Ein Filmessay in zwei Teilen, der wunderbar zum Post vom Samstag passt: Akira Kurosawa and the West. Die prominentesten Beispiele schön zusammengefasst und mit einigen interessanten Interview-Ausschnitten angereichert. Schaut einfach mal rein:

Part I:

[flash]http://www.youtube.com/watch?v=G1STFM39vJ4[/flash]

Part II:

[flash]http://www.youtube.com/watch?v=roCxj7777gs[/flash]

Sehr gut gemacht! Das Problem ist nur, dass am der einen oder anderen Stelle etwas übertrieben wird und ein kleiner aber wichtiger Hinweis fehlt: Selbstverständlich war Kurosawa nicht nur vom Westen beeinflusst! Nicht nur Shakespeare, Dostojewski und John Ford waren seine Vorbilder, dazu gehörten auch das Noh-Theater, Mikio Naruse (dessen Schnitttechnik er bewunderte) und an vorderster Stelle natürlich Kajiro Yamamoto, sein großer Lehrmeister, bei dem er 7 Jahre lang Regieassistent gewesen war.

Außerdem ist es auch völlig hanebüchen, dass Kurosawa in Japan nicht geschätzt worden wäre. Der einzige Regisseur, der eine vergleichbare Freiheit und Kontrolle über seine Projekte gehabt haben dürfte wie Kurosawa, war Yasujiro Ozu. Bereits sein Regiedebut Sanshiro Sugata machte Kurosawa zum Star und spätestens nachdem Rashomon den Goldenen Löwen gewonnen hatte, war er nahezu unantastbar. Ohne diesen herausgehobenen Status hätte er niemals Filme wie Die Sieben Samurai oder Rotbart drehen können, deren Produktion mehrere Jahre dauerte!

Der Niedergang der japanischen Filmindustrie in den späten 60er Jahren traf viele der etablierten Regisseure sehr hart, nicht nur Kurosawa. Da er aber wie kaum ein anderer daran gewöhnt war, große Freiheit zu genießen und große finanzielle Mittel einsetzen zu können, litt er natürlich besonders unter den Restriktionen. Insofern muss man seinen amerikanischen Unterstützern großen Respekt zollen und dankbar sein, dass sie es ihm in der Spätphase seiner Karriere ermöglichten, Filme wie Ran oder Kagemusha zu drehen, die für japanische Studios allein zu groß und aufwändig gewesen wären.

Der Essay hat also in sofern Recht, als Kurosawa sowohl vom Westen beeinflusst war als auch Einfluss auf diesen hatte (und zwar nicht zu knapp). Die suggerierte Botschaft aber, dass japanische Einflüsse vernachlässigbar gewesen seien und er in Japan keine Wertschätzung erfahren hätte, hat mit der Realität wenig zu tun.