI Köln führt auf eine leere Seite. Es gibt ein paar Foren- und Blogbeiträge, in denen Fans jeweils auf die Vorstellungen in ihrer Stadt verweisen (so wie ich), aber keinerlei zentrale Informationsmöglichkeit, in welchen Städten die Filme wann zu sehen sind. Von einem aktiven Bewerben der Filme ganz zu schweigen. Einfach unterirdisch. Und auch das Metropolis enttäuscht, außer im aktuellen Programmheft ist nirgends eine Info zu der Retro zu finden.
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Update mit Programm vom August: