Eine japanische Touristin wird in Rom entführt und ein Diplomat macht sich auf die Suche nach ihr: Ein nicht gerade origineller Plot, und der Filmtitel verspricht obendrein auch noch reichlich Kitsch: Amalfi. Das alles klingt nach einem Film, den ich eher schulterzuckend zur Kenntnis nehme, aber dahinter steckt ein interessantes Experiment der Produktionsfirma FujiTV und des Vertriebs Toho.

Denn erstens wurde Amalfi mit gewaltigem Aufwand komplett in Italien gedreht (über diesen Umstand berichtete im Frühjahr schon Chris und machte mich neugierig). Obendrein wurde bereits vor dem Filmstart ein in Macao spielendes Prequel des Films über die mobile Videoplattform DoCoMo Doga bereitgestellt – ein bisher einmaliges Marketingexperiment, das zugleich die große Bedeutung von TV- und Videoinhalten für japanische Handynutzer unterstreicht.

Und der Aufwand scheint sich gelohnt zu haben: Seit dem Kinostart am 18. Juli hält sich Amalfi konstant in den Top10 der japanischen Kinocharts und hat inzwischen fast 33 Mio US-Dollar eingespielt. Damit lässt der Film bereits jetzt Transformers und Quantum of Solace hinter sich und dürfte demnächst auch Terminator und die Fortsetzung vom Da Vinci Code überholen. Zudem konnten die Rechte bereits in mehrere asiatische Länder verkauft werden.

Damit zeigt sich wieder mal, dass es für die japanische Filmindustrie derzeit wie geschmiert läuft. Die Filme kommen an, nicht nur beim heimischen Publikum sondern zunehmend auch international und die Industrie ist bei der Vermarktung ihrer Produkte sehr kreativ und auch bereit, Risiken einzugehen. Dabei kommt ihr natürlich entgegen, dass der japanische Handymarkt und die Handynutzung gerade für die Vermarktung von mulitmedialen Inhalten Möglichkeiten in ganz anderen Dimensionen bieten als es in Europa oder den USA möglich wäre. Aber auch diese Möglichkeiten wollen gekonnt genutzt sein, und das ist offenbar gelungen.

Die Fortsetzung dürfte also wohl nur eine Frage der Zeit sein…