Original: Seigiha (1957) von Minoru Shibuya

Im Zentrum des Films stehen die Schwarzmarkthändlerin Okyo (Eiko Miyoshi) und ihr Sohn Seitaro, der die illegalen Aktivitäten seiner Mutter strikt ablehnt. Er arbeitet als Mechaniker bei einem Busunternehmen und ist heimlich verliebt in Machiko, die Tochter einer Kneipenbesitzerin, die jedoch mit einem Börsenhändler verheiratet werden soll. Ein Kollege Seitaros, der Busfahrer Fujita, ist mit seiner kränklichen Frau neu in der Nachbarschaft. Beide haben sich mit ihren Familien zerstritten, weil sie gegen deren Willen geheiratet haben. Frau Okyo schließt die beiden schnell in ihr Herz und hilft ihnen sowohl bei den alltäglichen Kleinigkeiten als auch im Handling der Eltern.

Als Fujita (Keiji Sada) nach einer durchzechten Nacht auch noch Überstunden machen muss, verursacht er einen Unfall und überfährt ein kleines Mädchen. Einziger Zeuge ist Seitaro, der mit ihm im Bus war. Von allen Seiten wird Seitaro bedrängt, eine Falschaussage zu machen, doch er folgt seinem Gewissen, was ihm Unverständnis und Ablehnung der Kollegen und Nachbarn einbringt. Nur seine Mutter erkennt, dass er das Richtige getan hat und verteidigt ihn in einer furiosen Szene gegen die Anschuldigung, ein Verräter zu sein. Doch genau in diesem Moment wird sie wegen ihrer Schwarzmarktaktivitäten verhaftet.

Letztlich gibt es aber ein klassisches Happyend: Fujita und seine Frau versöhnen sich mit ihrer Familie und kehren zurück aufs Land, Frau Okyo wird nach dem Verhör gleich wieder freigelassen und entsagt ihren illegalen Geschäften und Seitaro offenbart seine Gefühle endlich Machiko, die daraufhin die Hochzeit mit dem Börsenhändler absagt und bei ihm bleibt.

Wie in Doctor’s day off versammelt Regisseur Shibuya ein Ensemble an Charakteren die mit ihrer Menschlichkeit, mit ihren großen und kleinen Schwächen, ihren guten und schlechten Seiten, sehr sympathisch und glaubwürdig erscheinen. Das ist aber nicht die einzige Parallele zwischen den beiden Filmen. Auch in Righteousness finden wir wieder einen Hauptcharakter, der unermüdlich wie ein Aufziehmännchen von Szene zu Szene düst, ständig Anlass für einen Lacher ist, mal mürrisch und mal großherzig. Sehr beeindruckend, wie die vor allem aus kleineren Rollen in verschiedenen Filmen von Kurosawa oder Ozu bekannte Eiko Miyoshi das Original Okyo verkörpert. Zu den weiteren Parallelen gehören die schwierigen sozialen und finanziellen Verhältnisse der Figuren sowie ihr Lebensumfeld am Rande eines Industriegebiets, dessen Schornsteine und Öltanks die Hintergründe dominieren, wie in Doctor’s day off die Gleisanlagen und Schuppen eines Güterbahnhofs.

Rechtschaffenheit und Aufrichtigkeit müssen manchmal auch gegen äußere Zwänge und ein verständnisloses Umfeld verteidigt werden, das ist die klare Botschaft des Films. Sie erfordern mehr als große Worte, nämlich auch schmerzhafte Entscheidungen sowie die Größe, zu seinen Taten zu stehen und mit deren Konsequenzen umzugehen. Gerade deshalb ist es aber wichtig, „das Richtige“ zu tun. Diese Herausforderung verkörpert die Figur der Okyo: In der Szene, in der sie die versammelte Nachbarschaft für ihre Kritik an Seitaros Entscheidung zusammenfaltet, bettelt sie gleich darauf alle um Hilfe an, als ein Polizist erscheint um sie zum Verhör abzuholen.

Ein sehr unterhaltsamer, sympathischer Film, der richtig Spaß macht und dabei aber mehr zu bieten hat als „nur“ Unterhaltung.