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Im Dezember haben wir hier die Besetzung des Regiestuhls beim neuen Ghibli-Film Karigurashi no Arrietty mit dem noch ziemlich jungen Hiromasa Yonebayashi diskutiert. Vom Look und Feel des Films konnten wir uns inzwischen anhand des einen oder anderen Trailers einen Eindruck machen. Inzwischen läuft der Film seit 18. Juli, also gut vier Wochen, in den japanischen Kinos, Zeit um mal einen Blick auf die Zahlen zu werfen.

Leider sind die Zahlen der verschiedenen Quellen nicht so wirklich deckungsgleich, aber das Einspielergebnis des Startwochenendes lag wohl leicht unter dem von Ponyo, was Verleiher Toho positiv stimmt und Gesamterlöse von mindestens 10 Billionen Yen (etwa 120 Mio $) erwarten lässt. Jetzt, nach vier Wochen, werden von Boxoffice Mojo für Karigurashi no Arrietty 74 Mio US-$ vermerkt, damit hat er bereits deutlich mehr eingespielt als Gedo Senki, das Spielfilmdebut von Hayao Miyazakis Sohn Goro.

Yonebayashi scheint bei seinem Debut also den Nerv des Publikums schonmal deutlich besser getroffen zu haben, das stimmt weiter positiv und lässt auch für die Zukunft auf schöne Ghibli-Filme hoffen! 🙂

Normalerweise greife ich nicht in die Leser-Kommentare ein (der Spam wird sowieso automatisch rausgefiltert), aber einmal war klar, dass ich einen Kommentar editieren musste. Das war vor einem halben Jahr, als in einem Kommentar zur Diskussion um den möglichen Kinostart von Ponyo jemand einen Link auf eine Seite setzte, die nur einem Zweck dient: Illegal Filme und Serien anzusehen. Zur Werbung für solche Seiten mag ich meinen Blog nicht hergeben!

Ich bin wahrhaftig kein Freund des sperrigen, vor Jahrhunderten entstandenen Urheberrechts, das heute freie Kreativität behindert und vor allem die Interessen einiger Konzerne schützt und dadurch auch die Verbreitung sehenswerter Werke unterbindet. Und ich bin schon gar kein Freund der Methoden, mit denen die Rechteinhaber teilweise ihre Rechte auszuweiten zu versuchen. Ich will hier aber keine Diskussion über Sinn und Unsinn des Urheberrechts führen, das passiert schon an anderer Stelle (für einen Einstieg empfehle ich netzwertig). Mir geht es auch nicht darum, Leute zu verteufeln; ich habe mich vor Jahren schließlich selbst über Pirate Bay-Downloads an japanische Filme herangetastet. Damals sah ich keine anderen Möglichkeiten, heute weiß ich, dass das falsch war.

Aber bei den meisten Streaming- und Download-Angeboten geht es nicht um idealistischen, selbstlosen Austausch seltener, schwer beschaffbarer Filme. Vielmehr wollen die Betreiber schlicht und ergreifend Geld verdienen, und das tun sie auch, und zwar nicht schlecht! Der Schaden, der durch solche illegalen Seiten entsteht, ist beträchtlich, und zwar nicht nur für die Rechteinhaber (sprich: Filmstudios) sondern letztlich auch für jeden Filmliebhaber. Denn solche illegalen Angebote führen dazu, dass legale Anbieter sich schwerer tun, auf den Markt zu kommen.

Das ist fatal, denn eigentlich liegt in der digitalen Distribution von Filmen über das Internet die Zukunft: Filme können so in Form eines virtuellen Gutes viel schneller, direkter und günstiger an den Kunden ausgeliefert werden als bisher in Datenträgerform, und zwar global. Hat man einen solchen Dienst erst einmal etabliert, entstehen durch das Hinzufügen weiterer Filme zum Angebot kaum noch Kosten, so dass es endlich möglich wäre, die große Masse an „Ladenhütern“ zugänglich zu machen. Davon wiederum würden wir Filmfans selbst am meisten profitieren: Anstatt ein paar Dutzend Filmen, die jährlich den Weg aus Japan auf eine deutsche oder englische DVD finden, könnten hunderte, ja sogar tausende Filme in relativ kurzer Zeit verfügbar gemacht werden, und das in guter Qualität!

In den USA gibt es mit Diensten wie hulu und Netflix bereits große und erfolgreiche Anbieter für legales Streaming von Filmen und Serien. Die Bibliothek von Netflix beispielsweise umfasst bereits zehntausende von Filmen, auf die man per Knopfdruck Zugriff hat. Vor wenigen Tagen hat Netflix für 1 Milliarde Dollar von mehreren großen US-Studios auf 5 Jahre die Rechte an aktuellen Kinofilmen gekauft und darf diese dann bereits 90 Tage nach dem Kinostart an seine Abonnenten streamen – ein direkter Angriff auf klassisches Fernsehen, Pay-TV und die DVD. Aktuell können die Streams zwar noch nicht mit der Qualität von Blurays mithalten, aber das ist auch nur eine Frage der Zeit. In Europa sind wir von solchen Deals noch meilenweit entfernt, mehr dazu findet sich aktuell auf SPon.

Der europäische Markt ist auf Grund der Sprachbarrieren, der unterschiedlichen rechtlichen Situation und der teilweise sehr kleinen Märkte ohnehin schon schwierig genug. Wenn dazu dann auch noch populäre illegale Angebote kommen, die einen großen Teil des Traffics abgreifen und legalen Anbietern die Margen zerschießen, dann kann man sich an einer Hand ausrechnen, dass wir so schnell nicht in den Genuß umfangreicher Online-Filmarchive  kommen werden. Denn im Gegensatz zum legalen Anbieter, der sein Archiv direkt vom Rechteinhaber gefüllt bekommt, ist für einen illegalen Anbieter jeder zusätzliche Film mit Aufwand und Risiko verbunden.

Daher: Machen wir es möglichen Anbietern nicht noch zusätzlich schwierig, indem wir illegale Dienste unterstützen! Lasst die Finger von illegalen Seiten und kauft euch lieber DVDs, die es oft genug auch für kleines Geld gibt! Denn erstens ist es schlicht falsch und zweitens schneiden wir uns langfristig ins eigene Fleisch, wenn wir nur auf unseren kurzfristigen kleinen Vorteil achten und illegal Filme schauen.

Noch später als im letzten Jahr werfe ich einen Blick zurück und ziehe dazu die von der Motion Picture Association of Japan veröffentlichten Zahlen heran. Wobei ich das Gefühl nicht loswerde, dass an diesen Statistiken etwas nicht stimmt.

Es findet sich nämlich kein Einspielergebnis von Departures, der allen Presseberichten zufolge ca. 6 Mio Zuschauer in die Kinos gezogen hatte und es damit auf jeden Fall unter die Top10 hätte schaffen müssen. Das weltweite Einspielergebnis von Departures liegt bei 68 Mio US-$, davon dürften 90% in Japan generiert worden sein, was umgerechnet mehr als 6 Mrd Yen wären. Eigentlich müsste der Film damit 2009 wie schon 2008 knapp außerhalb der Top10 der heimischen Produktionen gelandet sein – nur lässt sich in der Statistik nichts darüber finden. Strange… Damit sind die nun folgenden Zahlen erstmal unter Vorbehalt zu genießen.

Die 10 erfolgreichsten Filme des Jahres 2009 in Japan waren:

  • Rookies (Toho)
  • Harry Potter und der Halbblut-Prinz (Warner)
  • Red Cliff 2 (Toho-Towa)
  • This is it! (Sony)
  • Pokemon (Toho)
  • 20th Century Boys Chapter 3 (Toho)
  • Evangelion 2.0 – You can (not) advance (Klockworx)
  • Wall-E (Disney)
  • 2012 (Sony)
  • Amalfi (Toho)

Damit sind ausländische Produktionen deutlich stärker unter den Top-Filmen vertreten als noch 2008. Diese Bild tritt aber nur an der Spitze auf, denn in der Breite waren japanische Produktionen deutlich erfolgreicher: 34 einheimische Filme schafften es über die magische Milliarden-Yen-Umsatzgrenze, gegenüber 28 im Vorjahr und nur 22 importierten Filmen. Auch die Gesamtzahl der importierten Filme ging stark zurück, von 388 auf 314 – der niedrigste Wert seit 10 Jahren. Die Zahl der japanischen Filme ist gegenüber dem Rekordjahr 2008 dagegen nochmals kräftig gestiegen, auf stolze 448!

Daher ist es nicht verwunderlich, dass die japanischen Filme ihre Vorherrschaft auf dem Heimatmarkt verteidigen konnten. 56, 9 Prozent aller Kinoumsätze haben sie eingespielt, ausländische Produktionen mussten sich mit 43,1 Prozent zufrieden geben. Die Besucherzahl machte einen erfreulichen Sprung und stieg um fast 10 Mio auf 169,3 Mio, dem höchsten Wert seit 2004, womit auch die Umsätze stiegen und das Rekordjahr 2004 nur knapp verfehlten.

Das ist ein sehr erfreuliches Signal und dürfte zusammen mit der nur ganz leicht gestiegenen Zahl an Kinoleinwänden für eine etwas bessere Auslastung gesorgt haben. Vielleicht ist das geringe Wachstum an Leinwänden aber auch das erste Anzeichen für ein beginnendes Kinosterben – man wird sehen, was die Zukunft bringt!

Wer sich noch weiter in die Zahlen vertiefen will, findet sie wie üblich bei der eiren.

Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Karigurashi no Arrietty der nächste Film aus dem Studio Ghibli sein wird, und dass Hiromasa Yonebayashi damit sein Regiedebut geben wird. Das große Geheimnis um den nächsten Regisseur im Hause Ghibli war damit gelüftet, aber wird damit endlich auch die Nachfolgefrage der beiden Altmeister angegangen?

Das inzwischen zur Ikone gewordene Studio Ghibli wurde 1985 ursprünglich mal gegründet, um den beiden Animationsgenies Hayao Miyazaki und Isao Takahata die Umsetzung ihrer außergewöhnlichen Qualitätsansprüche zu ermöglichen. Mit hoher Qualität kommen aber immer auch hohe Kosten, daher waren die Projekte sehr riskant und in den frühen Jahren nach der Gründung hätte daher nach jedem Film Schluss sein können.

Das begann sich ab 1989 zu ändern: Kikis kleiner Lieferservice war der erfolgreichste japanische Film des Jahres, gleichzeitig begann Ghibli regelmäßige Umsätze mit Totoro-Merchandising zu machen. Das ermöglichte eine bis dahin einzigartige Personalstrategie: Anders als bei anderen japanischen Animationsstudios wurden Zeichner nicht mehr nach der Anzahl ihrer Zeichnungen bezahlt und immer nur für die Dauer eines Projekts beschäftigt. Statt dessen ging Ghibli dazu über, seine Zeichner fest anzustellen, ein regelmäßiges Gehalt zu zahlen und in die Ausbildung seiner Mitarbeiter zu investieren. Dieser Strategiewechsel war im Einklang mit dem Anspruch des Studios, allerhöchste Qualität zu produzieren.

Trotz dieser einzigartigen Personalpolitik des Studios schien sich aber lange Zeit an der Konzentration auf Hayao Miyazaki und Isao Takahata als den führenden kreativen Köpfen nichts zu ändern. Yoshifumi Kondo, der 1995 sein Regiedebut mit Whisper of the Heart gegeben hatte, starb 1998 in jungen Jahren unerwartet an einem Aneurysma. Miyazakis Sohn Goro versuchte sich in den letzten Jahren ebenfalls als Regisseur, sein Spielfilmdebut Gedo Senki enttäuschte allerdings viele Ghibli-Fans und warf angesichts des fortgeschrittenen Alters von Miyazaki Senior (geboren 1941) und Takahata (1935) Fragen zur Zukunft des Studios auf. Hatte Ghibli es versäumt, die unbestritten im Studio vorhandenen Talente zu fördern und aufzubauen?

Anscheinend haben die Studio-Bosse diese Gefahr auch gesehen. Die Wahl des Regisseurs für Karigurashi no Arrietty schien laut Toshio Suzuki zwar sehr spontan auf Yonebayashi gefallen zu sein, aber dafür wird er ganz behutsam aufgebaut:1996 war er zum Ghibli-Team gestoßen und hatte zunächst als Inbetweener gearbeitet, bevor er Key-Animator und bei Gedo Senki schließlich Regieassistent wurde.

Trotz dieser Mitarbeit an mehreren Großprojekten ist Yonebayashi mit 36 Jahren immer noch sehr jung (der jüngste Regisseur in der Geschichte des Studios), die Wahl könnte also riskant gewesen sein. Dafür wird er offenbar stark von Hayao Miyazaki unter die Fittiche genommen: Das Projekt wurde von Miyazaki vorbereitet, der auch zusammen mit Keiko Miwa das Drehbuch schrieb. Es wurde ein Produktionsprozess gewählt, der Yonebayashi bei seinem Debut entlasten sollte und auch aus der Presse wird er konsequent herausgehalten. Ich bin schon sehr gepannt, ob dieses Debut vielleicht einen Blick in die Zukunft von Ghibli wird, die Voraussetzungen scheinen jedenfalls günstiger als bei Goro Miyazaki, der ja ziemlich ins kalte Wasser geworfen wurde.

PS: Der Film Karigurashi no Arrietty basiert übrigens auf Mary Nortons Romanreihe „Die Borger“ und wird die Geschichte der 14jährigen Borgerin Arrietty erzählen. Allein auf Grund der bekannten Vorlage dürfte der Film also gute Chancen auf dem internationalen Markt haben.

Eine japanische Touristin wird in Rom entführt und ein Diplomat macht sich auf die Suche nach ihr: Ein nicht gerade origineller Plot, und der Filmtitel verspricht obendrein auch noch reichlich Kitsch: Amalfi. Das alles klingt nach einem Film, den ich eher schulterzuckend zur Kenntnis nehme, aber dahinter steckt ein interessantes Experiment der Produktionsfirma FujiTV und des Vertriebs Toho.

Denn erstens wurde Amalfi mit gewaltigem Aufwand komplett in Italien gedreht (über diesen Umstand berichtete im Frühjahr schon Chris und machte mich neugierig). Obendrein wurde bereits vor dem Filmstart ein in Macao spielendes Prequel des Films über die mobile Videoplattform DoCoMo Doga bereitgestellt – ein bisher einmaliges Marketingexperiment, das zugleich die große Bedeutung von TV- und Videoinhalten für japanische Handynutzer unterstreicht.

Und der Aufwand scheint sich gelohnt zu haben: Seit dem Kinostart am 18. Juli hält sich Amalfi konstant in den Top10 der japanischen Kinocharts und hat inzwischen fast 33 Mio US-Dollar eingespielt. Damit lässt der Film bereits jetzt Transformers und Quantum of Solace hinter sich und dürfte demnächst auch Terminator und die Fortsetzung vom Da Vinci Code überholen. Zudem konnten die Rechte bereits in mehrere asiatische Länder verkauft werden.

Damit zeigt sich wieder mal, dass es für die japanische Filmindustrie derzeit wie geschmiert läuft. Die Filme kommen an, nicht nur beim heimischen Publikum sondern zunehmend auch international und die Industrie ist bei der Vermarktung ihrer Produkte sehr kreativ und auch bereit, Risiken einzugehen. Dabei kommt ihr natürlich entgegen, dass der japanische Handymarkt und die Handynutzung gerade für die Vermarktung von mulitmedialen Inhalten Möglichkeiten in ganz anderen Dimensionen bieten als es in Europa oder den USA möglich wäre. Aber auch diese Möglichkeiten wollen gekonnt genutzt sein, und das ist offenbar gelungen.

Die Fortsetzung dürfte also wohl nur eine Frage der Zeit sein…

…scheint im Tokyoter Stadtteil Nerima zu liegen, zumindest was die Animationsindustrie in Japan angeht. Jedenfalls entsteht dieser Eindruck beim Lesen von Jason Grays Streifzug durch seinen Wohnort, der gleich am Bahnhof mit einer Plakatwand beginnt, die Nerima als „Wiege der Anime“ anpreist. Das nenne ich mal dezentes Stadtmarketing!

Ganz unbegründet scheint dieser Anspruch aber nicht zu sein, wie Jason ausführliche beschreibt. Um nur ein paar der Namen zu nennen: Toei Animation, Madhouse, Phoenix Entertainment, Anime International, Sunrise, alle haben sie ihre Studios in Nerima oder angrenzenden Stadtteilen. Isao Takahata, Rintaro, Hayao Miyazaki, Osamu Tezuka: Die großen Namen haben fast alle schon mal hier gearbeitet. Zudem gab Nerima auch in zahlreichen Serien den Hintergrund ab, beispielsweise spielten Doraemon, Ranma 1/2 oder Urusei Yatsura ganz oder teilweise in Nerima.

Soviel zum Thema Industriecluster, Netzwerken und Sozialkapital! Jasons Artikel bestätigt aber nicht nur wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Theorien, sondern bietet auch einen wunderbaren Ausflug in die Geschichte der Animationsindustrie in Japan. Unbedingt lesen!

Etwas spät bin ich dran, aber besser spät als nie! So habe ich immerhin die Möglichkeit, alles Wichtige in einem Artikel zusammenzufassen. Ist das Leserfreundlichkeit oder was? 😉

2008 war das erfolgreichste Jahr für die japanische Filmindustrie seit fast 40 Jahren mit einem Marktanteil von 59,5 Prozent! 1969 konnten japanische Produktionen zuletzt einen höheren Marktanteil erreichen, damals waren es 64,1 Prozent. Die Umsätze sind jedoch leicht gesunken, ebenso wie die Anzahl der Kinobesuche, die bei 160 Mio lag (was aber immer noch deutlich besser ist als die Zahlen in den 1980/90ern).

Besonders erfreulich ist die Zahl der gezeigten japanischen Filme, die sich nun schon das dritte Jahr in Folge bei über 400 hält – ein Niveau, das es zuletzt ebenfalls Anfang der 1970er gab. Das zeigt, dass hinter den guten Zahlen nicht nur ein paar Großprojekte stehen (die natürlich den Löwenanteil der Umsätze generieren, gleich mehr dazu), sondern eine große Vielfalt und Bandbreite, was meines Erachtens der beste Indikator für die Kraft des gegenwärtigen japanischen Films ist. Bedenklich für die Industrie dürfte jedoch die weiter steigende Zahl der Leinwände sein, deren Anzahl sich seit Mitte der 90er fast verdoppelt hat. Bei nur geringfügig gestiegenen Besucherzahlen bedeutet das eine immer geringere Auslastung, was langfristig zu einem üblen Kinosterben führen dürfte. Wer sich noch weiter in die Statistiken vertiefen möchte, findet diese bei der eiren.

Ein eindrucksvoller Beleg für die Stärke der einheimischen Filme in 2008 (und des Marktführers Toho) ist auch die Liste der erfolgreichsten Filme, bei denen sich nur 3 ausländische Produktionen unter den Top10 befinden:

  1. Ponyo on the cliff by the sea (Toho)
  2. Hana yori dango (Toho)
  3. Indiana Jones IV (Paramount)
  4. Red Cliff (Toho-Towa)
  5. Suspect X (Toho)
  6. Pokemon (Toho)
  7. Partners: The Movie (Toei)
  8. I am Legend (Warner)
  9. 20th Century Boys – Chapter 1 (Toho)
  10. The Magic Hour (Toho)

Wer jetzt allerdings meine persönlichen Top10-Filme des letzten Jahres erwartet, den muss ich leider enttäuschen, mein Fokus liegt dann doch (noch) zu sehr auf den Klassikern. Empfehlen kann ich aber die Bestenlisten der Autoren von Midnight Eye.

Zu den erstaunlichen Errungenschaften der japanischen Filmindustrie gehört die Fähigkeit, einmal etablierte erfolgreiche Marken mit immer neuen Kniffen und Fortsetzungen finanziell auszuschlachten. Die einzige mir bekannte Filmserie aus dem Westen, der Vergleichbares über lange Jahre hinweg gelang, ist die James Bond-Reihe.

Als James Bond 1962 das erste Mal Jagd auf größenwahnsinnige Verbrecher machte, hatte Godzilla bereits dreimal Tokyo in Schutt und Asche gelegt und damit den Studios gezeigt, dass Erfolg reproduzierbar sein kann. Und wenn Japaner eines können, dann erfolgreiche Dinge adaptieren und noch bis in kleinste Detail perfektionieren. Also ging Godzilla in Serie und nach ihm noch viele andere Monster, Helden und Antihelden. Ein paar der schillerndsten Beispiele haben den Weg auch in dieses Blogpost gefunden. Vorhang auf für:

Doraemon

Erster offizieller „Anime Botschafter“ Japans, basierend auf einer in den späten 60ern erschienenen Manga-Serie, aus der dann zuerst eine TV-Serie und ab 1981 auch eine Filmserie wurde. Es geht um die Roboterkatze Doraemon, die aus dem 22. Jahrhundert von ihrem Besitzer zurückgeschickt wurde, um dessen Ahnen (und damit letztlich auch ihm selbst) zu einem besseren Leben zu verhelfen. Die letzten 5 Folgen der Reihe aus den Jahren 2008, 2007, 2006, 2004 und 2003 erzielten alle um die 25 Mio. US-$ an den japanischen Kinokassen und gehörten zu den Top-20 Filmen der jeweiligen Jahre. Da lässt der nächste natürlich nicht lange auf sich warten:

[flash]http://www.youtube.com/watch?v=CkDiSQO8apw[/flash]

Tora san

Die bis vor kurzem längste Filmserie der Welt, mit nicht weniger als 48 Teilen. Das Original „Otoko wa tsurai yo“ (in etwa „Ein Mann hats schwer“) von 1969 basierte auf einer kurzen TV-Serie. Die Filme liefen immer nach demselben Muster, demzufolge der sympathische Loser Torajiro sich hoffnungslos verliebt, dann aber dummerweise seine Angebetete mit einem anderen verkuppelt. Die Reihe lief bis 1995 und wird aktuell von Shochiku zum 40. Geburtstag nächstes Jahr groß promotet, speziell auch um das neue Online Filmarchiv des Studios zu pushen. Da die Marke nach wie vor sehr bekannt und geschätzt ist und andere Franchises wie Batman, Bond und demnächst Star Trek es derzeit vormachen, wie man eine etablierte Serie neu startet und re-interpretiert, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass es nicht bei 48 Tora-san Filmen bleibt.

[flash]http://www.youtube.com/watch?v=lgBJyu5Ng9Y[/flash]

One Piece

Eine weitere Anime-Adaption einer sehr erfolgreichen Manga- und Animeserie, in der ein Junge der König der Piraten werden möchte und dazu den Schatz One Piece sucht. Die seit 2000 neunmal aufgelegte Filmreihe ist, was ihre Einspielergebnisse angeht, etwas auf dem absteigenden Ast (von 13-14 Mio auf nur noch 6-7 Mio).

Lone Wolf and Cub

Ein Klassiker (im Original „Kozure Okami“), dessen 6 Hauptteile in sehr kurzer Zeit zwischen 1972 und 1974 gedreht wurden und der ebenfalls auf einem Manga basiert. Der Hauptcharakter ist ein in Ungnade gefallener Henker (naja, die japanische Ausgabe davon mit einem Schwert), der sich daraufhin als Auftragskiller durchschlägt und dabei seinen dreijährigen Sohn in einem Kinderwagen vor sich herschiebt. Die Filme wurden bekannt für stilisierte, blutige Kampfszenen, in denen der Henker im Alleingang scharenweise Gegner niedermetzelt. 1980 kam dann noch ein siebter Teil hinzu.

[flash]http://www.youtube.com/watch?v=GGwvHt979jI[/flash]

Zatoichi

Wo wir schonmal bei Gemetzel sind, kommen wir doch zu einem Paradebeispiel dafür, wie es gelingen kann, eine Filmreihe am Leben zu erhalten und auch wiederzubeleben: Die Zatoichi-Reihe, deren Hauptfilme zwischen 1962 und 1973 gedreht wurden (25 Filme in 11 Jahren!), bevor es 1989 ein erstes „Remake“ unter der Regie des Zatoichi-Darstellers Shintaro Katsu und 2003 dann den berühmten Kitano-Zatoichi gab. Die Besonderheiten der ursprünglichen Filme habe ich früher schon zusammengefasst. Mit welcher Radikalität Kitano in seiner Neu-Interpretation dann neue Ideen in den Jidaigeki-Klassiker um den blinden Schwertkämpfer pumpte, zeigt exemplarisch die Schlussszene des Films:

[flash]http://www.youtube.com/watch?v=U2rkn30Atic[/flash]

Pokemon

Das finanziell erfolgreichste japanische Film-Franchise überhaupt, dessen inzwischen 11 Anime seit dem Start 1999 allein an den japanischen Kinokassen fast eine halbe Milliarde (!!) Dollar eingespielt haben. Der erste Film war zudem mit 85 Mio US-$ Einspielergebnis der erfolgreichste japanische Film aller Zeiten in den USA. Zur Abwechslung entstand die Filmreihe mal nicht auf Basis eines Manga, sondern aus einem Videospiel von Nintendo heraus. Es geht um irgendwelche komischen Mini-Monster, die aberwitzige Abenteuer bestehen müssen. Fragt mich nicht… Neben den ursprünglichen Videospielen und den Filmen gibt es TV-Serien, Manga-Serien, CDs, Büchern, Sammelkrams usw., kurz: Pokemon ist das wohl perfekte Beispiel für die crossmediale Erweiterung und Vermarktung einer Unterhaltungsmarke, und wurde regelrecht zu einem kulturellen Phänomen.

Ausblick

Zwei weitere Manga, die in den letzten Jahren zu Realfilmen verarbeitet wurden, haben großes Potenzial für langfristig erfolgreiche Serien: Always – Sunset on Third Street spielte 2005 noch etwa 25 Mio US-$ ein, die Fortsetzung letztes Jahr bereits über 40 Mio. Und dieses Jahr startete die erste Verfilmung von 20th Century Boys, die, wie viele Mangaverfilmungen, ausgesprochenes Serien-Potenzial in sich birgt.

PS:
Wer noch mehr über Godzilla lesen möchte, kann den Wikipedia-Artikel als Einstieg nehmen. Es gab besonders in den 70ern noch eine Vielzahl von Kleinserien, oft aus dem Exploitation oder Pinku-eiga Genre, in dem ich aber nicht so firm bin. Vielleicht schreibe ich dazu später mal noch mehr.