Archive for September, 2006

Machiko Kyo

Machiko Kyo war zunächst Tänzerin in einem Club in Osaka, bevor sie 1949 ihren ersten Film für Daiei drehte. Bereits im Jahr darauf kam ihr großer Durchbruch mit Akira Kurosawas Rashomon in der Rolle des Vergewaltigungsopfers Masako. Ihre fantastische, vielseitige Darbietung machte sie über Nacht zum Star und zur ersten „femme fatale“ des japanischen Kinos. Auf Grund ihres Aussehens wurde sie auch als die Marilyn Monroe Japans bezeichnet. 1953 feierte sie mit Kenji Mizoguchis Meisterwerk Ugetsu monogatari einen weiteren großen Erfolg, auf den die Hochphase ihrer Karriere folgte: Innerhalb von 10 Jahren drehte sie etwa 40 Filme. Ab 1970 ließ sie ihre Karriere, in der sie mit den größten japanischen Regisseuren der Zeit gearbeitet hatte, ausklingen.

Zu ihren wichtigsten Filmen zählten:
1949: Hana kurabe tanuki-goten
1950: Rashomon
1953: Ugetsu – Erzählungen unter dem Regenmond (Ugetsu monogatari)
1955: Yokihi (engl. The Empress Yang Kwei Fei)
1959: Kagi (engl. Odd Obsession)
1960: Bonchi
1964: Amai ase

1898 in Tokyo geboren, wuchs Kenji Mizoguchi in großer Armut auf. Er musste mit ansehen, wie seine ältere Schwester als Geisha verkauft wurde und wie sein Vater seine Mutter misshandelte. Diese Kindheitserlebnisse werden als ursächlich dafür gesehen, dass er später das Leid, die Unterdrückung und Ausbeutung der Frau zum Hauptthema seines filmischen Schaffens machte.

Ursprünglich ein Maler, stieg Mizoguchi als Oyama (Darsteller weiblicher Rollen) ins Filmgeschäft ein, wurde bald Regieassistent und drehte 1923 seinen ersten eigenen Film, Ai ni yomigaeuro hi. Allein in den darauf folgenden drei Jahren drehte er über 20 Filme, begann dann aber sich auf die Suche nach dem absoluten Realismus zu machen. Er wollte die Menschen und ihr Leben so authentisch wie möglich darstellen. In dieser Schaffensphase drehte er zumeist vor Ort in Armenvierteln, teilweise unter großer Gefahr für sich und sein Filmteam, linksgerichtete Propagandafilme wie Tokyo koshinkyoku (1929) oder Shikamo karera wa yuku (1931), die auch kommerziell erfolgreich waren. Aus dieser frühen Phase sind jedoch nur noch wenige Filme erhalten.

Aus der Philosophie seines Studios Nikkatsu, die ihren Filmen eine szenische narrative Struktur zu Grunde legten, entwickelte Mizoguchi einen auf langen Einstellungen beruhenden ästhetischen Stil, für den er bis heute berühmt ist. Er ging dabei so weit, ganze Szenen in nur einer Einstellung zu drehen. Um zu verhindern, dass die Filme dadurch statisch wirkten, bediente er sich langer Kamerafahrten, Schwenks und Kräne. Gleichzeitig war er immer bemüht, eine gewisse Distanz zum Geschehen einzuhalten. Dieser Stil wird zum einen auf seine Wurzeln als Maler zurückgeführt, zum anderen als eine Üœbertragung traditioneller Elemente des japanischen Theaters gesehen. Insbesondere in seinen späteren Filmen (Musashino fujin) wurde diese Ästhetik als altmodisch, traditionell und unpassend für das moderne japanische Kino kritisiert.

Ein zweites Markenzeichen von Mizoguchis Filmen begann sich im Laufe der 1930er Jahre herauszukristallisieren: Die Beschäftigung mit der Unterdrückung und Ausbeutung von Frauen. In Die weißen Fäden das Wasserfalls verliebt sich die junge Taki in einen Mann und unterstützt ihn mit geliehenem Geld bei seinem Studium. Der Schuldner erweist sich aber später als so aufdringlich, dass sie keine Wahl hat, als ihn zu töten. In der Verhandlung stellt sich heraus, dass der Richter eben jener junge Mann ist, für dessen Ausbildung sie das Geld geliehen hat. Er hält sich an seine Prinzipien und verurteilt seine Gönnerin zum Tod, die diesem Schicksal nur entgehen kann, indem sie sich die Zunge abbeisst. Berühmt für die Darstellung von Frauenschicksalen wurde er 1936 mit Die Schwestern von Gion, der zugleich sein letzter Film für Nikkatsu war.

Der Wechsel zum Daiei-Studio fiel in eine problematische Phase des japanischen Kinos. Im Rahmen des Krieges erhöhte die Regierung den Druck auf die Filmindustrie, propagandistische Stimmung zugunsten Japans zu machen. Mizoguchi sah sich gezwungen, andere Themen in den Mittelpunkt seiner Arbeit zu stellen, und wich auf historische Stoffe aus, wie Die Erzählung von den späten Chrysanthemen, der das Schicksal einer Schaustellerfamilie in der Meiji-Periode zum Thema hat. Mit dem Fortschreiten des Krieges fiel es Mizoguchi immer schwerer, sich der Zensur und den auferlegten Themen zu entziehen, so dass eine Reihe qualitativ minderwertiger nationalistischer Filme entstand. Eine Ausnahme stellt die Verfilmung der Legende über Die 47 Samurai dar, die aus Ehrgefühl Selbstmord begingen.

Nach Kriegsende konnte sich Mizoguchi wieder seinem Hauptthema, den Frauen, zuwenden. Er verband dieses Leitmotiv seiner Arbeit nun aber häufiger mit der Tradition historischer Stoffe, den Jidai-geki, die im japanischen Film eine herausragende Rolle spielen. Das Meisterwerk dieser Phase ist zweifellos Ugetsu. Kenji Mizoguchi starb am 24. August 1956 im Alter von 58 Jahren an Leukämie. Trotz seines frühen Todes drehte er fast 90 Filme. An dieser Stelle ist deshalb nur ein auszugsweiser Üœberblick über seine wichtigsten Werke möglich.

1923: Ai ni yomigaeuro hi
1929: Tokyo koshinkyoku
1929: Tokai kokyugaku
1931: Shikamo karera wa yuku
1933: Die weißen Fäden des Wasserfalls (Taki no shiraito)
1935: Der Untergang von Osen (Orizuru osen)
1936: Osaka Elegie (Naniwa ereji)
1936: Die Schwestern von Gion (Gion no shimai)
1939: Die Erzählung von den späten Chrysanthemen (Zangiku monogatari)
1941: Die 47 Samurai (Genroku choshingura)
1947: Die Liebe der Schauspielerin Sumako (Joyu Sumako no koi)
1951: Die Dame von Musashino (Musashino Fujin)
1952: Das Leben der Frau Oharu (Saikaku ichidai onna)
1953: Ugetsu – Erzählungen unter dem Regenmond (Ugetsu monogatari)

Am Anfang war Prinzessin Mononoke.

Das grandiose Anime-Meisterwerk des genialen Hayao Miyazaki war mein erster Kontakt mit einem Film aus Japan, und hinterließ einen schwer beeindruckten Cineasten. Der zündende Funke war letztlich „Rashomon“, mit dem ja auch Akira Kurosawa (und in seiner Folge das japanische Kino insgesamt) seinen Durchbruch auf der internationalen Bühne hatte. Von nun an brannte das Feuer in mir lichterloh und das japanische Kino ist in der jüngeren Vergangenheit zu einem mich immer mehr begeisternden Hobby geworden.

Eine besondere Faszination üben dabei die Filme der schwarz-weiß Ä„ra auf mich aus; als das japanische Kino sich noch durch bestimmte Erzählformen sowie ästhetische und thematische Besonderheiten vom Weltkino abhob und Meisterregisseure wie Kurosawa, Ozu, Mizoguchi oder Naruse ihm ihren Stempel aufpägten.

Auf dieser Seite möchte ich meine Eindrücke von Filmen und erworbenes Wissen weitergeben, meine Begeisterung greifbar machen und auch ein Stück weit weitergeben. Natürlich bin ich sehr an Kommentaren, Hinweisen, Tipps und interpretativem Austausch interessiert. Ich bin mir durchaus bewusst, dass das Thema dieses Blogs etwas verdammt exotisch ist und dass mir wahrscheinlich nicht gerade die Tür eingerannt werden wird. Umso mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung kann ich dem geschätzten Leser zukommen lassen!

Viel Spaß beim Lesen und schöne Grüße

Klaus