Original: Shigatsu monogatari (1998) von Shunji Iwai

Aus dem noch verschneiten Hokkaido kommt die junge Uzuki (Takako Matsu) zum Studium nach Tokyo, wo gerade die Kirschbäume blühen. Der Gegensatz zwischen der Winterlandschaft und den im Frühlingswind treibenden Kirschblüten könnte kaum größer sein und verkörpert für Uzuki den Beginn eines neuen Lebens und die Erkundung einer fremden Welt.

Schüchtern und verunsichert macht sie die ersten Schritte an der Uni in der großen Stadt, muss sich zurecht finden, ihre kleine Wohnung einrichten, Kurse belegen, neugierige Fragen ihrer Kommilitonen beantworten. Langsam fasst sie Fuß, tritt einem Fliegenfischer-Club an der Uni bei, lernt eine Nachbarin kennen, erkundet die Umgebung auf der Suche nach einem Buchladen. Einem ganz bestimmten Buchladen.

Betrachtet man die Laufzeit von nur 67 Minuten, fällt es auf den ersten Blick etwas schwer, April Story als Spielfilm ernst zu nehmen. In der Tat bietet der Film auch kaum Plot, vielmehr ist er ganz und gar den Gefühlen von Uzuki gewidmet. Dass uns Iwai mit diesem Film regelrecht in sie hineinversetzen will, macht  die Auftaktszene deutlich, in der Uzuki im abfahrbereiten Bus stehend von ihrer Familie Abschied nimmt und in der die Kamera uns durch ihre Augen blicken lässt.

Dieses ebenso einfache wie effektive Mittel ist typisch für diesen sehr reduzierten, auf eine sympathische Art schlichten Film. Es gibt keine nennenswerten Charaktere, auch wenn Uzuki immer wieder Menschen begegnet, die ihr helfen, Stabilität und einen Bezugsrahmen aufzubauen: Eine Nachbarin, die mal zum Essen vorbei kommt, eine schräge Kommilitonin, ein Mann der ihr einen Regenschirm leiht. Aber sie sind nur Schemen am Rande.

Uzuki erreicht ihr Ziel letztlich aus eigener Kraft, so wie sie es völlig überraschend auch schaffte, die Aufnahmeprüfung für die Uni zu bestehen. Und genau darum geht es in diesem Film: Mit ganzer Kraft nach etwas zu streben, etwas erreichen zu wollen nach dem man sich sehnt; bereit zu sein, dafür alles aufzugeben und komplett loszulassen. Was könnte das sein? Die Liebe natürlich!

Das Ende des Films kommt zwar abrupt, aber genau zu dem Zeitpunkt, als Uzuki am Ziel ihrer Träume ist. Insofern passt es irgendwie, alles ist stimmig, rund. Das ist überhaupt das, was mich an diesem  unspektakulären, unaufdringlichen Film am meisten beeindruckt: Wie alles passt. Der Soundtrack mit seiner einfachen Klaviermusik, die melancholische Stimmung der meist in hellen Tönen gehaltenen Bilder, der langsame Rhythmus. In diesen Film kann man eintauchen wie in ein warmes Entspannungsbad und sich sicher sein, dass man sich hinterher gut fühlt.