Erst vor ein paar Tagen schrieb ich, wie wichtig es ist, sich den Unterschied zwischen Filmkritik und rein geschmacksbasierter Bewertung klar zu machen, wenn man sich mit dem Thema „Niedergang der Filmkritik“ beschäftigt. Durch Michas Kommentar dort wurde ich jetzt auf einen Artikel der Berliner Zeitung zur Bedeutung der Filmkritik aufmerksam, mit folgendem provozierendem Untertitel: Die Internet-Blogs zersetzen das informierte und unabhängige Urteil.

Dass der Autor Josef Schnelle (ehemaliger Präsident des Verbands deutscher Filmkritiker) mit diesem Pauschalurteil zunächst mal Ahnungslosigkeit oder wahlweise Ignoranz beweist, zeigen schon Thomas im filmtagebuch und Ekkehard Knörer im Perlentaucher auf. Was mir dabei besonders übel aufstößt, ist der Umstand, dass Schnelle die Blogs für etwas schilt, was ursprünglich aus dem Printbereich kommt, nämlich das – von ihm selbst auf Roger Ebert zurückgeführte – Phänomen der „Filmkritik als Warentest“, das sich in Printpublikationen wie z.B. Fernsehzeitschriften (TV Movie etc.) großer Beliebtheit erfreute und noch heute erfreut. Dort wurde und wird der Daumen gehoben bzw. gesenkt, und zwar von professionellen Journalisten. Dies machen nun eben auch die Amateure im Web, aber wenn die das machen zerstört das natürlich die Qualität der Filmkritik.

Warum greift Schnelle nicht die Übeltäter im eigenen Lager an und stürtzt sich statt dessen auf Blogs? Weil es einfacher ist, das Unbekannte und Unverständliche zu dämonisieren? Oder steckt einfach die Angst vor dem eigenen Bedeutungsverlust dahinter, wie der Don immer wieder schreibt?