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Nach der Berlinale steht nun bald schon das nächste Filmfest für mich an, die Nippon Connection in Frankfurt. Seit gestern können die Eintrittskarten online gekauft werden (hab ich natürlich gleich gemacht), das Programmheft kann man sich als pdf herunterladen.

Natürlich steht auch die NC unter dem Eindruck der furchtbaren Ereignisse in Japan in den letzten Wochen. Das Festivalteam unterstützt mittels Aktion Deutschland Hilft die Opfer des Erdbebens. Dazu sollen von jedem Ticket 50 Cent an die Hilfsorganisation gehen, außerdem gibt es eine „Help Japan“-Party, deren Erlös den Erdbebenopfern zukommen wird. Wer nicht in Frankfurt ist, kann natürlich auch direkt spenden.

Kommen wir zu erfreulicherem, den Filmen! Neben den absoluten Highlights wie der Deutschlandpremiere von Arrietty oder der Sion Sono Retrospektive erscheint mir das Festival-Programm dieses Jahr besonders durch viele Love-Stories unterschiedlichster Couleur geprägt zu sein. Außerdem werden am Sonntag mehrere Folgen von The Tatami Galaxy gezeigt, da sitze ich aber schon wieder im ICE nach Hamburg.

Konkret sieht mein Filmplan so aus, dass es am Donnerstag gleich richtig losgeht mit der Sion Sono Retro:

  • Cold Fish (Sion Sono, 2010)
  • Bicycle Sighs (Sion Sono, 1991)
  • Strange Circus (Sion Sono, 2005)

Am Freitag folgen dann 4 Vorstellungen, den Auftakt macht die erwähnten Arrietty-Premiere:

  • Arrietty (Hiromasa Yonebayashi, 2010)
  • Permanent Nobara (Daihachi Yoshida, 2010)
  • Midori-Ko (Keita Kurosawa, 2010) & Still in Cosmos (Takashi Makino, 2009)
  • Sketches of Kaitan City (Kazuyoshi Kumakiri, 2010)

Für den Samstag hab ich dann nur noch zwei Filme gefunden, da liegt der Schwerpunkt dann eher auf den kulinarischen und sonstigen Aktivitäten:

  • Here comes the bride, my mom (Mipo O, 2010)
  • Hero Show (Kazuyuki Izutsu, 2010)

Falls sich jemand wundert, ja, Takahisa Zezes in Berlin ausgezeichnetes 4-Stunden-Epos Heaven’s Story lasse ich aus. Für so eine Marathon-Vorstellung fehlt mir im Festivalzentrum einfach der Komfort richtiger Kinosessel, außerdem gehe ich davon aus, dass ich noch weitere Gelegenheiten bekommen werde, den Film zu sehen 😉

Vielleicht trifft man sich!

DVD vs Bluray

Irgendwie ist mir dieser Tage angesichts der dramatischen Ereignisse im japanischen Erdbebengebiet der Spaß an Filmen etwas vergangen. Daher gehe ich heute mal einer Frage nach, die mich schon seit einer Weile beschäftigt, nämlich: Soll ich meine DVDs durch Blurays ersetzen?

Auch wenn ich den technischen Fortschritt durchaus interessiert und wohlwollend verfolge, bin ich doch niemand, der immer gleich Trends mitmachten und die allerneuesten Geräte zuhause stehen haben muss. So habe ich mir auch erst kürzlich einen Bluray-Player und die ersten BDs zugelegt. Ein Grund war natürlich der offensichtliche Quantensprung in der Bildqualität: Selbst ein 60 Jahre alter Schwarzweiss-Film wie Tokyo Story sieht einfach viel viel besser aus, von zeitgenössischen, bildgewaltigen Anime wie Summer Wars ganz zu schweigen. Fast ebenso wichtig war jedoch, dass es inzwischen die ersten Veröffentlichungen ausschließlich für BD gab, wie etwa Shohei Imamuras Profound Desires of the Gods (einer meiner ersten BD-Käufe). Auch, dass die Preise sich im letzten Jahr stark dem Niveau von DVDs angenähert haben, hat nicht gerade geschadet. 🙂

Aber was heisst das nun für meine DVD-Sammlung?

Eine Frage, die sich viele im Moment stellen. Für mich steht es außer Frage, alle DVDs durch Blurays zu ersetzen. Von den immensen Kosten einmal ganz abgesehen wird es wahrscheinlich noch Jahre dauern, bis es die ganzen Filme meiner Sammlung überhaupt auch auf BD geben wird. Anders als beim Wechsel von VHS zu DVD gibt es zudem auch keine Probleme mit der Kompatibilität.

Einzelne Filme, die mir besonders viel bedeuten und bei denen ich mir von der BD-Qualität ein noch größeres Sehvergnügen verspreche, werde ich bei günstigen Gelegenheiten sicherlich durch BDs ersetzen. Auf absehbare Zeit werden aber DVDs wohl noch den Großteil meiner Käufe ausmachen.

Damit befinde ich mich in guter Gesellschaft, denn in 2010 machten Blurays erst ca. 10% der verkauften Filmträger aus. BD-Verkäufe haben sich mit einem Plus von 94 Prozent zwar fast verdoppelt, bis zu den mehr als 100 Millionen verkauften DVDs ist es aber noch ein weiter Weg, auch wenn der DVD-Absatz leicht zurückging (Quelle: Bundesverband Audiovisuelle Medien). Da sich wie erwähnt auch die Preise in großen Schritten denen der DVDs annähern, dürfte deren Vorsprung in den nächsten Jahren dramatisch zusammenschmelzen.

Möglicherweise ist aber nur noch eine Frage der Zeit, bis sich die Frage nach DVD  vs Bluray gar nicht mehr stellt. Denn noch rasantere Zuwachsraten als die blauen Scheiben hat derzeit das Electronic Sell Through (EST), dessen Umsatz sich 2010 fast verdreifacht hat. Auf die Vernetzung verschiedener digitaler Kanäle setzen derzeit auch die Inhalteanbieter verstärkt, wenn etwa Handys mit vorinstallierten Filmen beworben werden.

Meine erste Berlinale-Luft habe ich in der vergangenen Woche geschnuppert und die hat Lust auf mehr gemacht! 8 Filme in 4 Tagen, ein recht gemütliches Programm hatte ich mir zurecht gelegt, um genug Freiraum für den einen oder anderen netten Plausch mit in Berlin gestrandeten Freunden zu haben. Meine Einschätzungen zur einen Hälfte der Filme habe ich schon pflichtschuldigst gepostet, die anderen folgen in den nächsten Tagen. Aber auch zur Berlinale selbst möchte ich ein paar Worte verlieren.

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Schön sehen Sie aus, die Eintrittskarten, aber sie zu bekommen war gar nicht so einfach. Die Tickets für die Filme werden nämlich immer erst 3 Tage vor der Vorstellung online buchbar. Für mich als Besucher von außerhalb bedeutete das, dass ich mich über mehrere Tage hinweg jeden Vormittag eine Viertelstunde mit dem Ticketing-System der Berlinale auseinandersetzen durfte, das nicht besonders komfortabel ist – immerhin kenne ich jetzt meine Kreditkartennummer auswendig. Die Idee hinter dieser Zeitverzögerung ist wohl, dass die Entstehung eines Schwarzmarktes unterbunden werden soll. Das mag ja bei begehrten Wettbewerbsfilmen wie True Grit und Konsorten Sinn machen, aber von „meinen“ 8 Vorstellungen war keine einzige auch nur annähernd ausverkauft.

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Kommen wir zu den Festival-Kinos, von denen ich fünf kennenlernen durfte: Das Cinemaxx, das Cubix, das Colosseum, das Cinestar und den Celphi äh, Delphi-Filmpalast. Die ersten drei waren im Großen und Ganzen ok, im Colosseum (Saal 1) war die Leinwand etwas zu klein für die Größe des Saals und im Cubix war der Sound viel zu basslastig. Wirklich beeindruckt hat mich das Cinestar, mit superscharfem Bild und sehr schön ausbalanciertem Sound sowie mit den stylischsten Toiletten die ich je in einem Kino gesehen habe. Siehe das Foto aus dem Inneren einer Herrentoilette oben, wobei die CD allerdings  nicht Bestandteil des Original-Designs war, sondern von einem kreativen und geschmackvollen Geist (also nicht von mir) mit beidseitigem Klebeband hingepappt wurde.

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Mein Lieblingskino ist aber der Delphi-Filmpalast, ein schönes, ehrwürdiges, altes Kino mit Funzellampen im Eingangsbereich und einem herrlichen Kinosaal (natürlich mit Empore), in dem man nur darauf achten muss, sich einen Platz hinter einem möglichst kleingewachsenen Vordermann zu suchen. Die Technik ist top, und vor Beginn der Vorstellung erklingt tatsächlich genau derselbe Gong, den ich aus dem Hamburger Metropolis gewohnt bin! Ich hab mich also gleich ganz wie zuhause gefühlt 🙂

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Enttäuscht war ich jedoch über die fehlende Festivalatmosphäre, in vielen Kinos sah alles nach Business as usual aus (siehe das Cinemaxx oben). Ja, überall hingen Berlinale-Plakate und vor jedem Film gab es die obligatorische Begrüßung des Publikums, die aber ziemlich karg und lieblos ausfiel, so nach dem Schema  „Willkommen auf der Berlinale, wir zeigen jetzt den Film XYZ. Viel Spaß.“ Da kann man mit ein bisschen Charme, Persönlichkeit und emotionaler Ansprache des Publikums deutlich mehr draus machen, selbst wenn man sich nicht den Stress geben mag, Hintergründe zu den Filmen zu recherchieren.

Auch von den Aktivitäten die neben den Vorführungen so liefen hab ich als „normaler“ Kinogänger so gut wie nichts mitbekommen: kulturelle Veranstaltungen, Parties, Gesprächsrunden – wenn es sie gab, musste man wohl danach suchen. Kein Vergleich zu den kleineren Festivals, die ich in den letzten Jahren kennenlernen konnte!

Vielleicht liegt das einfach an der Größe der Berlinale. Wer ein solches Massenpublikum bedient, kann wahrscheinlich gar nicht mehr nette Kamingespräche anbieten, weil der Andrang viel zu groß wäre. Allein bei der Masse an Medienvertretern wird wohl aus jeder Diskussionsrunde mit einem Filmschaffenden gleich eine Pressekonferenz. Verständlich, aber irgendwie auch schade, geht so doch das Besondere an der Festival-Atmosphäre verloren.

PS: Einen wunderschön bebilderten Berlinale-Bericht gibt es bei Fritz.

Dieses Mal ist es Marie, die einen vor Jahren gesehenen Film sucht und sich nicht mehr an den Titel erinnern kann. Eine zentrale Rolle im gesuchten Film spielt das Anfang der 1990er „populär“ gewordene Phänomen des enjokōsai, das sogenannte „bezahlte Dating“, bei dem Schülerinnen sich mit erwachsenen Männern verabreden und dafür entlohnt werden. Manchmal sind diese Dates ganz harmlos, aber oft gehen sie fließend in Prostitution über.

Das Phänomen trat nach dem Ende des japanischen Wirtschaftsbooms auf und fand schnell Eingang in die Kultur. Auch in zahlreichen Filmen wurde es aufgegriffen, zu den berühmtesten Beispielen gehören Shunji Iwais All about Lily Chou-Chou und Hideaki Annos Love and Pop. Doch diese beiden scheinen es nicht zu sein, nach denen Marie auf der Suche ist. Hier ist ihre Beschreibung des Films:

Im Film geht es um 2 Schülerinnen, die eng befreundet sind und eine der beiden sich mit Männern trifft und gegen Geld mit ihnen schläft. Irgendwann verliebt sie sich auch in einen ihrer Freier, doch der will später nichts mehr von ihr wissen. Irgendwann stirbt das Mädchen und ihre beste Freundin fährt damit fort, wo sie aufgehört hat, gewissermassen um sich zu „rächen“. Als der Vater der Freundin das herausfindet, ist er erschüttert und sucht ihre Freier auf um sie bloß zu stellen, dabei bringt er auch einen um (soweit ich mich erinnern kann). In der Endsequenz befindet sich der Vater und die Tochter an einem See und der Vater weiß, daß ihn gleich die Polizei abholen kommt, also zeigt er seiner Tochter noch kurz wie man mit dem Auto umgeht. Dann kommt auch schon die Polizei und nimmt den Vater mit, alleine bleibt noch die Tochter, die dann mit dem Auto wegfährt.

Na, wer kann Marie auf ihrer Suche helfen?

Stefanie hat sich kürzlich mit der Frage nach einem Film an mich gewandt. Hier ist ihre Beschreibung:

Vor ein paar Monaten habe ich bei Bekannten von Bekannten einen japanischen Film gesehen.
Ort der Handlung ist eine Jungen-Schule. Die Schüler treffen sich regelmäßig auf dem Schuldach für eine Mutprobe. Sie stellen sich auf den Rand der Brüstung, halten sich am Geländer fest. Dann lassen sie los und zählen hoch, wie lange sie ohne Halt, kurz vor dem Absturz loslassen können. Insgesamt wirkt der Film eher schwermütig bis depressiv. Immer wieder geht es um Schülerrivalitäten. das Szenenbild, die Musik sind sparsam.

Leider bin ich hier mit meinem Latein am Ende. Ich kenne einige Filme, die an Schulen spielen und bei denen es um Rivalitäten geht, ist ja ein schon fast klassisches Motiv. Aber mit dieser Mutprobe kann ich nichts anfangen. Hat jemand von euch eine Idee und kann Stefanie weiterhelfen?

Japanische Filme zu schauen macht mir – wenig überraschend – große Freude und immer wieder gibt es dabei ganz besondere Momente: Eine unerwartete dramaturgische Wendung, die mich verdutzt. Eine besonders geniale Kameraeinstellung, die mich begeistert. Eine schauspielerische Leistung, die mich zutiefst berührt. Aber die intensive Auseinandersetzung mit den Filmen und die Beschäftigung mit angrenzenden Themen führen manchmal auch weit abseits der Filme, völlig überraschend und in Situationen in denen ich es nie erwartet hätte, zu solchen ganz besonderen, unvergesslichen Erlebnissen. So geschah es auch vor gut einer Woche.

Ich war im Süden der Türkei, in dem kleinen Touristenort Fethiye, unterwegs. Um einen der wenigen Regentage zu überbrücken, suchte ich nach einer Buchhandlung mit englischsprachigen Büchern. Ich war schon vergeblich durch mehrere Straßenzüge voller Touristenläden geschlendert und kurz davor, die Hoffnung aufzugeben, als ich unverhofft auf der Hafenpromenade einen kleinen Buchladen entdeckte, der sogar einige gebrauchte englische Bücher führte. Der Tag schien gerettet, ich malte mir schon aus, wie ich den Rest des Tages lesend im gemütlichen Ohrensessel meines Hotelzimmers verbringen würde, während der Regen an die Fensterscheiben prasselt.

Doch beim Durchstöbern des Regals wurde mir schnell klar, dass sich die Produktpalette wohl vor allem an den Interessen von Damen mittleren und fortgeschrittenen Alters aus der englischen Mittelschicht orienterte (die in der Gegend einen großen Teil der Touristen stellen): Titel wie „To love again“, „The Wedding“, „Sunset in Saint Tropez“ und dergleichen Kram von Danielle Steel oder Rosamunde Pilcher bestimmten die Auslage. Nach ein bisschen Suchen fand ich immerhin die Memoiren von Hillary Clinton – nicht ganz das, was ich mir für einen spannenden Lesemarathon gewünscht hätte, aber angesichts der Alternativen schon eine regelrechte Erleuchtung.

Und dann passierte es: In einem der untersten Regalfächer blieben meine rastlos umherwandernden Augen an einem Titel hängen, einem Titel, wie er überraschender an diesem Ort, zwischen diesen anderen Büchern kaum hätte auftauchen können. Wie ich mich nach unten bückte, um das Buch aus dem Regal zu holen, dürfte mein Gesichtsausdruck wohl so ähnlich gewesen sein wie der von Neil Armstrong, als er die ersten Schritte auf dem Mond machte: Ich hielt eine säuberlich eingeschweisste Ausgabe von Yasutaka Tsutsuis „Paprika“ in den Händen! Richtig, die Romanvorlage für DEN Paprika! Der Moment, als ich das Buch in den Händen hin- und herdrehte und kurz daran dachte, wie wahrscheinlich es ist, dass ein ausgemachter Fan dieses Films wie ich ausgerechnet in einem Secondhand-Buchladen in der Türkei zwischen lauter Kitschromanen diesen Roman findet, bekam ich eine Gänsehaut!

Dann hab ich das Buch zurückgelegt und die Memoiren von Hillary Clinton gekauft. Scherz 😉

Den Rest des Tages (und einen guten Teil der Nacht) verbrachte ich dann mit Dr. Atsuko Chiba, ihrem alter ego Paprika und dem unfassbar fetten Tokita auf der Jagd nach dem DC Mini; und jedesmal wenn ich daran zurückdenke, wie völlig verblüfft ich in diesem Buchladen stand, läuft es mir wieder kalt den Rücken hinunter. Das sind diese Gänsehaut-Momente, die weit über die Filme hinausgehen und Dingen Bedeutung verleihen, die für andere Menschen einfach nicht nachvollziehbar sind. Was einerseits wunderschön, aber auch ein bisschen traurig ist.

Habt ihr auch schonmal solche unerwarteten Gänsehaut-Momente erlebt?

Dieser Artikel ist Teil des Japanese Film Blogathon 2010.

Einen der schönsten Momente für mich persönlich beim letzten Japanischen Filmfest hier in Hamburg erlebte ich am Sonntagvormittag. Nach der Vorführung von Appassionata sprach ich eine ältere Dame an, die sich in der Diskussion mit Regisseur Nakajima eifrig zu Wort gemeldet hatte. Nachdem wir eine Weile über den Film gequatscht hatten, stellte sich heraus, dass sie zu den gelegentlichen Lesern meiner hiesigen Ergüsse zahlt und durch meinen Blog auf zahlreiche Filme aufmerksam wurde. Auf solche Begegnungen hoffe ich auch für dieses Jahr! Da ich von ein paar meiner „Regulars“ weiß, dass der Kinobesuch eingeplant ist, möchte ich solchen Begegnungen ein bisschen auf die Sprünge helfen 😉

Hier sind die Vorführungen, die ich mir anschauen möchte:

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Auch wenn mich Tajomaru als Film nicht besonders interessiert, den Eröffnungsabend kann ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Könnte höchstens sein, dass die seit gestern auf dem Vormarsch befindliche Erkältung mir einen Strich durch die Rechnung macht. Am Donnerstag und Freitag stellt sich das Programm fast von selbst auf, da ich dieses Jahr keinen Urlaub nehmen konnte, so dass nur Abendvorstellungen drin sind – sehr schade, da ich nun Yojimbo auf der großen Leinwand verpasse 🙁

Dafür freue ich mich umso mehr auf Mamoru Hosodas Summer Wars und natürlich auf Rashomon. Diese beiden waren klar, da brauchte ich nicht lange zu überlegen. Am Samstag dagegen fiel die Auswahl deutlich schwerer, letztlich hab ich mich dann mit All to the sea und dem Yamaguchi-Fokus für Filme entschieden, bei denen auch die Macher vor Ort sind. Am Sonntag dann der Klassiker mit dem Filmfrühstück, Sieben Samurai muss natürlich auch sein und High Kick Girl klingt nach einem guten, adrenalinhaltigen Ausklang für das Festival.

Also dann viel Spaß und hoffentlich sieht man sich!

Heute vor 100 Jahren, am 23. März 1910, wurde Akira Kurosawa in einem südlichen Stadtbezirk Tokyos geboren. Er gilt als der bekannteste und einflussreichste japanische Regisseur überhaupt und als einer der wichtigsten Regisseure der Kinogeschichte weltweit. Von seiner Bedeutung für den japanischen Film und das Weltkino abgesehen, hat Akira Kurosawa aber in den letzten Jahren auch für mich ganz persönlich eine wichtige Rolle gespielt.

Ohne Kurosawa und seine Filme würde ich nämlich diesen Blog nicht schreiben und mich wahrscheinlich auch nicht weiter für japanische Filme interessieren. Meine ersten Begegnungen mit japanischen Filmen erlebte ich im Frühjahr 2003, als ich Prinzessin Mononoke und Chihiros Reise ins Zauberland sah. Ich war total begeistert, ohne dass ich das aber zum Anlass genommen hätte, mir weitere Filme aus Japan anzusehen. Erst zwei Jahre später fiel mir Rashomon in die Finger, und nun machte es plötzlich „klick“.

Zum Glück gab es damals gleich um die Ecke bei mir eine hervorragende Videothek, bei der ich mir weitere Filme Kurosawas ausleihen konnte. Außerdem stieß ich in der Uni-Bibliothek auf Bücher über Kurosawa, las seine Autobiographie und dann auch Donald Richies Standardwerk Hundred Years of Japanese Film – und nun gab es kein Halten mehr! Ich wollte immer mehr wissen, immer mehr dieser fantastischen Filme sehen und ihre Hintergründe verstehen.

Schnell war ich an einem Punkt angekommen, an dem mir eine passiv-konsumierende Rolle nicht mehr reichte. Ich wollte mich mit anderen Menschen über diese Filme austauschen und ein kleines bisschen dazu beitragen, dass mehr Menschen diese in Deutschland weitgehend unbekannten Schätze zu sehen bekommen. Am 22. September 2006 ging es dann los mit Japankino und nicht zufällig waren die ersten Filme, die ich hier vorgestellt habe, durchweg von Kurosawa: Ein wunderschöner Sonntag, Kein Bedauern für meine Jugend, Yojimbo und Madadayo legten die Basis.

Im selben Jahr war ich außerdem nach Hamburg gezogen und es dauerte natürlich nicht lange, bis ich herausfand, dass die Hansestadt mit einem eigenen japanischen Filmfest gesegnet ist. Nach einem Besuch als Dauerkarteninhaber war ich dann auch ruckzuck im Orga-Team und habe mich die letzten beiden Jahre bemüht, das JFFH noch interessanter und vielfältiger zu machen. Am Ende des letzten Filmfests wurde ich mal gefragt, was denn fürs nächste Jahr ansteht und die Antwort war natürlich klar: Eine Kurosawa Retrospektive. Zum Glück musste ich für die Idee bei den anderen Team-Mitgliedern nicht allzu viel Werbung machen und bald ist es dann soweit.

Für mich schließt sich damit in gewisser Hinsicht der Kreis: Akira Kurosawas Filme standen ganz am Anfang und lösten meine Liebe zu japanischen Filmen mit aus. Jetzt, ein paar Jahre später, kann ich selbst ein kleines bisschen dazu beitragen, eine Kurosawa-Retrospektive auf einem Filmfest zu organisieren und die Begeisterung immer weiter zu tragen. Das soll natürlich auch hier im Blog weitergehen und ich werde daher in den nächsten Wochen – so weit das die Zeit zulässt – meine kleine private Kurosawa-Retro zelebrieren, mit der „richtigen“ beim JFFH als Höhepunkt.

Los geht’s in den nächsten Tagen mit einer Trailer-Sammlung, ein besonders schönes Exemplar gibt’s heute schon: