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Oscars

Eigentlich gebe ich ja nicht allzu viel auf die Oscars, die sind ja eher ein Marketinginstrument als eine wirkliche künstlerische Auszeichnung – Ausnahmen bestätigen die Regel. Allerdings wurde in die letzte Nacht bekannt gegebenen Nominierungen auch eine junge japanische Schauspielerin aufgenommen: Rinko Kikuchi als beste Nebendarstellerin in Babel.

Durchaus erwähnenswert wie ich finde und ein Grund mehr, mir auch mal wieder einen nicht-japanischen Film anzuschauen.

Das Jahr 2006 liegt hinter uns, jetzt wird abgerechnet. Eine erste Aufstellung der erfolgreichsten Filme des letzten Jahres an den japanischen Kinokassen zeigt, dass sich die US-Blockbuster tatsächlich den einheimischen Produktionen geschlagen geben mussten, aber die endgültigen Zahlen fehlen noch die einen Marktanteil von 53% erreichten.

Top 10 Hollywood-Filme:

  1. Harry Potter und der Feuerkelch
  2. Pirates of the Caribbean
  3. Sakrileg
  4. Die Chroniken von Narnia
  5. Mission Impossible 3
  6. Mr. und Mrs. Smith
  7. Flight Plan
  8. Chicken Little
  9. World Trade Center
  10. King Kong

Diese zehn Filme spielten insgesamt 57,22 Mrd. Yen (370 Mio. Euro) ein. Auffallend dabei das starke Gefälle: Die beiden erfolgreichsten Filme spielten mehr als viermal soviel ein wie die Nummern 9 und 10. Meine Vermutung: Harry Potter und Pirates of the Caribbean haben überdurchschnittlich von der Bekanntheit der jeweiligen Serien profitiert und dadurch die Statistik verzerrt.

Top 10 Japanische Filme:

  1. Tales from Earthsea
  2. Umizaru 2 – Test of Trust
  3. Suite Dreams
  4. Death Note: The Last name
  5. Sinking of Japan
  6. Yamato
  7. Pocket Monster
  8. Doraemon
  9. Nada Soso
  10. Meitantei Konan

Die in 2006 erfolgreichsten japanischen Filme spielten 49,53 Mrd. Yen (321 Mio. Euro) ein, und lagen damit fast gleichauf mit ihren Konkurrenten aus Übersee. Dabei war der Erfolg zwischen den Top 10-Filmen sehr viel gleichmäßiger verteilt: Die beiden erfolgreichsten Filme spielten jeweils nur gut doppelt so viel ein wie Nada Soso und Meitantei Konan, ganz im Gegensatz zu 2005, als Hayao Miyazakis Überflieger Das wandelnde Schloß an den Kinokassen dominierte. Mit Tales from Earthsea liegt zwar wieder eine Anime eines Miyazaki vorn, diesmal ist es aber Hayaos Sohn Goro. Der Erfolg scheint in der Familie zu liegen!

Das Metropolis-Kino in Hamburg zeigt ab heute bis zum 31. Januar sechs der bekanntesten Meisterwerke des großen japanischen Regisseurs Mikio Naruse, der zu den Meistern des shomingeki-Genres gehörte. Die Filme laufen im japanischen Original mit englischen Untertiteln.

Der Schwerpunkt liegt – verständlicherweise – auf Filmen aus der Nachkriegszeit, was aber leider bedeutet, dass sein vielleicht bester Film Wife, Be Like a Rose von 1935 nicht zu sehen ist. Trotzdem: Auf keinen Fall entgehen lassen!

Japanische Filme könnten dieses Jahr in ihrem Heimatmarkt die Importe aus Hollywood schlagen: In den ersten zehn Monaten erzielten inländische Produktionen einen Marktanteil von über 47 Prozent und stellten fünf der zehn erfolgreichsten Filme. Da für das Weihnachtsgeschäft noch Yoji Yamadas erwarteter Hit „Bushi no ichibun“ ansteht, dürfte Hollywood das Nachsehen haben dieses Jahr.

Zwar ist auch in Japan ein solches Abschneiden heimischer Filme eher ungewöhnlich, spricht aber eindeutig für die boomende japanische Filmszene, die seit Jahren auf hohem Niveau sowohl kommerzielle als auch anspruchsvolle Filme hervorbringt.

Zum Vergleich: 2004 war für deutsche Filme ein sehr gutes Jahr mit einem Marktanteil von 23 Prozent auf dem Heimatmarkt, letztes Jahr lag er bei 17 Prozent und schwankte auch in den früheren Jahren um diesen Wert. Im Gegensatz zu Japan herrscht hierzulande also Hollywood, und zwar uneingeschränkt.

Via twitch

Zu diesem Fazit gelangt Robert Castle in seinem Artikel über die Zatoichi-Filmserie der 1960er und 1970er Jahre, der gerade in der neuesten Ausgabe vom Bright Lights Film Journal erschienen ist.

Er berichtet von Castles Überraschung, als er durch Takeshi Kitanos „Zatoichi“ von den 25 Vorgängerfilmen um den blinden Schwertkämpfer Ichi erfuhr und wie er die Serie lieben lernte. Ich habe einige mir wichtig erscheinende Aussagen des (englischen) Artikels zusammengefasst, eine sehr gute Übersicht über den Inhalt der ganzen Ausgabe hat Thomas zusammengestellt. Und bei twitchfilm gibt’s übrigens eine Review zu den auf DVD erscheinenden TV-Folgen von Zatoichi.

Was zeichnet also Ichi, den Held von 25 Filmen, aus?

  • Seine menschlichen Schwächen: Abgesehen von seiner Blindheit ist Ichi ein passionierter Glücksspieler und gehörte früher zur Yakuza.
  • Seine Bescheidenheit: Durch die Blindheit weiss er um seine Schwächen und Grenzen, er akzeptiert diese und maskiert damit zugleich seine Unbezwingbarkeit im Schwertkampf.
  • Sein Wille, sich durch nichts ablenken zu lassen: Neben der übermenschlichen Schräfung seiner anderen Sinne gehört dazu auch sein überwiegendes Desinteresse an Frauen.
  • Seine Hilfsbereitschaft und Gutmütigkeit: Er kann keine Bitte ablehnen und hilft jederzeit den Schwächeren und Bedrängten.

Als das Paradoxon der Serie bezeichnet Robert Castle, dass Ichi trotz all dieser positiven, friedfertigen Eigenschaften immer wieder mit absolut mörderischer Gewalt konfrontiert wird. Die Urheber dieser Gewalt müssen jedoch immer mit dem Leben bezahlen. Damit werde Ichi zum idealen Helden der kleinen Leute, so Castle.

Das überraschendste an der Serie scheint zu sein, dass trotz der 25 Teile anscheinend kein Verfall, keine schematischen Wiederholungen auftreten, dass es den Produtzenten im Gegenteil immer wieder gelang, durch kleine Kniffe die Serie zu beleben.

Daher das Fazit: Zatoichi forever!

Ein Muss für jeden Cineasten! Zum Auftakt ihrer Filmreihe „Verstädterung in Asien und Afrika“ zeigt die Uni Hamburg am 16.11. Yasujiro Ozus Klassiker „Tokyo Monogatari“. Obendrauf gibt es vor dem Film einen Vortrag von Dr. Miriam Rohde, Japanologin am Asien-Afrika-Institut der Universtität. Laut Flyer befasst sich die Reihe mit „dem Einfluss der Stadt auf das individuelle Leben, mit Problemen, die daraus resultieren, und mit dem Gegensatz zwischen Stadt – Land.“

Da bleibt nur noch eins zu sagen: Ikimashō!

INFO: Donnerstag, 16.11. ab 18.30 Uhr
Raum 121/122 (Ostflügel) des Hauptgebäudes in der Edmund-Siemers-Allee 1

Dank den aufmerksamen Jungs vom filmtagebuch bin ich auf den neuen Blog von David Bordwell, Filmtheoretiker und exzellenter Kenner nicht nur des japanischen Kinos, aufmerksam geworden. Und Bordwell erzählt gleich, warum er auf dem laufenden Filmfestival in Vancouver so viele asiatische Filme anschaut: Weil sie einfach besser sind!

Besonders gut gefallen haben ihm anscheinend „Hana“ (Original: Hana yori no maho) von Hirokazu Koreeda, die koreanischen Filme „My scary Girl“ und „No mercy for the rude“, „I don’t want to sleep alone“ des taiwanesischen Regisseurs Tsai Ming-liang sowie Kim Kyong-Mooks „Faceless Things“. Besser schonmal die Augen offenhalten, vielleicht lässt sich der eine oder andere ja auch mal in unseren Breiten bestaunen!