14 Aug
Normalerweise greife ich nicht in die Leser-Kommentare ein (der Spam wird sowieso automatisch rausgefiltert), aber einmal war klar, dass ich einen Kommentar editieren musste. Das war vor einem halben Jahr, als in einem Kommentar zur Diskussion um den möglichen Kinostart von Ponyo jemand einen Link auf eine Seite setzte, die nur einem Zweck dient: Illegal Filme und Serien anzusehen. Zur Werbung für solche Seiten mag ich meinen Blog nicht hergeben!
Ich bin wahrhaftig kein Freund des sperrigen, vor Jahrhunderten entstandenen Urheberrechts, das heute freie Kreativität behindert und vor allem die Interessen einiger Konzerne schützt und dadurch auch die Verbreitung sehenswerter Werke unterbindet. Und ich bin schon gar kein Freund der Methoden, mit denen die Rechteinhaber teilweise ihre Rechte auszuweiten zu versuchen. Ich will hier aber keine Diskussion über Sinn und Unsinn des Urheberrechts führen, das passiert schon an anderer Stelle (für einen Einstieg empfehle ich netzwertig). Mir geht es auch nicht darum, Leute zu verteufeln; ich habe mich vor Jahren schließlich selbst über Pirate Bay-Downloads an japanische Filme herangetastet. Damals sah ich keine anderen Möglichkeiten, heute weiß ich, dass das falsch war.
Aber bei den meisten Streaming- und Download-Angeboten geht es nicht um idealistischen, selbstlosen Austausch seltener, schwer beschaffbarer Filme. Vielmehr wollen die Betreiber schlicht und ergreifend Geld verdienen, und das tun sie auch, und zwar nicht schlecht! Der Schaden, der durch solche illegalen Seiten entsteht, ist beträchtlich, und zwar nicht nur für die Rechteinhaber (sprich: Filmstudios) sondern letztlich auch für jeden Filmliebhaber. Denn solche illegalen Angebote führen dazu, dass legale Anbieter sich schwerer tun, auf den Markt zu kommen.
Das ist fatal, denn eigentlich liegt in der digitalen Distribution von Filmen über das Internet die Zukunft: Filme können so in Form eines virtuellen Gutes viel schneller, direkter und günstiger an den Kunden ausgeliefert werden als bisher in Datenträgerform, und zwar global. Hat man einen solchen Dienst erst einmal etabliert, entstehen durch das Hinzufügen weiterer Filme zum Angebot kaum noch Kosten, so dass es endlich möglich wäre, die große Masse an „Ladenhütern“ zugänglich zu machen. Davon wiederum würden wir Filmfans selbst am meisten profitieren: Anstatt ein paar Dutzend Filmen, die jährlich den Weg aus Japan auf eine deutsche oder englische DVD finden, könnten hunderte, ja sogar tausende Filme in relativ kurzer Zeit verfügbar gemacht werden, und das in guter Qualität!
In den USA gibt es mit Diensten wie hulu und Netflix bereits große und erfolgreiche Anbieter für legales Streaming von Filmen und Serien. Die Bibliothek von Netflix beispielsweise umfasst bereits zehntausende von Filmen, auf die man per Knopfdruck Zugriff hat. Vor wenigen Tagen hat Netflix für 1 Milliarde Dollar von mehreren großen US-Studios auf 5 Jahre die Rechte an aktuellen Kinofilmen gekauft und darf diese dann bereits 90 Tage nach dem Kinostart an seine Abonnenten streamen – ein direkter Angriff auf klassisches Fernsehen, Pay-TV und die DVD. Aktuell können die Streams zwar noch nicht mit der Qualität von Blurays mithalten, aber das ist auch nur eine Frage der Zeit. In Europa sind wir von solchen Deals noch meilenweit entfernt, mehr dazu findet sich aktuell auf SPon.
Der europäische Markt ist auf Grund der Sprachbarrieren, der unterschiedlichen rechtlichen Situation und der teilweise sehr kleinen Märkte ohnehin schon schwierig genug. Wenn dazu dann auch noch populäre illegale Angebote kommen, die einen großen Teil des Traffics abgreifen und legalen Anbietern die Margen zerschießen, dann kann man sich an einer Hand ausrechnen, dass wir so schnell nicht in den Genuß umfangreicher Online-Filmarchive kommen werden. Denn im Gegensatz zum legalen Anbieter, der sein Archiv direkt vom Rechteinhaber gefüllt bekommt, ist für einen illegalen Anbieter jeder zusätzliche Film mit Aufwand und Risiko verbunden.
Daher: Machen wir es möglichen Anbietern nicht noch zusätzlich schwierig, indem wir illegale Dienste unterstützen! Lasst die Finger von illegalen Seiten und kauft euch lieber DVDs, die es oft genug auch für kleines Geld gibt! Denn erstens ist es schlicht falsch und zweitens schneiden wir uns langfristig ins eigene Fleisch, wenn wir nur auf unseren kurzfristigen kleinen Vorteil achten und illegal Filme schauen.
12 Kommentare for "Kein Herz für illegale Streams und Downloads!"
BRAVO!!!
Genau so sehe ich das auch!
Obwohl ich natürlich zugeben muss, dass ich mit MONSTER, NODAME CANTABILE und ANGELS EGG mir schon mal drei Anime heruntergeladen habe. Gerade bei in Europa nicht lizenziertem Material ist die Versuchung groß sich so zu „bedienen“.
Davon abgesehen besitze ich aber ausschließlich legale Datenträger, was vor allem für meine kleinen Regale ein nicht mehr zu bewältigendes Problem bedeutet (bei 1000 DVDs habe ich aufgehört zu zählen).
Der einzige Ausweg, Filme in einem auch für den kleinen Geldbeutel bezahlbaren Rahmen zu vermarkten, sind in der Tat die von dir genannten legalen Onlineportale. Lediglich der schleppende flächendeckende Ausbau der Breitbandnetze steht diesem Konzept technisch noch im Wege.
Meiner Erfahrung nach geht vor allem vielen Jugendlichen der Generation Playstation jedes Unrechtsbewusstsein bezüglich dieser Thematik ab. Warum soll ich einen Euro für ein legales Online-Angebot bezahlen, wenn ich es eine Plattform nebenan für lau heruntersaugen kann? Dass aber z.B. dem deutschen Animemarkt durch illegale Downloads der Gar ausgemacht wurde und damit hochwertige deutschsprachige Synchronisationen nicht mehr finanzierbar sind, stört sie dabei nur wenig. Dabei sind es nicht die Fan-Untertitel von in Deutschland nicht lizenzierten Animes von denen ich rede, sondern geknackte Kauf-DVDs, die dann flächendeckend innerhalb der „Szene“ kursieren.
Für mich ist dies Diebstahl und nichts anderes, auch wenn sich die „Täter“ mit ihrem (zumeist tatsächlich) geringen Budget herausreden. Wenn ich mir keinen Mercedes leisten kann, darf ich mir schließlich auch nicht einen beim Autohändler vom Hof „leihen“, sondern muss so lange sparen, bis ich ihn mir legal finanzieren kann.
Beim japanischen klassischen Spielfilm schätze ich, vielleicht naiver Weise, dieses Problem geringer ein, da das sich für diese Filme interessierende Klientel meist finanziell etwas besser gestellt ist und anspruchsvolle Cineasten die visuelle und haptische Erfahrung eines prall gefüllten DVD-Regales (Besitzerstolz und so) weitaus stärker zu schätzen weiß.
Viele Grüße
Marald
Als Ergänzung ein interessanter Artikel zum Thema negative Folgen für die Ausbreitung technischen Fortschrittes durch übertriebenes Urheberrecht (hier im England des 19. Jh.).
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-72462722.html
Die Situation Deutschlands von vor 150 Jahren lässt sich vielleicht mit der von China heute vergleichen.
Alter Schwede, 1000 DVDs? Da muss ich noch ne Weile für stricken, aber ich hab ja auch erst vor ca. 2 Jahren richtig angefangen. Um die DVDs mache ich mir auch nicht wirklich Sorgen, für Sammler wie dich und mich wird es immer Angebote geben. Allerdings bieten Streams ein viel größeres Potenzial, was die Erschließung bisher nicht verfügbarer Filme (und natürlich Serien) angeht, und es wäre ein Jammer, wenn dieses Potenzial nicht genutzt wird.
Dabei muss ich sagen, dass ich die Anime-Szene nicht wirklich gut kenne. Ich weiss von den Fansubbern und hab schon Stimmen aus der Industrie gehört, die hier auch ein großes Übel sehen. Ist ja letztlich ganz simpel: Ein DVD-Label rechnet sich aus, dass eine Serie, für die es die Rechte kaufen will, in Deutschland eine Zielgruppe von 10.000 potenziellern Käufern hat und sich damit die DVD mit Aussicht auf Gewinn produzieren ließe. Dann muss es aber feststellen, dass Fans bereits Untertitel erstellt haben, die sich wie ein Lauffeuer verbreiten und die Zielgruppe sich damit halbiert. Dann rechnet es sich einfach nicht mehr, überhaupt die Rechte zu kaufen, geschweige denn eine DVD rauszubringen! Und weil Fansubs bei Anime viel viel verbreiteter sind als bei Realfilmen, schätze ich das Problem bei Anime
sogarnatürlich ebenfalls größer ein als bei Realfilmen.Nachtrag zur Frage, ob Realfilme weniger unter illegalen Streams leiden: Auf den ersten Blick, ja.
Aber japanische Realfilme haben in Deutschland einfach ein viel kleineres Potenzial als Anime, daher wird jeder Streaming-Anbieter wohl zuerst versuchen, mit Anime Geld zu verdienen, weil da die Masse ist.
Ich denke dass niemand, der mit wenigstens ein paar Gramm Hirn gesegnet ist, deinen Ausführungen im Kern widersprechen. Ich ja auch nicht, und zwar nicht wegen meiner Hirnmasse (darüber streiten noch die Forscher), sondern schlicht weil ich selber Sammler bin.
For the sake of argument will ich aber doch einen von einigen Punkten und Grenzfällen aufführen; wäre spannend, daraus vielleicht eine kleine Diskussion aufzuziehen. (Für irgendwann hatte ich mir auch einen eigenen Beitrag vorgenommen, aber da ich so schreibfaul bin…)
Schön kann man etwa über die Moralität in dieser Geschichte streiten. Ich finde es interessant, dass (und zwar sogar in Abstufungen) der Kauf nicht mehr nur Kauf zum Konsum, sondern Legitimation zu Konsum ist. Nun stellt sich aber die Frage – welcher Kauf ist der richtige?
– Ist es nicht ethischer, die DVDs und BDs immer nur in Japan zu ordern, damit mein Geld en route nicht irgendwo versandet?
– Darf ich ein Boxset aus den USA ordern, obwohl eine Serie auch in Deutschland lizenziert ist?
– Darf ich vor lauter Ungeduld einen Film aus dem Netz ziehen, wenn ich schon die DVD vorbestellt und bezahlt habe?
– Muss ich eine DVD, die in Deutschland veröffentlicht wird, ein weiteres Mal aus einer moralischen Verpflichtung und Loyalität gegenüber den mutigen deutschen Publishern heraus kaufen, auch wenn ich schon die Tartan-Fassung aus dem UK habe?
Meines Erachtens wird diese Sache etwas arg moralinsauer, wenn man sie auf einem gewissen Niveau zu ernst nimmt (etwas anders ist das natürlich bei Nicht-Sammlern). Ich bin Sammler, ich habe gerne Boxsets und DVDs im Regal stehen. Für Manga habe ich hunderte von Euro ausgegeben. Trotzdem habe ich nicht nur legale Quellen; in aller Regel kaufe ich alles, was ich konsumiere und mag, sobald es wenigstens in einer englischsprachigen Version (möglichst nicht eine fischige aus Hongkong…) vorliegt. Das würde strenger Auslegung natürlich nicht genügen, aber – pfrt.
Einige andere Punkte habe ich ausgelassen, das Streaming etwa oder die Fansub-Szene (die sich ihrer Ambiguität durchaus bewusst ist), aber das hier ist ja schließlich nicht mein Blog 😉
Du legst da den Finger in die Wunde… denn genau wie die Fansubber (oder zumindest einige davon) sich ihrer zwiespältigen Haltung bewusst sind, so bin ich es auch. Einige der Filme, die ich heute auf DVD habe, hatte ich ursprünglich mittels eines illegalen Downloads kennengelernt. Wobei man sich hier wieder streiten kann, denn nach dem was man so liest ist das downloaden nicht unbedingt illegal, sondern das Weiterverbreiten des Films. Aber ich schweife ab…
Wir kommen hier an den Punkt, an dem auch die japanische Filmindustrie selbst sich gefragt hat, wie weit sie illegale Weiterverbreitung ihrer Inhalte als „virales Marketing“ tolerieren will. Die Japaner haben das allem Anschein nach – und das entspricht ja durchaus ihrer kulturellen Prägung – sehr pragmatisch gehandhabt, nach dem Motto eines ehemaligen Kollegen von mir:
„You hand them the white pill for free and when they are addicted you sell them the blue pill.“
Sprich, illegale Verbreitung war so lange ok für die Studios, wie sie zur Erschließung eines neuen Marktes beitrug. Auch das ist alles andere als eine an moralischen Prinzipien orientierte Haltung.
Aber mir ging es auch ganz und gar nicht darum, das Thema von der moralischen Seite her aufzuziehen. Ich sehe es eigentlich wie die Studios, nämlich ganz pragmatisch. Daher kann ich auch überhaupt nichts mit der nach Ländern aufgedröselten Rechtevergabe anfangen, die eine Verbreitung der Filme massiv behindert und die sich imho im Internet-Zeitalter sowieso nicht dauerhaft wird aufrecht erhalten lassen.
Mein Traum (und wahrscheinlich der vieler Fans) wäre ja, dass alle Studios ihre Filme global zum Streaming anbieten, mit Untertiteln in verschiedenen Sprachen. Davon würden ja auch die Studios in mehrfacher Hinsicht profitieren: Sie schalten die ganzen Zwischenhändler aus, die letztlich auch die Marge belasten, und erreichen auf einen Schlag ein viel größeres Publikum. Ähnlich könnte es mit DVDs/BDs laufen. Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, warum man heute noch an zig verschiedenen Länderversionen festhält. Das hat bei Einführung des RC-Systems vor 20 Jahren vielleicht Sinn gemacht, weil man damit die zeitliche Abstufung der Veröffentlichung nach Ländern steuern konnte. Aber da geht ja selbst bei den Studios heute der Trend Richtung Vereinheitlichung.
Ich bin sicher, dass die Studios in ihrem eigenen Interesse früher oder später umdenken werden. Ich hoffe auf früher.
Ich traue legalen kostenpflichtigen Streaming- oder Downloadangeboten eine große Zukunft zu. Was dem aber am meisten im Weg zu stehen scheint sind die Rechteinhaber selbst und die von Klaus bereits angesprochenen gängigen Lizenzierungsmodelle, welche sich nur schlecht auf den digitalen Raum übertragen lassen und attraktive Angebote fast unmöglich machen.
Als Vorboten dieser Problematik kann man das (inzwischen ja zumindest halbwegs relevante) Geschäft mit kostenpflichtigen Musikdownloads sehen. Erinnert ihr euch noch, wie lange es dauerte, bis die ersten Downloadshops mit einem halbwegs vollständigen Katalog, ordentlicher Qualität und bezahlbaren Preisen aufwarteten? Hat Jahre gedauert. Und dann waren’s nochmal Jahre, bis auf die selbstverständlichsten Kundenwünsche (z.b. kein DRM auf Dateien für die ich bezahlt habe) eingegangen wurde. Die Preisschraube muss wohl auch noch geringfügig angezogen werden, damit die Angebote auch von einer größeren Masse akzeptiert werden. Unterm Strich hat die Industrie viele Jahre lang wahnsinnig viel Geld verschenkt, weil sie nicht merkte, dass man mit dem Netz auch Einnahmen generieren kann, während sich die Filesharingkultur in der Generation der jungen Internetnutzer langsam verfestigte und jetzt wohl auch nicht mehr totzukriegen ist (das ist jetzt ganz neutral und nicht wertend gemeint, das Thema ist eben komplex und die Fronten zu verhärtet, als dass ich da noch eine Diskussion drüber starten möchte).
Und so wie’s vor knapp zehn Jahren mit den Musikdownloiads war, so sehe ich gerade auch die Situation mit digitaler Filmdistribution.
Was würde ich denn von einem guten Download- oder Streamingportal erwarten?
Also, es müsste eine umfassende Auswahl anbieten, mindestens das, was auch so auf dem deutschen Videomarkt erhältlich ist. Mit den üblichen Tonspur- und Untertiteloptionen. Untertitelte Fassungen von bisher schwer erhältlichen Auslandsfilmen wären ein großer Pluspunkt.
Die Videoqualität muss sich mit den aktuell gängigen physischen Formaten messen können.
Preislich muss das Angebot DVDs oder BDs unterbieten.
Zeitlich begrenzt nutzbare Downloads oder Streams müssen preislich mit der Videothek nebenan konkurrieren können.
Schau ich mich dann auf dem deutschen Markt um, finde ich kein einziges Angebot, das mehr als eines dieser Kriterien erfüllt. Es wird wohl mal wieder Jahre dauern, und die Rechteinhaber werden sich wieder ins eigene Fleisch schneiden, indem sie vernünftige Angebote mit ihren komplizierten Lizenzierungsgebahren (und zu Beginn bestimmt auch mit unverhältnismäßigen Preisen, die dem eigenen Erfolg im Wege stehen) verhindern.
Zu US-Angeboten wie Netflix etc kann ich leider nix sagen. Hat da wer Erfahrungen? Wenn die gut laufen ist ja vielleicht genau das ein Ausweg, das die US-Marktführer nach Europa expandieren…
Es wäre sehr zu wünschen, dass da mal was passiert.
Übrigens, im Animebereich wird immer wieder Crunchyroll erwähnt. Da das Angebot hierzulande ja nicht ohne irgendwelche Tricks nutzbar ist, hab ich da keinen Einblick. Was ist eigentlich deren Geschäftsmodell? Werbung? Micropayments? Und was/wie lizenzieren die?
>Service Temporarily Unavailable
>The server is temporarily unable to service your request due to maintenance downtime or capacity problems. Please try again later.
Klaus, mein Kommentar will nicht durch…
Das mit der Moral war auch gar nicht auf dich gemünzt, nur einer der Aspekte, die mich bei dieser Angelegenheit am meisten interessieren (wobei die Legalität, die du anschneidest, davon gar nicht mal weit davon entfernt ist).
Deine Vision hat viel Sympathisches und ist, soweit ich das beurteilen kann, auch gar nicht mal so unrealistisch. Einige Publisher wie Bandai oder Kadokawa experimentieren tatsächlich schon in die Richtung, und wenn damit Pappnasen wie Crunchyroll ausgeschaltet werden, die ich ihrer dubiosen Vorgeschichte wegen nicht ernstnehmen kann, umso besser. Auch wenn das gleichzeitig heißt, dass in Europa und den USA so einige Arbeitsplätze und Unternehmen verloren gehen werden.
Tatsächlich ist das aber noch ein langer Prozess, weil die Herren in den farblosen Anzügen zum größeren Teil noch hartnäckig an altertümlichen Lizenzmodellen hängen. Ganz interessant fand ich das immer bei Jonathan Clements, weil der Jahrzehnte im Business verbracht hat und so einiges zu erzählen weiß.
[Wenn diese Fassung durchkommt, heißt es, dass der Apparat den Titel von Clements‘ Buch nicht mag…]
Groschi: Crunchyroll war früher eine ganz besonders linke Seite, weil sie Fansubs aus dem Netz zusammengeklaubt hat und gegen „Pflicht-Spenden“ in miserabler Qualität gestreamt hat. Sprich, ein illegales Bezahlstreaming. Die baldige Marktmacht wurde aber genutzt, und das war von Anfang an so geplant, um dann in Verhandlungen mit japanisches Publishern zu treten und sich quasi zu legalisieren. TV Tokyo-Anime sind mittlerweile fast ausnahmslos exklusiv dort zu finden. Ironisch (und zwar nicht auf die witzige Art) wird’s bei der plötzlichen doppelmoralischen Kehrtwende, da Crunchyroll mittlerweile im Auftrag der Japaner sogar C&Ds gegen Fansubber abwickelt.
Die Mischfinanzierung der Seite baut auf Werbung einerseits und drei Bezahloptionen andererseits, siehe hier. Wenn man voll zahlt, kriegt man keine Werbung zu Gesicht.
Gerne würde ich auf ein sehr interessantes Interview mit einem der CR-Mitarbeiter in Japan verlinken, aber da das bei Fansubbern gehostet wird denke ich nicht, dass Klaus das gerne auf seiner Seite hätte. Gibt’s aber auch über einen Umweg.
Na, ganz so eng sehe ich es dann doch nicht mit dem Verlinken 😉
Das große Problem, das ich für eine globalisiert-einheitliche Vermarktung der Filme sehe, ist, dass sich eine solche Lösung nicht einseitig für Filme durchsetzen ließe. Das geht imho nur, wenn sich Musik- und Filmindustrie im Gleichschritt bewegen, denn die meisten Filme sind ja nicht zuletzt wegen den Rechten an der im Film gespielten Musik so unglaublich schwer zu lizenzieren.
Was wirklich ärgerlich ist, denn eigentlich hat das Streamen von Filmen einen riesigen Vorteil gegenüber Musik-Downloads: Das Thema „DRM“ und Weiterbenutzung spielt nur eine untergeordnete Rolle, weil im Gegensatz zur Musik – die man überall und auf verschiedensten Geräten konsumieren möchte – Filmkonsum eher etwas stationäres ist. Filme werden eben ganz überwiegend (95 Prozent?) zuhause auf dem großen Fernseher geschaut, während man Musik überall hört. Und: Einen Song hört man sich dutzende, hunderte Mal an, einen Film sieht Otto Normalverbraucher wenn’s hoch kommt zwei- oder dreimal.
Daher denke ich, dass Streaming bei Filmen viel besser funktioniert als bei Musik (oder bei Büchern), bei denen der Aspekt der dauerhaften Verfügbarkeit eine viel größere Rolle spielt.
Hier kommt deine Meinung rein: