Heute vor 10 Jahren starb Akira Kurosawa, ohne Zweifel einer der einflussreichsten Filmemacher auch weit über den japanischen Kulturkreis hinaus. Leider scheint bei den deutschen Fernsehanstalten (auch denen mit qualitativem Anspruch) dieses Datum niemand auf dem Zettel gehabt zu haben, jedenfalls konnte ich im heutigen TV-Programm keinen einzigen Kurosawa-Film finden.

Daher nun zumindest eine Würdigung hier im Blog, für die sich eine Reihe von Anknüpfungspunkten anbieten, etwa seine innige Beziehung zum Western und besonders zu seinem Vorbild John Ford:

„Good Westerns are liked by everyone. Since humans are weak, they want to see good people and great heroes. Westerns have been done over and over again, and in the process a kind of grammar has evolved. I have learned much from this grammar of the Western.“

Es war aber nicht nur so, dass Kurosawa vom Western lernte. Es gibt wohl kaum einen nicht-amerikanischen Regisseur, der das Genre so beeinflusste wie Kurosawa, geht doch die Revolutionierung des Westerns durch die Italo-Western der 60er Jahre maßgeblich auf ihn und seinen Film Yojimbo zurück.

Darin greift Kurosawa einerseits klassische Motive des Westerns auf – der einsame Held, der in die unter einem mörderischen Bandenkrieg ächzende Stadt kommt und für Ordnung sorgt – und fügt diesen Motiven aber ganz neue Elemente bei. Der einsame Held ist in Yojimbo alles andere als ein strahlender, selbstloser Held, vielmehr ist er undurchsichtig, geheimnisvoll, zynisch und stets zu Blutvergießen und Verrat bereit.

Diese moralisch zwiespältigen Charaktere, das kritische Hinterfragen der klassischen Heldenrollen des Westerns hatte zwar schon John Ford mit The Searchers kurz zuvor eingeläutet, dieser Film wurde aber vergleichsweise wenig wahrgenommen (erst im Lauf der 80er Jahre wurde Fords Spätwerk die gebührende Anerkennung zuteil). Als jedoch der bis dahin völlig unbekannte Sergio Leone Yojimbo aufgriff, Clint Eastwood in die Rolle des Anti-Helden steckte und mit seiner Dollar-Trilogie für Furore sorgte, war klar, dass der Western seine Unschuld für immer verloren hatte.

Neben der Inszenierung des einsamen Cowboys als gnadenlosem Rächer mit zweifelhafter Motivation und Moral war es insbesondere die drastische Darstellung von Gewalt und Tod, die aus Yojimbo mittels der Italo-Western rasch Eingang in das Genre fanden. Kurosawas Vermächtnis finden wir heute in vielen der großen Western der späten 60er Jahre: Butch Cassidy and the Sundance Kid, The Wild Bunch, Once upon a time in the West – aber von denen läuft leider heute auch keiner im Fernsehen.