20 Feb
Sehr begeistert von Mikio Naruses Stummfilm Nasanu naka zeigt sich Thomas, der im Zuge der Berlinale Retrospektive das Glück hatte, diesen seltenen Film sehen zu können. Er schreibt:
Nasanu Naka folgt dem Melodram im geschickten Aufbau – Erzählokonomie, Figurenkonstellationen und dergleichen befinden sich durchweg auf höchstem Niveau. Davon aber abgesehen ist es vor allem die Inszenierung des Films, die staunen lässt: Nasanu Naka ist von einer unvergleichlichen Bild- und Bewegungsdynamik getragen. Die Position und Bewegung der Kamera sind in jedem Moment reflektiert und als Ergebnis einer ästhetischen und gestalterischen Entscheidung vordergründig präsent: Nie hat man den Eindruck in einer distanzierten Position des Geschehens zu verharren, stets ist man ‚mittendrin‘: Die Kamera bannt nicht das Geschehen, sondern folgt ihm nach.
Interessant finde ich besonders den Hinweis auf die Dynamik der Kamerabewegungen, die mir aus den späten, sehr stark statisch geprägten Naruses kaum bekannt sind. Die Veränderungen im Stil zwischen seinen Filmen der 30er und der 50er Jahre scheinen doch erheblich zu sein. Inzwischen entwickelt sich in den Kommentaren zum Post zudem eine (auch von mir geführte) Diskussion über die verspätete Einführung des Tonfilms in Japan.
Und im Forum von Rolling Stone gibt es einen Thread, in dem Naruse diskutiert und einige – besonders frühere Filme als die von mir gesehenen – vorgestellt werden.
Also schaut’s mal rein!
4 Kommentare for "Noch mehr Naruse"
oh, danke fuer den hinweis auf den rolling stone thread. ich lerne gerade dank dir vielviel über japanisches kino dazu.
bisher war das fuer mich doch immer eher ein stolpern ueber perlen als ein systematisches erschliessen, das aendert sich aber wie gesagt gerade.
*freu*
Als ich den Blog angefangen hab, da hab ich schon ein ganz klein wenig gehofft, dass ich damit ein bisschen in Sachen japanische Filme missionieren kann… dir geht es wahrscheinlich mit dem nahöstlichen Kino ähnlich, nicht wahr?
hallo,
sorry, dass ich mich erst jetzt wieder melde, aber urlaub muss auch mal sein:
ja, geht mir durchaus ähnlich. der punkt der mich immer wieder am meisten ärgert, ist das nahostfilm immer nur dann zur kenntnis genommen wird, wenn es um themen geht, die politisch interessieren und dann auch nur die soziologische verwertbarkeit beurteilt wird.
Kann ich gut verstehen, periodisch aufkommendes Interesse an Filmen allein wegen politischer oder sonstiger Ereignisse, für die sie dann als Kontext oder Deutungshintergrund herangezogen werden, tut den Filmen meist furchtbar Unrecht. Da sind dann fast immer Scheuklappen im Spiel, Aufgeschlossenheit und ehrliche Auseinandersetzung fehlen und man sucht schlimmstenfalls nur nach Bestätigung einer vorgefassten Meinung, die mit dem Film an sich überhaupt nichts zu tun hat.
Ist wie mit Amokläufen und Ego-Shootern: Kein Mensch interessiert sich dafür, dann passiert was, und plötzlich werden Kausalzusammenhänge hergestellt, die wunderbar in das eigene Denkschema passen aber mit der Realität wenig zu tun haben und den Spiele(r)n überhaupt nicht gerecht werden.
Sehr ärgerlich sowas!
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