Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich illegale Download-Seiten als Teufelszeug verdammt – woraufhin sich eine der interessantesten Diskussionen, an die ich mich hier auf dem Blog erinnern kann, entwickelte. Seitdem ist einiges passiert, allen voran die Abschaltung von kino.to durch die Kriminalpolizei und die Verhaftung der Hintermänner, was dem Thema eine bis dahin nie gekannte Aufmerksamkeit in den Medien verschaffte und zu langen und hitzigen Debatten in Blogs und Foren führte. Wie nicht anders zu erwarten war, verteilte sich der Traffic vom ehemaligen „Marktführer“ recht schnell auf Alternativen sowie schnell empor geschossene Nachahmer.

kinoto

Weiteres Öl ins Feuer der Netzdebatten war die Nachricht, dass eine von der GfK bereits vor längerem angefertigte Studie gezeigt hätte, dass Nutzer illegaler Download-Seiten häufiger ins Kino gingen und mehr Geld für DVDs ausgäben als der Durchschnittsverbraucher. Das wurde von manchen als Beleg genommen, dass die Filmindustrie mit unfairen Mitteln versuche, „Konkurrenz“ auszuschalten und es „ja nicht anders verdient“ habe. Besonnenere Stimmen wiesen darauf hin, dass für eine echte, zielführende Debatte die tatsächlichen Ergebnisse der Studie notwendig wären und die gemunkelten Ergebnisse vor allem ein Umdenken im Umgang mit den Nutzern der Seiten veranlassen sollten.

Dem kann ich mich voll und ganz anschließen, und das war ja auch bereits Tenor der eingangs erwähnten Diskussion, die wir hier vor einem Jahr geführt hatten: Jeder von uns Filmfans hat sich auf dunklen Wegen schonmal einen Film/eine Serie besorgt, an die wir sonst nicht rangekommen wären. Und oft kam es dann in der Folge auch zum Kauf eines Produkts. Diesen Aspekt will ich gar nicht abstreiten, und doch lässt sich die Studie nicht als Rechtfertigung illegaler Downloads oder Streams mit dem Argument „letztlich sind illegale Downloads ja eine Art Marketing“ heranziehen. Denn die Studie vergleicht offenbar Äpfel mit Birnen, sprich: Das Kaufverhalten von Nutzern illegaler Filmseiten mit dem Kaufverhalten der Durchschnittsbürger. Was wir statt dessen bräuchten wäre eine Studie, die Filmfans in zwei Gruppen aufteilt (nämlich solche, die illegal Filme gucken und solche, die das nicht machen) und dann deren jeweilige Ausgaben für Kino und DVDs vergleicht. Ich vermute, dass dieses Ergebnis ganz anders aussehen würde.

Und was hat sich seit letztem Jahr beim Thema legale Streaming-Dienste getan? Hierzulande leider wenig erbauliches, denn im März hat das Bundeskartellamt eine von RTL und ProSiebenSat1 geplante gemeinsame Online-Videoplattform wegen kartellrechtlicher Bedenken untersagt. Nicht, dass ich als Liebhaber japanischer Filme mir von einer solchen Initiative allzuviel versprochen hätte, aber es wäre immerhin ein Anfang gewesen. Da auch Hulu und Netflix keine Expansionspläne in Richtung Europa zu haben scheinen, ruht meine ganze Hoffnung nun auf Voddler.

Die in Schweden gestartete Video-Plattform hat inzwischen in sämtliche skandinavischen Länder und seit kurzem auch nach Spanien expandiert, arbeitet mit 30 Labels zusammen und führt mehr als 4000 Filme in ihrem Archiv, wovon 80% komplett kostenlos verfügbar sein sollen. Bei einer Stichproben-Suche habe ich mehrere Filme von Takeshi Kitano und Takashi Miike gefunden, aber keinen einzigen Kurosawa (weder Akira noch Kiyoshi) – da ist also noch viel Raum für Verbesserung. Trotzdem scheint mir dies auf mittelfristige Sicht das aussichtsreichste Projekt zu sein und ich hoffe inständig, dass Rechteinhaber und Gruppen wie die GEMA den Schweden keine allzu große Knüppel bei der Erschließung des deutschen Marktes zwischen die Beine werfen. Ich glaube nämlich auch, dass sich illegale Dienste mit einem qualitativ hochwertigen und quantitativ gut bestückten legalen Angebot am erfolgreichsten  zurückdrängen ließen. Und das sollte ja letztlich gerade auch im Interesse der Rechteinhaber sein.