Hiroshi Teshigahara war der erste japanische Regisseur, der für einen Oscar nominiert wurde. Er wurde am 28. Januar 1927 in Tokyo geboren. Wie seine älteren Kollegen Kenji Mizoguchi und Akira Kurosawa machte er seine ersten künstlerischen Schritte als Maler, mit einem besonderen Interesse für den Surrealismus.

Seine ersten Filme waren Dokumentarfilme, einer davon über Hokusai, den berühmten Meister der japanischen Holzdruckkunst. Mit Hilfe seines Vaters Sofu Teshigahara, Gründer einer der berühmtesten Ikebana-Schulen Japans, machte Teshigahara sich unabhängig von den etablierten Filmgesellschaften und baute ein eigenes Produktionsstudio auf.

1962 drehte er seinen ersten abendfüllenden Spielfilm, „Otoshiana“ oder „The Pitfall“. Wie bei fast allen weiteren Filmen die noch folgen sollten, arbeitete er dabei mit dem Schriftsteller Kobo Abe zusammen, auf dessen Buch der Film basierte. Sein zweiter Film, Die Frau in den Dünen, wurde sein erfolgreichster. Wieder liegt dem Film ein Drehbuch von Abe zugrunde: Ein Lehrer verirrt sich auf der Suche nach seltenen Insekten in einer ländlichen Küstengegend und bittet einige Dofbewohner, ihn über die Nacht aufzunehmen. Die Dörfler bringen ihn zu einem kleinen Haus in einer Sandmulde, wo er fortan zusammen mit einer einsamen Frau zu leben gezwungen ist. Jede Nacht müssen die beiden den Sand der sich ausdehnenden Dünen schaufeln, um die Existenz des Dorfes zu sichern. Es handelt sich um ein außergewöhnliches Werk, eine klare Analyse gesellschaftlicher Prozesse und ein Kunstwerk von geradezu poetischer Schönheit gleichermaßen. Als erster japanischer Regisseur wurde Hiroshi Teshigahara für Die Frau in den Dünen für den Oscar nominiert; in Japan landete der Film auf Platz 1 der Top-10-Liste von Kinema Jumpo.

Die für Teshigahara typische Verbindung von Elementen aus Dokumentarfilm und Spielfilm verkörpert am stärksten „Summer Soldiers“, ein Film über Deserteure der US-Armee, die in Japan untertauchen. Die Verschmelzung der beiden Filmarten betrachtete Teshigahara dabei nicht als intentionalen Schritt sondern als Selbstverständlichkeit, wie er in einem Interview mit Joan Mellen erklärte: „Die wahre Bedeutung eines Dokumentarfilms liegt nicht darin, objektive Aufnahmen zu machen, sondern in der Interpretation des Regisseurs (…) Man muss dieses menschliche Element hinzufügen, sonst wird der Film niemals Kunst.“
Nach dem Tod seines Vaters übernahm Teshigahara 1980 die Leitung der Ikebana-Schule und zog sich weitgehend aus der Filmszene zurück, lediglich drei weitere Filme entstanden in der Folge. Hiroshi Teshigahara starb am 14. April 2001 in Tokyo an Leukämie.

Zu seinen bekanntesten Filmen gehören:
1953: Hokusai
1962: Otoshiana (engl.: The Pitfall)
1964: Die Frau in den Dünen
1966: Tanin no kao (engl.: The Face of Another)
1968: Moetsukita chizu (engl.: The charred Map)
1972: Summer Soldiers
1989: Rikyu – Der Teemeister