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In den letzten Monaten überboten sich Criterion und Masters of Cinema regelrecht dabei, großartige DVD-Editionen japanischer Klassiker auf den Markt zu bringen. Und so sehr ich mich über diese Neuerscheinungen freue, ein bisschen war immer auch ein weinendes Auge mit dabei, weil es im deutschsprachigen Markt nichts vergleichbares gibt. Aber jetzt holt rem zum Gegenschlag aus!

Die Website wurde ästhetisch und weitgehend auch funktionell auf den aktuellen Stand gebracht, und eine Reihe spannender DVD-Veröffentlichungen japanischer Filme stehen ins Haus. Los gehts in zwei Wochen mit der bereits angekündigten Kitano Collector’s Box, am 17. April folgt Kihachi Okamotos Klassiker Kill!, dann gehts weiter mit Perfect Blue von Satoshi Kon, Miikes The Happiness of the Katakuris und als vorläufiger Höhepunkt im Juni – und das ist wirklich ein Knaller! – kommt der unglaubliche Mind Game!! Außerdem noch auf der Liste für dieses Jahr ist Jigoku von Nobuo Nakagawa.

rem, ich ziehe meinen Hut! Bitte mehr davon!

Oscars und so

Da ist es also tatsächlich passiert! Okuribito hat wirklich und wahrhaftig letzte Nacht den Oscar als bester fremdsprachiger Film gewonnen, nachdem er bereits zuvor bei den Japanischen Academy Awards abgeräumt hatte. Damit findet das für die japanische Filmindustrie grandiose Jahr 2008 einen glanzvollen Abschluss!

Weniger glanzvoll ist dagegen, was Die Zeit aus diesem Triumph machte. Der Artikel der Online-Ausgabe befasst sich zwar ausdrücklich mit der großen Aufmerksamkeit, die den internationalen Filmschaffenden aktuell in Hollywood gewidmet wird, was sich in den Erfolgen von Slumdog Millionaire und verschiedener ausländischer Filmschaffender wiederspiegele. Leider hat man aber offensichtlich selbst nicht besonders viel Aufmerksamkeit walten lassen, denn abgesehen von einigen peinlichen Vertippern („Kate Winselt“ – hihi), die wirklich jedem passieren können, wurde Okuribitos internationaler Titel auch noch kurzerhand von „Departures“ in „Departed“ abgeändert:

Da hat wohl jemand nach geschätzt 9 Stunden non-stop vor der Glotze mitverfolgten Oscarfeierlichkeiten die Verleihungen der letzten Jahre etwas durcheinander gebracht… Und was die Sache mit dem ersten Oscar für einen japanischen Film angeht, wäre ich mir auch nicht so sicher. Technisch mag das zwar richtig sein, inhaltlich ist es aber falsch, weil 1956 bereits Miyamoto Musashi die Auszeichnung erhielt. Nur gab es die Kategorie „fremdsprachiger Film“ damals wohl offiziell noch nicht, so dass es dann ein Ehren-Oscar war, was für Otto-Normal-Leser aber kaum einen Unterschied machen dürfte.

Soviel zum Thema Qualität im Kulturjournalismus.

Mein Hamburger Lieblingskino Metropolis (zugleich eines unserer Festivalkinos beim JFFH), bringt im Februar drei Filme von Hayao Miyazaki im Rahmen einer Werkschau! Es handelt sich um Prinzessin Mononoke, Chihiros Reise ins Zauberland und Das wandelnde Schloss. Die Termine im Einzelnen:

  • Das wandelnde Schloss: 7. und 8. Februar, jeweils um 15.00 Uhr
  • Prinzessin Mononoke: 15. und 21. Februar, jeweils um 14.30 Uhr
  • Chihiros Reise ins Zauberland: 28. Februar und 1. März, jeweils um 14.30 Uhr

Und wie ihr an den Spielzeiten schon erahnen könnt, handelt es sich um eine Werkschau im „Kinder-Retro-Kino“! Entsprechend laufen alle Filme natürlich in der deutschen Fassung. Wahhhh! 🙁

Keine Ahnung, was das Metropolis-Team da geritten hat, normalerweise machen die eigentlich eine sehr gute Programmplanung, aber Mononoke Sonntag Nachmittags im Kinderprogramm… hallo? Naja, ich werde natürlich zähneknirschend hingehen, die Chance, diese Filme auf der großen Leinwand zu sehen, darf man sich schließlich nicht entgehen lassen. Auf dem Weg kann ich dann ja nochmal über die gängigen Vorurteile gegenüber Anime nachdenken.

So könnte das Symposium auch heißen, das am 30. und 31. Oktober im Berliner Japanisch-Deutschen Zentrum stattfinden wird, es heisst aber etwas trockener „Anime – Japanischer Zeichentrick global“.

Besonders spannend: Unter den Teilnehmern ist auch Masao Maruyama vom berühmten Anime-Studio Madhouse. Maruyama war als Produzent unter anderem an Satoshi Kons Meisterwerken Perfect Blue und Tokyo Godfathers beteiligt, dürfte also einiges interessantes zu berichten haben. Außerdem wird am Vorabend der Tagung Piano no mori gezeigt.

Thema des Symposiums ist die Frage, wieso japanische Popkultur (und darunter ganz besonders Anime) heute weltweite Popularität erreicht haben. Eine medienwissenschaftliche Diskussion soll dabei helfen, die Attraktivität von Anime für bestimmte Zielgruppen zu erklären und wie japanische Kultur zu dieser Attraktivität beiträgt. Klingt sehr interessant, ich bin allerdings schon anderweitig verplant…

Den Überblick über das Symposium findet ihr beim JDZ, ebenso wie die pdf-Downloads für das komplette Programm und die Teilnahmeregistrierung.

Die Vorbereitungen für das nächste Japanische Filmfest Hamburg laufen weiter auf Hochtouren, und weil wir nächstes Jahr unser 10. Festival haben, legen wir uns natürlich ganz besonders ins Zeug und haben bereits den Termin festgemacht: Das JFFH2009 läuft vom 27. bis 31. Mai!

Um die frohe Botschaft entsprechend unters Volk zu bringen, haben wir auch einen Flyer im Angebot (der übrigens super geworden ist, großes Dankeschön Ulli!), den wir seit ein paar Tagen bei allen passenden und unpassenden Gelegenheiten verteilen. Und so sieht er aus:

Flyer JFFH2009

Außerdem fand gestern die „Mitgliederversammlung“ von Nihon Media statt, dem Verein, der das JFFH organisiert. Unser Cheffe Olli konnte dort den andächtig lauschenden Mitgliedern von seiner Japanreise berichten, auf der er endlich die seit langem geplante Nakajima-Retrospektive eintüten konnte. Außerdem waren noch die üblichen Formalitäten zu regeln und dann haben wir bei Bier und Chicken Wings noch lange gequatscht und Ideen und Pläne ausgeheckt.

Nihon Media sucht übrigens ständig nach neuen Partnern, Sponsoren und Helfern, ganz besonders drängend ist das Thema PR. Sollte jemand jemanden kennen… bitte die betreffende Person anstupsen oder direkt mit mir Kontakt aufnehmen! Wir werden zudem auch testweise ein Praktikum ausschreiben für den Bereich Event-Management, also die Organisation des Rahmenprogramms wie Festival-Party, Premieren-Abend, Vorträge und Diskussionsrunden. Wer Interesse hat, bitte ebenfalls auf den obigen Link klicken und sich bei mir melden, ich gebe dann gerne mehr Infos!

Stuart Galbraith IV, vielen sicherlich bekannt als der Autor von The Emperor and the Wolf, der Doppel-Biographie von Toshiro Mifune und Akira Kurosawa, hat ein neues Buch am Start. In diesem zeichnet er die Geschichte von Toho nach, und zwar anhand eines chronologischen Verzeichnisses aller von Toho produzierten Filme: The Toho Studios Story: A History and Complete Filmography. Das Buch selbst dürfte wohl nur für die echten Hardcore-Fans unter uns interessant sein, dafür sorgt schon der stolze Preis von über 100 US-$, aber Stuart Galbraith hat in einem ausführlichen Interview einige wichtige Punkte angesprochen und interessantes erzählt, was ich eben kurz zusammenfassen darf…

Toho wird ihm zufolge aus heutiger, westlicher Sicht falsch wahrgenommen. Die Aushängeschilder wie Kurosawa, Mifune oder Godzilla waren keineswegs typisch für Toho, dessen Hauptgeschäft eigentlich Salaryman-Komödien waren. Entsprechend gibt es eine ganze Reihe von Filmschaffenden, deren Werke er gern im Westen veröffentlicht sähe:

Two filmmakers that immediately come to mind are Mikio Naruse and Shiro Toyoda. Naruse€™s films are finally starting to become available, but there€™s still so much out that that remains unreleased, and the situation is even worse with Toyoda. Or Tadashi Imai €” talk about being unjustly ignored! Early postwar directors like Hiromichi Horikawa, Zenzo Matsuyama, Senkichi Taniguchi, Seiji Maruyama €” almost nothing is available in the U.S., and that€™s criminal in a market where Americans have easy access to every Pokemon movie.

Heute produziert Toho kaum noch selbst Filme sondern verlässt sich auf von eigenständigen kleinen Studios und Kommitees produzierte Filme. Entsprechend gibt es auch das frühere firmeninterne Ausbildungs- oder Talentrekrutierungssystem schon lange nicht mehr, was sich seiner Meinung in der Qualität der aktuellen Filme zeigt:

The New Face system of training and building up young actors, the same system that gave rise to Toshiro Mifune and lots of other stars is long gone, which is why filmmakers are turning to TV non-talent and J-Pop stars like the guys from SMAP. There€™s no nurturing of filmmakers like Kurosawa and Okamoto who rose up through companies€™ apprentice programs. That€™s why there aren€™t many good films being made in Japan by people under the age of 70.

Toho (und japanische Studios generell), sind extrem zurückhaltend bei der Vergabe internationaler Rechte. Meist werden immense Summen gefordert die in keinem Verhältnis zu den kommerziellen Erfolgsaussichten des Filmes stehen, so als wollten sie die Verbreitung ihrer Filme im Ausland unterbinden bzw. gezielt erschweren (trotz meiner erst jungen Erfahrungen beim Japanischen Filmfest Hamburg kann ich das bestätigen).

So versuchte Galbraith, selbst ein DVD-Label für unbekannte alte japanische Filme auf die Beine zu stellen, musste aber schnell erfahren, dass dies bei den geforderten Summen für die Rechte utopisch war. Da dies praktisch alle Studios betrifft, führt er dies sogar auf eine kulturelle Einstellung zur eigenen Filmgeschichte zurück:

I think also there€™s a proprietary attitude by the Japanese toward their own cinema, a feeling by some Japanese that, for instance, foreigners can never truly understand Ozu, that movies like that are really for their consumption alone, and not the world€™s. Here in Japan, you can routinely buy DVDs of Hollywood movies for under 1,000 yen while most Japanese DVDs are ludicrously expensive, usually 4,800 to 6,000 yen apiece. I asked Donald Richie once why he thought Japanese home video labels almost never provide English subtitles on their DVDs, and he had a very interesting answer: €œBattaa kusai€ (€stinks like butter€).

Er geht auch auf die Schwierigkeiten bei der Recherche für das Buch ein, die vor allem mit Übersetzungsschwierigkeiten zusammenhingen (etwa bei Filmtiteln) sowie den Eigenheiten der japanischen Sprache bzw. den Schriftsystemen, die dafür sorgen, dass die Aussprache eines Namens oft nicht eindeutig klar ist:

The biggest problems with a project like this are things like trying to nail down Japanese names definitively. The producer commonly known as Tomoyuki Tanaka is usually called €œYuko Tanaka€ by those that knew him, actor Akira Takarada for instance, because the characters for Tomoyuki can also be read as €œYuko.€ Which is correct? Oftentimes, there€™s no way to know for sure short of knocking on the door of the family home and asking their spouse or children.

Das ganze, ziemlich umfangreiche Interview findet ihr bei Ryuganji.

Glückwunsch Nummer 1:

Wie GhibliWorld berichtet, hat Hayao Miyazakis Ponyo erster japanischer Film seit 4 Jahren die vielbeachtete Marke von eingespielten 10 Milliarden Yen genommen, das sind nach aktuellem Umrechnungskurs 61 Millionen Euro. Dazu brauchte er gerade 31 Tage, und das trotz sehr starker Konkurrenz wie Indiana Jones oder der 10. Auflage der Pokemon-Reihe. Der letzte Film, der diese Marke überschritt, war übrigens Miyazakis letzter Film Das wandelnde Schloss, der dazu allerdings 33 Tage brauchte. Noch erfolgreicher war nur Chihiros Reise ins Zauberland, der die magische Zahl nach nur 25 Tagen erreicht hatte und danach seinen fantastischen Erfolg mit dem höchsten Einspielergebnis der japanischen Kinogeschichte und einem Oscar krönte.

Auch von Ponyo wird erwartet, dass er in ähnliche Dimensionen vorstößt, denn nach einem Monat zieht der Film nach wie vor ein breites Publikum in die Kinos, Kinder und Erwachsene gleichermaßen sowie viele Mehrfachgänger. So zeigt man sich beim Studio Ghibli und Verleiher Toho sehr zuversichtlich und kalkuliert, dass Ponyo sogar Prinzessin Mononoke, die aktuelle Nummer 2 in der ewigen Box-Office-Hitliste Japans, überholen könnte.

Glückwunsch Nummer 2:

Das 3001-Kino in Hamburg, Geburtsstätte des Japanischen Filmfests Hamburg, wurde als bestes Programmkino Deutschlands ausgezeichnet! Außerdem hat das 3001 auch noch gleich den Preis für das beste Dokumentarfilmprogramm abgesahnt. Weiter so, ich freue mich schon auf viele weitere tolle Filmerlebnisse dort!

Japanische Filme erfreuen sich derzeit großer Beliebtheit auf europäischen Festivals! Nach der kürzlich bekannt gewordenen Japan-Retrospektive in San Sebastian wird auf dem nächste Woche startenden Film Festival Locarno ein Meilenstein der Anime-Geschichte zu sehen sein: Momotaro: Umi no shinpei, der erste abendfüllende, in Japan produzierte Anime aus dem Jahr 1945. Inhaltlich handelt es sich zwar um reine Propaganda, der Film gilt aber als Meisterwerk der frühen Animation und soll auch Osamu Tezuka, den Vater der modernen Manga und Anime, stark beeinflusst haben.

Und in Venedig werden ab Ende des Monats gleich drei aktuelle japanische Filme um den Goldenen Löwen konkurrieren: Zum ersten Mal dabei ist Mamoru Oshii mit Sky Crawlers, dann Takeshi Kitano (der Wettbewerbsieger von 1997) mit seinem aktuellen Film und Hayao Miyazakis gerade in Japan angelaufener Ponyo on the cliff by the sea. Der schien sich übrigens nach den ersten Berichten ganz gut an den Kinokassen zu schlagen, obwohl er mit Indiana Jones und der neuesten Auflage der Pokemon-Reihe gerade in seiner ureigenen Zielgruppe mächtig Konkurrenz hat.

Via Toronto J-Film Pow-Wow