Auf meiner Suche nach den besten japanischen Filmen war das renommierte Filmmagazin Kinema Junpo eine der ersten Anlaufstellen. Das 1917 erstmals erschienene Magazin stellt seit Jahrzehnten jedes Jahr eine Liste der zehn besten Filme zusammen. Diese konnte ich aber nirgends in einer mir verständlichen Fassung auftreiben (über Hinweise würde ich mich sehr freuen).

Gefunden habe ich aber die Liste der jeweils besten Filme der Jahre seit 1927, zu der ich die internationalen Titel und das User-Rating von IMDb hinzugefügt habe. Dieses Rating ist aber mit Vorsicht zu genießen, da manche der Filme nur sehr wenige oder gar keine Stimmen erhalten haben, was das Rating teilweise stark verzerrt.

Auf jeden Fall ist aber interessant zu sehen, dass sich in der Liste eine ganze Reihe Filme finden, die kaum bekannt sind. Dafür fehlen einige der bekanntesten Klassiker der großen Meister Kurosawa, Ozu und Mizoguchi: Die Sieben Samurai, Tokyo Story und Ugetsu sucht man vergebens. Statt dessen tummeln sich Komödien wie Being two isn’t easy oder A taxing woman, der in Japan sehr erfolgreich war aber im Ausland wohl kaum bekannt sein dürfte. Es scheint also, als gäbe es einiges Neues zu entdecken, die Liste bietet dazu zumindest einen guten Ansatzpunkt.

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Original: Gojira tai Megaro (1973) von Jun Fukuda

Vielleicht kennst du das auch: Das Fehlen von Gegensätzen, das es erschwert, den Wert der Dinge zu erkennen und zu schätzen. Wenn man beginnt, etwas als selbstverständlich zu betrachten. Das ist besonders gefährlich, weil man dann mangels eines Vergleichs mit der gegensätzlichen Erfahrung, der Enttäuschung, das Gute in Frage stellt. Wie etwa bei guten Filmen. Ich habe in den letzten Wochen und Monaten so viele gute japanische Filme gesehen (nicht zuletzt durch das japanische Filmfestival), dass ich mich gefragt habe: Sind die denn wirklich so gut? Ich konnte mir schon gar nicht mehr vorstellen, dass es schlechte japanische Filme geben könnte. Da kam Megalon vs. Godzilla gerade recht.

Auf die Spezialeffekte will ich gar nicht weiter eingehen, die Gummikostüme in diesen Katastrophen- und Monsterfilmen dürfte jeder kennen. Die Handlung ist so abstrus und voll grotesker Unlogik, dass es schon wieder komisch ist, wenn man seine intellektuelle Schmerzgrenze entsprechend hochsetzt: Megalon, ein Riesenkäfer-Monster, soll für eine unter dem Meeresboden lebende Zivilisation die Menschheit vernichten. Angeleitet wird Megalon dabei von dem gekaperten Roboter Jet Jaguar, der aber von seinem Erfinder reprogrammiert werden kann, danach Godzilla zu Hilfe ruft und sich mal eben auf Monstergröße aufpumpt, um selbst in den Kampf der Giganten (Gigan aus der Galaxie M1 stößt auch noch zum lustigen Monsterkloppen) einzugreifen. Alter Schwede!

Nachdem zwischendurch einige Pappmaché-Bauten zerstört, Plastikpanzer geschmolzen und Bäume ausgerissen wurden, kommt es zum Showdown. In bester Catcher-Manier prügeln die Monster aufeinander ein, Jet Jaguar hält Gigan im Schwitzkasten, Godzilla verteilt munter Kopfnüsse und springt mit beiden Beinen voran Megalon in die Familienjuwelen bis der genug hat und jaulend in seiner Erdspalte verschwindet. Godzilla verabschiedet sich winkend und kehrt zurück zu seiner Finca auf Monster Island. Ach ja, und Jet Jaguar schrumpft wieder auf Normalmaß, damit sein Erfinder ihm in der Schlussszene einen lachenden Jungen auf die Schultern setzen kann.

Der Lassie-Gedächtnisaward geht an die Szene, in der Jet Jaguar Godzilla auf dessen Insel trifft, ein paar Pieplaute von sich gibt und wild mit den Armen herumfuchtelt, woraufhin Godzilla verständnisvoll nickt und sich aufmacht, die Menschheit zu retten. Köstlich! Der Film könnte wirklich witzig sein, wenn er nicht so bierernst daher käme und die Schauspieler Grimassenschneider mal ihre Gesichtsmuskulatur entspannen würden. So ist er einfach nur schlecht.

Der einzig interessante Aspekt ist die naiv-positive Einstellung, Technologie (in Form des Roboters) ließe sich problemlos kontrollieren und würde immer der Menschheit dienen. Faszinierend, welcher Einstellungswandel sich in dieser Hinsicht vollzogen hat.

Ein buntes Allerlei an interessanten Links hat sich in den letzten Tagen angesammelt, die muss ich jetzt mal loswerden.

Ponyo on a cliff - Produktionsskizze


Wie ich gerade zufällig entdeckt habe, starb kürzlich – am 23. Mai – der Regisseur Kei Kumai im Alter von 76 Jahren. Er galt in den 1960er und 70er Jahren als eines der größten Regietalente seines Landes und erhielt zahlreiche Preise. Obwohl im Westen eher weniger bekannt, dürfte er gerade Deutschland verbunden gewesen sein, wurden doch sechs seiner 19 Filme für den goldenen Bären nominiert, für The Sea and Poison erhielt er 1987 den Spezialpreis der Jury. Sandakan 8 mit Kinuyo Tanaka, der als einer seiner besten Filme gilt, wurde 1975 für den Oscar nominiert.

In einem Nachruf im Guardian schreibt Alexander Jacoby über Kumai:

Yet he was neglected abroad, perhaps because he eschewed the fashionable experimentation of such New Wave contemporaries as Nagisa Oshima. Instead, he adopted a style of powerful simplicity, charting controversial themes with rare directness.

Einen weiteren Nachruf kann man in der New York Times nachlesen. Außerdem gibt es beim Shomingeki-Magazin ein Interview zu seinem Film Fukai kawa von 1995 (Achtung, dort ein gutes Stück nach unten scrollen, dann kommt erst das Interview).

Original: Hadaka no shima (1960) von Kaneto Shindo

Regisseur Shindo und sein (kleines) Team unabhängiger Filmemacher wollten von Anfang an einen außergewöhnlichen Film schaffen, und das ist ihnen gelungen. Die nackte Insel kommt völlig ohne Dialoge aus und lässt statt dessen die großartigen Bilder sowie die einfühlsame Musik Hikaru Hayashis sprechen.

Der Film schildert in drei Akten das harte Leben einer vierköpfigen Familie auf einer winzigen Insel, die so unwirtlich ist, dass sogar das Süßwasser aufwändig von der nächstgrößeren Insel per Boot herangeschafft werden muss. Und so besteht der typische Tagesablauf, den wir im ersten Akt gezeigt bekommen, fast ausschließlich aus dem Transport von Wasser: Das Füllen der Eimer an der Quelle, das Tragen der Eimer zum Boot, die Überfahrt zur Insel, das Tragen der Eimer hinauf auf die steilen Felder und das Bewässern der Pflanzen werden in langen Einstellungen immer wieder gezeigt.

Naked Island Screenshot1

Obwohl bestimmt die Hälfte des Films dem Transport des Wassers gewidmet ist, kommt nie Langeweile auf. Denn mittels Perspektivwechseln, Schnitten und Bildkomposition gelingt es Shindo, die harte, sich immer wieder gleich abspielende Arbeit auf eine fesselnde Art und Weise darzustellen: Wenn die Mutter (Nobuko Otowa), schwer beladen mit zwei riesigen Eimern ihrer wertvollen Fracht, den schmalen Trampelpfad hinaufsteigt, dabei jederzeit umzuknicken oder zu stolpern droht, entsteht eine ganz eigene Spannung.

Naked Island Screenshot2

Zwischen die Szenen vom beschwerlichen Transport des Wassers schneidet Shindo außerdem immer wieder Bilder vom Bewässern der Pflanzen auf den Feldern: Mit großer Konzentration und Sorgfalt erhält jede einzelne Pflanze etwas Wasser, das sogleich in der ausgetrockneten Erde versickert. Schnitt zur Mutter, die schweißbedeckt schwankenden Schrittes das Wasser den Berg hinaufträgt. Schnitt zum im Erdboden versickernden Wasser, usw.

Naked Island Screenshot3

Im zweiten Abschnitt werden die Jahreszeiten mit ihren je verschiedenen Arbeiten (bearbeiten des Bodens, säen, ernten) gezeigt und wie die beiden Jungen einen großen Fisch fangen, was zu Szenen der Freude und des Familienglücks einschließlich eines Ausflugs in die nächstgrößere Stadt führt. Die damit verbundene Entspannung und Auflockerung bereitet dann den dramatischen dritten Teil vor, in dem einer der beiden Söhne stirbt, was die Mutter an den Rand der Selbstaufgabe und der Verzweiflung treibt.

Die Bedeutung der Arbeit als sinnstiftendes, spirituelles Element herauszuarbeiten, das der Mensch zum Leben braucht wie die Pflanzen das Wasser, war eines der Ziele Shindos (dies und mehr berichtet er im Audiokommentar der exzellenten Eureka-DVD). Trotz der Mühsal, der scheinbaren Sinnlosigkeit des immer gleichen Tragen des Wassers, das dann in der Erde versickert, entsteht aber nie der Eindruck des Leidens oder der Unzufriedenheit. Da Shindo die unter der Last der Eimer gebeugten oder beim Rudern schwitzenden Körper der Eltern immer wieder gegen den Himmel zeigt, wird die nicht endenwollende Plackerei so um ein Element der Leichtigkeit, ja der Erhabenheit ergänzt.

Naked Island Screenshot4

Zur Stimmung des Films trägt ganz entscheidend Hikaru Hayashis unvergessliche Musik bei. Manchmal melancholisch angehaucht, manchmal fast mediterran-beschwingt, begleitet sie mit an Wellen erinnernden Gitarren- und Klavierakkorden die Personen und ihre Gefühle oder kündigt bedeutungsschwanger die dramatische Zuspitzung am Ende an. Mir fällt kein anderer Film ein, in dem Musik und Bilder eine so ausgewogene, perfekte Symbiose eingehen.

Die Einfachheit, der Verzicht auf jeglichen Dialog, die an Tages- und Jahreszeitenverlauf orientierte Struktur und die Verwendung von schwarzweiß-Film verleihen dem Film einen hohen Grad an Abstraktion und Zeitlosigkeit. Die ganz im Mittelpunkt stehende Arbeit, und zwar die universellste Arbeit schlechthin, nämlich die auf dem Feld, zur Sicherstellung der eigenen Ernährung, und ihre spirituelle Bedeutung wird so unabhängig von Kultur und eigener Lebenswelt greifbar. Wahrhaftig ein Film für die Ewigkeit!

Erstmal ein dickes Dankeschön an alle, die ihre drei Lieblingsfilme genannt haben und damit an der Verlosung teilgenommen haben! Sieben Teilnehmer, viele gute und bekannte Filme und vielleicht auch der eine oder andere Geheimtipp – so hatte ich mir das vorgestellt.

Jetzt aber genug der Worte, machen wir Butter bei die Fische: Da Bjoern und Marcel ihre Listen außer Konkurrenz einbrachten, blieben noch 5 Lose, und gewonnen hat – tataaa! – orcival! Glückwunsch! 😀

Durch die von euch in den Kommentaren genannten Filme bin ich natürlich auch ins Grübeln gekommen welche denn eigentlich meine Lieblingsfilme sind und habe angefangen, nach Rankings der besten japanischen Filme zu suchen… mit sehr bescheidenem Erfolg bisher. Deshalb möchte ich jetzt selbst eine solche Liste zusammenstellen, in die dann auch eure Favoriten eingehen werden.

Bisher habe ich eigentlich nur bei Listsofthebest ein wirklich gutes und umfassendes Ranking gefunden, in dem japanische Filme zwar nur eine Nebenrolle spielen, das aber immerhin einen guten Eindruck der westlichen Perspektive gibt. Falls von euch noch jemand irgendeine Quelle kennt, insbesondere eine japanische Liste, wäre das super!

Blogger sind ja meist ganz furchtbar auf jede Art von Statistik versessen, die ihnen vorgeblich irgend etwas über ihre Besucher oder über ihre eigene Wichtigkeit sagt. So ganz bin auch ich nicht gegen die Faszination der Statistiken gefeit, und möchte ihr nun ein bisschen frönen. Deshalb heute ein statistischer Rückblick auf das erste Halbjahr 2007.

A) Ranking der seltsamsten Keywords, über die Besucher auf Japankino kamen:

  1. Mädchenpopo (3 Besucher)
  2. Wie werde ich reich (2 Besucher)
  3. Japan Ungerechtigkeit (2 Besucher)
  4. kurze Marienkäfer Geschichte (1 Besucher)
  5. Selbstmord ist nicht edelmütig (1 Besucher)

Disclaimer: Dies ist kein Versuch, mich durch die Verwendung von Wörtern wie „M****popo“ in einschlägigen Suchergebnislisten nach oben zu schmuggeln!

B) Spam:

Akismet has caught 351 361 spam for you since you first installed it.

C) Globale Verteilung der Besucher:

Verteilung-Japankino-Leser

D) Städte mit den meisten Besuchern:

  1. Frankfurt/Main
  2. Hamburg
  3. Aachen
  4. Berlin
  5. Wien
  6. München
  7. Mannheim
  8. Köln
  9. Zürich
  10. Wuppertal

Erstaunlich finde ich besonders die Platzierung von Aachen, ich scheine dort ja ein paar echte Fans zu haben? Sehr gefreut hat mich, dass unter den Top-25 Städten immerhin auch drei japanische sind, nämlich Chiyoda, Setagaya und Tokyo.

Schöne Grüße nach Japan bei dieser Gelegenheit!

Original: Tengoku to Jigoku (1963) von Akira Kurosawa

Unter den vielen guten Filmen aus Akira Kurosawas Werk ist dies einer der besten, nicht zuletzt weil er Kurosawas eigenen Ansprüchen an seine Filme, nämlich sowohl spannend und unterhaltsam als auch kritisch hinterfragend und reflektierend zu sein, in herausragender Weise entspricht.

Zwischen Himmel und Hölle ist streng in zwei Teile gegliedert, mit einer kurzen Übergangssequenz. Im ersten Teil fädelt der Manager Gondo (Toshiro Mifune) gerade den Coup seines Lebens – die Übernahme eines Unternehmens – ein, als sein Sohn entführt wird. Die Bezahlung des Lösegeldes würde nicht nur den Übernahmeplan zerstören, sondern auch seine Existenz, da Gondo sich zur Durchführung seines Vorhabens hoch verschuldet hat. Als sich herausstellt, dass nicht Gondos Sohn sondern der seines Chauffeurs entführt wurde, muss Gondo sich seinem Gewissen und seiner Menschlichkeit stellen und ringt sich schließlich dazu durch, zu bezahlen.

Darauf folgt eine rasante, nur wenige Minuten dauernde Sequenz in einem Expresszug, in der das Geld an den Entführer übergeben wird. Im anschließenden zweiten Teil des Films tritt Gondo in den Hintergrund und die Handlung konzentriert sich nun auf Inspektor Tokura (Tatsuya Nakadai) und sein Team. Im Zuge der Ermittlungen erhalten wir tiefe Einblicke in die Lebensumstände und Motivation des Entführers Takeuchi (Tsutomu Yamazaki), die schließlich in einer Konfrontation mit Gondo gipfeln.

High and Low Screenshot1

Die klare Strukturierung des Films wird unterstrichen durch eine entsprechende stilistische Gestaltung. Der erste Teil spielt ausschließlich in Gondos Villa hoch über Yokohama, und zwar überwiegend im riesigen Wohnraum mit seiner Fensterfront auf die Stadt. Dort sehen wir Gondo zunächst bei einem Meeting, in dessen Verlauf im Hintergrund die helle, leicht gemaserte Wand zu sehen ist.

Nach der Entführung und dem Eintreffen der Polizei werden die zugezogenen Vorhänge zum allgegenwärtigen Hintergrundmotiv mit starker vertikaler Strukturierung, einem Symbol für die plötzliche Zerrissenheit Gondos angesichts der schwierigen Entscheidung, die er zu treffen hat.

High and Low Screenshot2

Trotz des auf einen einzigen Raum beschränkten Rahmens der Handlung in der ersten Stunde des Films und des sich daraus ergebenden, an eine Theaterinszenierung erinnernden Stils, gelingt es Kurosawa, eine ermüdende Statik zu vermeiden. Dazu setzt er auf häufige Perspektivwechsel, konstruiert mit Hilfe der anwesenden Personen verschiedene Bildebenen in denen immer irgend jemand in Bewegung ist und schafft mittels Kontrasten zwischen Vorder- und Hintergrund sowie hell und dunkel spannende Bildkompositionen.

In krassem Gegensatz dazu steht die hochdynamische Sequenz im Expresszug, in der Gondo vom Entführer genaue Anweisungen für die Geldübergabe erhält, das entführte Kind im Vorbeifahren für einen Sekundenbruchteil zu sehen bekommt und anschließend das Geld aus dem fahrenden Zug wirft. Die Kamera hetzt dabei geradezu halsbrecherisch durch Zugabteile und Gänge, quetscht sich mit Gondo und Tokura in Toiletten und vermittelt so das Gefühl, unmittelbar am Geschehen beteiligt zu sein. Ganz ähnlich wie in Das Boot entsteht zudem eine bedrückende, fast klaustrophobische Stimmung.

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Der zweite Teil beginnt mit einem Blick auf Gondos hoch oben auf einem Hügel thronender Villa aus der Perspektive des in ärmlichen Verhältnissen lebenden Entführers. Durch die Offenbarung der Identität des Entführers versetzt Kurosawa den Zuschauer in eine der Polizei überlegene Position und verleiht so den detailliert gezeigten Ermittlungen zusätzliche Spannung. In einer Reihe von Flashbacks und kurzen Einschüben verfolgen wir, wie die Polizei ein immer engeres Netz um den Entführer zieht, dessen Identität erkennt und denselben Wissensstand erreicht wie der Zuschauer. Anschließend entsteht dann wieder Spannung aus der Unsicherheit darüber, wie die Verhaftung ablaufen und ob sie gelingen wird.

Was den Spannungsbogen angeht, braucht Zwischen Himmel und Hölle den Vergleich mit den besten Hitchcocks nicht zu scheuen und hat darüber hinaus noch sehr viel mehr zu bieten. Fragen von Ethik und Morakt werden nicht nur anhand des Konflikts, dem Gondo sich gegenübersieht, aufgeworfen. Auch sein Assistent Kawanishi, dessen Loyalität zu Gondo geprüft wird, und Inspektor Tokura, der ein großes Risiko eingeht, um sicherzustellen, dass der Entführer die Höchststrafe erhält und dazu auch windige Abkommen mit der Presse schließt, stellen uns vor die Frage von moralisch richtigem und falschem Handeln.

Ein wichtiger Subtext des Films, der im Titel und der zweigeteilten Struktur zum Ausdruck kommt, ist die Kritik an der Ungleichverteilung von Reichtum in einer modernen Industriegesellschaft. Zwischen Gondos luxuriösem Haus mit dem herrschergleichen Blick auf die unter ihm liegende Stadt und den Schauplätzen des zweiten Teils (zwielichte Bars, das ärmliche Zimmer des Entführers, die Drogenszene, der Hafen Yokohamas) klafft ein gigantischer Abgrund. Diese dennoch alltäglichen Gegensätze nähren Neid und Missgunst und führen dadurch die moralischen Konflikte der Hauptpersonen herbei.

High and Low Screenshot4

Somit sieht sich Gondo mit dem Dilemma konfrontiert, dass es letztlich seine eigenen Taten und sein Erfolg waren, die ihn und seine Familie zum Ziel des Hasses und der Entführung machten. Dies bringt Kurosawa in der Schlussszene des Films zum Ausdruck, als Gondo gleichermaßen dem inhaftierten und zum Tode verurteilten Entführer im Gefängnis und seiner eigenen Reflexion in der Panzerglaswand gegenübersitzt. Beide wurden sie Opfer der eigenen Taten, aber auch eines größeren Kontexts.