Original: Rengou Kantai Shireichoukan Yamamoto Isoroku, (2011) von Izuru Narushima

Isoroku Yamamoto, Admiral der japanischen Streitkräfte, gilt als Architekt des Überraschungsangriffs auf Pearl Harbor. Wenig überraschend spielt dieser Auftakt zum Krieg zwischen Japan und den USA im Film eine prominente Rolle, aber vor allem in seiner Bedeutung als Wendepunkt sowohl für Yamamoto als auch für Japan. Denn Admiral Yamamoto ist kein klassischer Kriegs- oder Actionfilm (auch wenn der Trailer diesen Eindruck weckt), sondern eher eine Mischung aus Biographie und politischem Drama. So wurde ich denn von dem Film, an den ich keine großen Erwartungen hatte, auch positiv überrascht.

Die Handlung setzt Ende der 1930er Jahre ein und schildert wie eine kriegstreibende Koalition aus Armee, rechten Politikern und Medien für einen Dreimächtepakt mit Hitler und Mussolini kämpft und ihn schließlich 1940 bekommt. Yamamoto (Koji Yakusho), der den Pakt strikt abgelehnt hatte und dafür auch öffentlich kritisiert wurde, wird zu dieser Zeit Oberbefehlshaber der Marine und tritt angesichts des sich abzeichnenden Krieges mit den USA für einen Überraschungsangriff ein, in der Hoffnung, damit einen Friedensschluss zum Vorteil Japans erzwingen zu können. Denn ihm ist klar, dass angesichts der wirtschaftlichen Überlegenheit Amerikas ein langer Krieg zwangsläufig in einer Niederlage Japans enden muss.

Dank Yamamotos brillanter Strategie gelingt der Angriff am 7. Dezember 1941 tatsächlich, ohne allerdings der US Navy die erhofften schweren Verluste zuzufügen – kein einziger amerikanischer Flugzeugträger wird versenkt. Schnell zeigt sich nun, dass Yamamoto Recht hatte: Nur wenige Monate später tauchen die ersten Bomber über Tokyo auf, die Amerikaner kämpfen sich Insel für Insel näher an Japan heran. Als er sich nach der verlorenen Schlacht um Guadalcanal auf eine Inspektionsreise begibt, um die Moral seiner Truppe zu heben, wird sein Flugzeug im April 1943 abgeschossen.

Der Film setzt sich mittels der Person Yamamotos erstaunlich kritisch mit der kriegerischen Geschichte Japans von der Meiji-Restauration bis in den Zweiten Weltkrieg auseinander. Yamamoto, der seinem Land in allen Kriegen dieser Zeit gedient hatte und bis heute als größter Held seines Landes verehrt wird, personifiziert einerseits das expansionistische, imperialistische Japan dieser Zeit. Andererseits sind der Ehrenkodex der Samurai und der daraus abgeleitete Wunsch, sein Land zu schützen, so tief in ihm verankert, dass er sich als Bewahrer des Friedens sieht und die Kriegspolitik als selbstmörderisch ablehnt. Zur Darstellung dieses konfliktbehafteten Mannes haben die Filmemacher mit Koji Yakusho den richtigen Darsteller gefunden, der den Admiral mit viel väterlicher Würde, aber auch von Sorgen zerrissen zeigt.

Ob die Darstellung Yamamotos im Film der historischen Wirklichkeit entspricht, kann ich nicht wirklich beurteilen. Dass Regisseur Narushima ein guter Film über eine der schillerndsten Figuren der japanischen Geschichte gelungen ist, dieses Urteil traue ich mir aber zu. Schade nur, dass der Film offenbar vor allem als japanische Antwort auf Pearl Harbor vermarktet wird, was bei vielen Zuschauern zwangläufig zu Enttäuschung führen muss.