Original: Gumo ebian! (2012) von Toru Yamamoto

Die Teenagerin Hatsuki (Ayaka Miyoshi) und ihre Mutter Aki (Kumiko Aso) sind vor Freude ganz aus dem Häuschen, als Akis Freund Yagu (Yo Oizumi), der für Hatsuki eine Art Ersatzvater ist, von einer langen Reise zurückkehrt. Wie ein Wirbelwind bricht der hochgradig unkonventionelle, in den Tag hineinlebende und scheinbar in seiner Teenagerzeit steckengebliebene Hobby-Punkrocker über die heile Welt der beiden herein und sorgt für mächtig Betrieb und Spaß.

Doch es dauert nicht lange, bis die ungewöhnliche Patchwork-Familienidylle erste Risse bekommt. Hatsuki muss sich entscheiden, wie ihre Schullaufbahn weitergehen soll und fühlt sich dabei von ihrer mit Yagu bis spät in die Nacht trinkenden und in alten Zeiten schwelgenden Mutter alleingelassen. Mehr und mehr bekommt sie das Gefühl, dass sie als einzige in der Familie an die Zukunft denkt, und sehnt sich nach einer normalen Familie.

Auf eines ist wirklich Verlass beim JFFH: Es gibt immer eine sympathisch-überdrehte, ungewöhnliche und auch etwas nachdenkliche Familienkomödie im Programm. In diesem Jahr wurde diese Kategorie erfolgreich und sehr ansehnlich von G’mor evian! besetzt, der mich in mancher Hinsicht an Café Isobe von vor ein paar Jahren erinnerte, nicht nur weil dort ebenfalls Kumiko Aso mitspielte. Die soll während der Dreharbeiten übrigens im 5. Monat schwanger gewesen sein, mir ist nichts aufgefallen.

Dieser Typ Film steht und fällt üblicherweise mit den Leistungen der Schauspieler und der Chemie zwischen ihnen. Und da hat mich G’mor evian! wirklich überzeugt. Yo Oizumi ist einfach umwerfend als punkrockender Slapstick-Duracellhase mit dem großen Herz und Aso und Miyoshi geben ein sehr gutes Mutter-Tochter Gespann ab. Dazu kommt noch die exzellente Musikauswahl, so dass der Film richtig Laune und Spaß macht, sich aber nicht allein darauf beschränkt sondern sich auch damit beschäftigt, wie Menschen trotz all ihrer charakterlichen Unterschiede und verschiedenen Vorstellungen vom Leben als Familie gemeinsam glücklich werden können.

Eine Schwachstelle ist jedoch die Nebenhandlung um Hatsukis beste Freundin, in die der Film in den ersten beiden Dritteln ziemlich viel investiert, die dann aber urplötzlich sang- und klanglos verschwindet und sich somit als reiner Plot-Device herausstellt. Schade, ändert aber nichts daran, dass G’mor evian! einer der rar gesäten guten Filme auf dem JFFH2013 war. Der merkwürdige Titel des Films ist übrigens eine japanisch verballhornte Version von Good morning everyone, die Yagu als Lebensmotto aus Australien mitbrachte.