Das traditionsreiche Filmstudio Shochiku setzt auf Online-Vertrieb seiner Filme: Ab 21. Mai sollen über einen neuen Streaming-Dienst (Shochiku Online) Filme aus dem umfangreichen Katalog des altehrwürdigen Studios verfügbar werden. Zum Start kann der Kunde aus rund 100 Filmen auswählen, monatlich sollen 10 bis 20 weitere hinzukommen so dass am Ende des Jahres die Film-Bibliothek schon etwa 200 Filme umfassen soll. Der Preis für einen einzelnen Film soll bei 367 Yen (derzeit etwa 2,30 Euro) für eine Woche liegen, das Monats-Abonnement soll ca. 6,50 Euro kosten.

Das klingt zunächst sehr interessant, besonders weil sich in den Archiven von Shochiku allerlei Klassiker wie Filme von Yasujiro Ozu, Keisuke Kinoshita, Masaki Kobayashi, Shohei Imamura und (etwas aktueller) auch von Yamada Yoji oder Takeshi Kitano tummeln. Leider liegen keine Informationen zu Untertiteln vor, möglicherweise ist das Angebot nur auf den japanischen Heimatmarkt ausgerichtet. Und dann ist da noch die Frage der begrenzten Nutzung: So wie es sich im Moment anhört, stehen die einmal gestreamten Filme dem Kunden nicht dauerhaft zur Verfügung sondern nur für einen bestimmten Zeitraum.

Wenn dem wirklich so ist, wird das in meinen Augen ein massives Hindernis für den Erfolg des neuen Dienstes. Das Scheitern von DRM bei Musik hat bereits gezeigt, dass die Kunden nicht bereit sind, für Medien zu bezahlen, die ihnen dann nur in begrenztem Umfang zur Verfügung stehen. Zudem sehe ich bei dem Preismodell dann eine hochproblematische Konkurrenz mit der DVD: Wer den Film wirklich „besitzen“ will, kann für ein paar Euro mehr die DVD kaufen, die dann wahrscheinlich auch noch Hintergrundinfos, Kommentare etc. enthält und zusätzlich mit einer besseren Qualität aufwarten kann als die übers Internet ausgelieferte Version.

Grundsätzlich macht Shochiku in meinen Augen aber trotz der noch offenen Fragen definitiv einen Schritt in die richtige Richtung. Es macht für so ein Studio einfach Sinn, billig-DVDs durch Online-Streaming zu ersetzen, da es so auf Zwischenhändler verzichten kann und mit einem einzigen „Shop“ ein weltweites Publikum bedienen kann. Zudem lassen sich ganz im Sinne des Long Tail so auch Ladenhüter monetarisieren, die normalerweise mangels Nachfrage nie auf DVD erschienen wären. Das Hochpreissegment qualitativ hochwertiger DVD-Ausgaben à la Criterion mit Making-Of, Booklet, Kommentaren, Storyboard usw. dagegen wird davon imho nicht beeinträchtigt, da diese sich an die echten Fans, Cineasten und Sammler richten.

Via VarietyAsia