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Das waren die Spitzenreiter der japanischen Kinocharts in den letzten 4 Monaten, seit ich diese regelmäßig über twitch verfolge. Was fällt auf? Alles sind japanische Filme, bis auf den dritten Teil der Resident Evil-Reihe, der genau eine Woche lang den Spitzenplatz besetzte. Und das, obwohl in dieser Zeit Hollywood-Blockbuster wie Fantastic Four, Ocean’s Thirteen, Rush Hour 3 oder The Bourne Ultimatum liefen. Auf Grund der beeindruckenden Performance der einheimischen Produktionen gehe ich davon aus, dass es auch in diesem Jahr wieder ein ganz enges Rennen zwischen US-Importen und japanischen Filmen um die Vorherrschaft an den Kinokassen gibt.

In Deutschland sind wir von einer so starken heimischen Filmindustrie natürlich meilenweit entfernt, wenn deutsche Filme einen Marktanteil von über 20% schaffen, ist das schon bemerkenswert. Von den anderen europäischen Ländern mit großer Filmtradition sind mir nur Zahlen von Frankreich bekannt, dort können die heimischen Filme den US-Importen Paroli bieten. Zahlen zu Italien oder Spanien liegen mir leider nicht vor, weiss jemand mehr? Meine Vermutung wäre, dass hier eher deutsche als französische Verhältnisse herrschen.

Wie auch immer, ich habe mich gefragt welche die Gründe sein könnten, dass die Japaner gerne japanische Filme gucken. OK, jetzt könnte man einfach pauschal auf die großen kulturellen Differenzen abheben, die zwischen den USA und Europa sehr viel weniger ausgeprägt sind. Aber das führt natürlich nicht wirklich zu neuen Erkenntnissen. Mir sind aber drei Tendenzen aufgefallen, welche die Verbundenheit der Japaner zu ihrer eigenen Filmkultur vielleicht etwas besser erklären, aber auch mit historischen und kulturellen Besonderheiten zusammenhängen:

  • Viele der besonders erfolgreichen japanischen Filme der letzten Jahre waren Anime. Verglichen damit schneiden die US-Animationsfilme eher bescheiden ab. Die lange etablierte Tradition dieser Art von Filme in Japan und die damit verbundenen Gewohnheiten und Normen können von den Filmen aus Hollywood wohl einfach nicht abgedeckt werden. Zudem profitieren viele Anime davon, dass sie auf sehr populären Manga basieren.
  • Die japanische Filmlandschaft ist in viele kleine Nischen zergliedert. Schon historisch gab es in Japan eine sehr große Vielfalt an Genres, die sich bis heute natürlich weiterentwickelt und eben durch die große Popularität der Anime sogar noch weiter ausdifferenziert haben. Die importierten Blockbuster haben den Fans der jeweiligen Genres vermutlich wenig zu bieten.
  • Nicht zuletzt wegen der starken Position des Platzhirsches Toho sowie den renommierten Anime-Studios ist die japanische Filmindustrie in einer ganz anderen Position als etwa die deutsche. Die Studios profitieren zum einen von einem lange etablierten System der Talentakquirierung (über die schauspielerischen Qualitäten dieser idols lässt sich trefflich streiten, aber sie haben bekannte Namen und Gesichter) und ganz besonders davon, dass sie selbst Kinos besitzen, in denen ihre Filme gezeigt werden.

Aber vielleicht liegt es ja doch einfach daran, dass japanische Filme nun mal etwas ganz besonderes sind und ein Flair an sich haben, das sie oft interessanter macht als importierte Mainstream-Blockbuster?