Eine bitterböse Abrechnung mit aktuellen Tendenzen der Filmkritik hat neulich Thomas in sein Filmtagebuch gehackt. Abgesehen davon, dass darin sogenannte Filmkritiker, die letztlich nur weichgespülte PR für die gerade angesagten Blockbuster machen, in die Pfanne gehauen werden, finden sich auch wichtige Gedanken zur Bedeutung von Filmkritik:

Filmkritik kann vieles sein. Zuallererst eine Dokumentation von Erfahrung. Dann Speicher für Beobachtungen, Festhalten von Eindrücken und Auffälligkeiten. Nicht zuletzt wird der einzelne Film mit seinen ephemeren Qualitäten verankert in einem Netz aus Bedeutungen, Ansichten, Geschichten, Traditionen. Filmkritik ist Reden über einen Film – mit dem Vorteil einer dokumentierenden Speicherung der Auseinandersetzung.

Wo er Recht hat, hat er Recht! Reden über einen Film – am besten in vertrauter Runde – bringt immer noch die besten Gedanken hervor, hilft dabei, das Erlebnis Film zu verarbeiten und sich zu vergegenwärtigen, was der Film in einem selbst bewegt und ausgelöst hat.

Diese Chance bietet ein Stück weit auch eine Filmkritik, denn der Autor setzt sich natürlich mit einem Film, über den er schreibt, zwangsweise ganz anders auseinander. Was einer klassischen Filmkritik aber immer abgeht, ist das Einbeziehen und die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Sichtweisen. Der Kritiker schreibt eben aus seiner Perspektive, und man kann sich dann seinen Teil dazu denken.

Das Großartige an Kritiken in Blogs ist dagegen, dass sich durch Kommentare das Reden über den Film gewissermaßen simulieren lässt. Das war eben auch die Hoffnung, die ich mit dem Bloggen hier verbunden habe: Diskutieren über die genialen – und natürlich auch weniger genialen – Filme, Eindrücke austauschen und Stimmen sammeln. Da mir natürlich bewusst ist, dass ich mir dafür eine ziemlich abstruse Nische ausgesucht habe, ist mir auch klar, dass ich einen langen Atem brauche. Aber ich bin zuversichtlich, denn da draußen gibt’s genug Verrückte wie mich. 😉