Original: Baruto no gakuen (2006) von Masanobu Deme

Nach der Eroberung des deutschen Protektorats Qingdao durch die Japaner im Ersten Weltkrieg werden tausende Deutsche in Kriegsgefangenenlager nach Japan gebracht. Im Lager Bando sorgt der Kommandant Matsue (Ken Matsudaira) für eine außergewöhnlich lockere, fast freundschaftliche Stimmung zwischen den Deutschen und der japanischen Bevölkerung. Für Matsue ist der respektvolle Umgang mit den Gefangenen eine Herzensangelegenheit, da er in seiner Kindheit selbst erfahren musste, was es heisst, besiegt zu werden.

Als der Krieg mit der deutschen Niederlage endet und die Gefangenen vor der Heimkehr stehen, studieren sie auf Bitte ihres Generals Heinrich (Bruno Ganz) Beethovens Neunte Sinfonie ein. Zu Ehren Matsues und als Dankeschön an die Bevölkerung wird sie zum ersten Mal überhaupt auf japanischem Boden aufgeführt.

Dieser kurze Abriss mag einen wirklich interessanten Film über Völkerverständigung, die grenzenlose Magie der Musik, kulturelle Konflikte zwischen den deutschen Gefangenen und ihren japanischen Bewachern bzw. der Bevölkerung oder ein an Die Brücke am Kwai erinnerndes Duell der beiden großartigen Schauspieler Ganz und Matsudaira versprechen. Leider wurde aus dem großen Potenzial dieser wirklich wunderbaren Geschichte ziemlich wenig gemacht.

Der Film verliert sich in einer Vielzahl von Handlungssträngen um einzelne, seltsam hölzern wirkende Personen, deren Zusammenhänge im Unklaren bleiben und die oft mit Kitsch überladen sind. Für das Ende des Films mit der Aufführung der Sinfonie wichtige motivierende Zusammenhänge sind nur schwer nachvollziehbar. So wird etwa der General Heinrich in mehreren Szenen als überaus wichtig für die Moral seiner Truppe dargestellt. Tatsächlich ist er außer beim abschließenden Konzert aber nie mit seinen Soldaten zu sehen, so dass man sich fragt, worauf dieses innige Verhältnis basieren soll.

In Japan lief Ode an die Freude wohl ziemlich erfolgreich (deutscher Kinostart ist der 12. Juli), was ich einfach mal auf die Starbesetzung mit Matsudaira, Reiko Takashima und Ganz zurückführe. Davon ist Matsudaira der einzige, der seinem Charakter Tiefe und eine nachvollziehbare Motivation verleihen kann. Zudem ist etwa die Hälfte seiner Texte auf Deutsch, und er zieht sich dabei sehr achtbar aus der Affäre. Meine Hochachtung! Obwohl der Film also alle Voraussetzungen (tolle Geschichte, gute Schauspieler, wunderbare Ausstattung und Sets) mitbringt, will der Funke einfach nicht überspringen. Schade.